Arbeitsmarktbericht April 2023

Nur zögerliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt

28.04.2023 | Presseinfo Nr. 29

Im April ist die Arbeitslosigkeit erneut leicht gesunken und setzt die Entwicklung des Vormonats fort, jedoch vergleichsweise verhalten. Vergleicht man die Arbeitslosenzahlen für den Monat April diesen Jahres mit dem der Vorjahre so fällt auf, dass der saisonübliche Rückgang für die Jahreszeit und die damit zu erwartende Frühjahrsbelebung weniger stark ausfällt. Ausgenommen von dieser Betrachtung bleibt der April im Jahr 2020, der den Beginn der Coronapandemie markiert. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls.

Insgesamt waren im April 11.621 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Das waren 87 Personen weniger als im vergangenen Monat. Die Arbeitslosenquote beläuft sich weiterhin auf 5,0 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,2 Prozent (+0,8 Prozentpunkte). Seit dem Rechtskreiswechsel aus dem Bereich des Asylbewerberleistungsgesetzes in die Grundsicherung (SGB II) zum 1. Juni 2022 bildet sich die kriegsbedingte Fluchtmigration aus der Ukraine in der Arbeitsmarktstatistik ab. Vorläufigen Erhebungen zu Folge waren zuletzt 1.102 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet. Im April des Vorjahres waren dies noch 15 Personen. 

Trotz der leichten Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt und der ausstehenden Frühjahrsbelebung lässt sich die regionale Beschäftigungssituation im Zeitreihenvergleich positiv betrachten. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bleibt auf Wachstumskurs und lässt insbesondere zwei Beschäftigungsgruppen von der Einstellungsbereitschaft der hiesigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber profitieren, die es für gewöhnlich schwerer haben auf dem Arbeitsmarkt: Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Frauen. Sie profitierten auch unter negativen konjunkturellen Einflüssen, wie der Coronapandemie, von dem Beschäftigungsaufbau der sich aktuell langsamer fortsetzt, dennoch aber in der Zeitreihe betrachtet deutliche Zuwächse verzeichnet. In der Altersgruppe von 50 bis 65 Jahren sind aktuell über ein Drittel mehr Arbeitskräfte beschäftigt als noch im Jahr 2012. Besonders bemerkenswert ist dabei ein zu verzeichnender Wandel bei den Beschäftigungsformen und -zeiten. Wo es die betrieblichen Strukturen ermöglichen, lässt eine Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort Frauen mit Erziehungsverantwortung und ältere Beschäftigte, gemäß ihren Vorstellungen und Möglichkeiten, am Arbeitsleben teilhaben. Auch kehren Frauen seit einigen Jahren häufig früher und mit einem höheren Arbeitsvolumen in Beschäftigung zurück. Den lebens- und berufserfahreneren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist es ebenso zunehmend möglich, ihrer Beschäftigung bis ins hohe Alter nachzugehen. Obgleich sie weiterhin schlechtere Chancen haben Arbeitslosigkeit zu überwinden und mit Blick auf eine erneute Beschäftigungsaufnahme benachteiligt sind, steigt deren Erwerbsquote grundsätzlich seit 10 Jahren kontinuierlich an.

„Die Entwicklungen in der Beschäftigung bilden den demografischen Wandel auch für unsere Region ab: Die Erwerbstätigkeit von berufs- und lebenserfahrenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nimmt deutlich zu, die der Jüngeren nimmt leicht ab. Dies begründet sich mit dem Altern der Erwerbsgesellschaft im Agenturbezirk. Unternehmen, die ein kleveres Wissensmanagement betreiben, sorgen rechtzeitig dafür, das der Transfer von vorhandenem und für das Unternehmen wichtigen Know-How an jüngere Kolleginnen und Kollegen übertragen und dort sicher gebunden wird. Um dem Fachkräftebedarf gerecht zu werden, bedarf es neben der Berücksichtigung von Aspekten wie Einwanderung oder erhöhter Frauenerwerbsbeteiligung auch der Unterstützung von älteren Beschäftigten, damit diese möglichst lang die Arbeitswelt bereichern. Mehrgleisige Strategien zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften und damit der Erschließung des vollen Potentials einer Gesellschaft sind zwingend erforderlich. Neben der Rekrutierung durch Ausbildung und der Qualifzierung von Beschäftigten spielt auch die eigene Attraktivitätssteigerung für Unternehmen eine wichtige Rolle und sind Treiber für die Sicherung von Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. 

 

Dabei ist es auch wichtig Menschen, die nicht auf den ersten Blick allen Ansprüchen für eine konkrete Stelle genügen, eine Chance zu geben und diese aktiv bei der Aufnahme einer Beschäftigung zu unterstützen damit diese ihr volles Potential entfalten können. Hierzu erkärt Christoph Sczudlik, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein: „Arbeitgebeberinnen und Arbeitgeber, die arbeitsmarktfernen Bürgerinnen und Bürger die Hand reichen, profitieren in mehrfacher Hinsicht: Nach der gemeinsamen Überwindung von Hürden zu Beginn einer Beschäftigungsaufnahme, die die betroffenen Langzeitarbeitslosen in ihrer Lebenssituation zunächst herausfordert, folgt die Freude über den Erfolg: Beschäftigte und Unternehmen sehen das Ergebnis für die Anstrengungen auf beiden Seiten. Dankbarkeit für die erhaltene Perspektive stellt sich bei den geförderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein, die wiederum mit überdurchschnittlicher Motivation, Einsatzsbereitschaft und Unternehmenstreue gerne ihre Arbeit leisten und dauerhaft im Unternehmen bleiben wollen. Das Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein bietet finanzielle Unterstützung an, die die Bereitwilligkeit, auch beladenere Menschen zu integrieren, erhöhen soll und den damit verbundenen Mehraufwand für Unternehmen zu kompensieren.“ Grundlage hierfür bietet das Teilhabechancengesetz, welches bereits am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist. Es soll Menschen, die schon sehr lange arbeitslos sind eine Perspektive bieten, indem ihre Beschäftigungsfähigkeit durch intensive Betreuung, individuelle Beratung und wirksame Förderung verbessert wird. Christoph Sczudlik ergänzt hierzu: „Es zeigt sich, dass Unternehmen, die sich gesellschaftlich einbringen, für ihr Engagement und der Wertschätzung, die sie diesem besonderen Personenkreis entgegenbringen, belohnt werden. Auf diese Weise haben schon einige von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Menschen nachhaltig ihren Weg zurück in Arbeit gefunden.“

Interessierte Arbeitgeber können sich telefonisch an den Arbeitgeberservice der Bundesagntur für Arbeit unter 0800/4555520 wenden oder per Mail an Arbeitgeberbetreuung.Siegen@jobcenter-ge.de.