Auch im Mai ist die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk nur leicht gesunken und setzt den zögerlichen Aufwärtstrend der Vormonate fort. Ähnlich verhalten wie die Entwicklung der Außentemperaturen im Monat Mai zeigt sich auch der regionale Arbeitsmarkt zwar weiterhin robust, aber eine spürbare Frühjahrsbelebung lässt weiterhin auf sich warten.
Insgesamt waren im Mai 11.539 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Das waren 82 Personen weniger als im vergangenen Monat. Die Arbeitslosenquote beläuft sich auf 4,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,1 Prozent (+0,8 Prozentpunkte). Seit dem Rechtskreiswechsel aus dem Bereich des Asylbewerberleistungsgesetzes in die Grundsicherung (SGB II) zum 1. Juni 2022 bildet sich die kriegsbedingte Fluchtmigration aus der Ukraine in der Arbeitsmarktstatistik ab. Vorläufigen Erhebungen zu Folge waren zuletzt 1.098 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet. Im April des Vorjahres waren dies noch 14 Personen.
Saisonal untypisch kommt der Arbeitsmarkt in beiden Kreisen nicht so recht in Schwung - und dennoch, trotz ausbleibender Aufwärtsdynamik kennzeichnet den hiesigen Arbeitsmarkt vor allem eines: Stabilität. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (aktuellster Datenstand März 2023, Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit) nimmt weiter leicht zu und die Anzahl der Entlassungen ist gering. Wirtschaftsforscher sprechen aktuell von einer Stagnation in der Wirtschaft. „Der Personalbedarf ist hoch, was sich an dem hohen Bestand an gemeldeten Stellen ablesen lässt. Die Einstellungen im größeren Umfang bleiben aber aus. Diese paradoxe Entwicklung lässt sich mit einem Ungleichgewicht zwischen Anforderungen der angebotenen Stellen und der vorhandenen Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber erklären. Die Unternehmen in der Region fahren so zwangsläufig mit angezogener Handbremse. Sie blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft, halten an ihrem Stammpersonal fest und es fällt ihnen zunehmend schwer geeignete Fachkräfte zu rekrutieren. Die Firmen reagieren abwartend und müssen teilweise die Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinausschieben. Unser Bestreben als wichtige Partnerin der regionalen Wirtschaft auf dem Arbeitsmarkt ist es daher, das Ungleichgewicht zwischen arbeitsuchenden Bürgerinnen und Bürgern und den stellenbezogenen Anforderungen, die die Betriebe haben, auszugleichen und möglichst eine Balance herzustellen. Es warten viele freie Stellen auf eine Besetzung durch ausgebildete Fachkräfte. Auch Nachwuchskräfte haben aktuell gute Chancen auf einen Einstieg in das Berufsleben. Alleine schon aufgrund der Altersstruktur der eigenen Belegschaft suchen zahlreiche Unternehmen intensiv aufgrund des bereits spürbaren Personalengpasses und mit Blick auf den sich weiter verschärfenden Bedarf. Hiervon profitiert der Arbeitsmarkt und ist in der Lage sich vom restlichen wirtschaftlichen Geschehen abzukoppeln “, kommentiert Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Siegen die Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Christopher Sczudlik, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein ergänzt Krömers Ausführungen um eine Einschätzung für die Situation insbesondere der Langzeitarbeitslosen Menschen und auch der Personen, die aufgrund des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine in den Agenturbezirk geflüchtet sind: „Für unsere Bürgerinnen und Bürger, die von den Beratungsfachkräften in der Aufnahme einer Beschäftigung unterstützt und begleitet werden, wünschen wir uns neuen Auftrieb für die kommenden Wochen. Mit diesem Wind im Segel können dann auch wieder Bewerberinnen und Bewerber mit absolvierten Sprachkursen oder Qualifizierungen Kurs auf eine Anstellung in einem der vielen attraktiven Unternehmen in der Region nehmen.“