Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit
Langsam aber stetig steigt die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk an. Damit setzt sich die Entwicklung aus dem vergangenen Jahr weiter fort: Die wirtschaftlichen und geopolitischen Einflüsse machen sich peu à peu bemerkbar. Im Februar ist die Zahl der Arbeitslosen erneut moderat angestiegen. Es herrscht weiterhin winterliche Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. Auch die gemeldeten Stellen gehen in beiden Kreisen spürbar zurück. Und obwohl die Bedarfslage an qualifizierten Fachkräften der Unternehmen klar formuliert scheint, zeigen sich viele Entscheider zögerlich auch tatsächlich Arbeitsplätze zu offerieren und vertagen ihre Rekrutierungsbemühungen. De facto ist es auf dem Siegener Arbeitsmarkt zu einem Stillstand gekommen. Denn bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit, wie schon im Vormonat abzulesen war, größtenteils auf die Jugendlichen zurückzuführen ist, die nach der Berufsausbildung auf die Siegener Arbeitsagentur zukommen und in der Regel rasch in eine Anschlussbeschäftigung vermittelt werden.
Frauen in MINT-Berufen
Der 8. März in der kommenden Woche markiert traditionell den internationalen Tag der Frauen. Auch die Siegener Arbeitsagentur bietet an diesem Tag unter dem Titel „Frauen und IT? Ja, bitte!“ von 9:30 Uhr bis 12:30 Uhr eine Infoveranstaltung im Berufsinformationszentrum (BiZ) an, die Frauen ermutigen soll, in der IT Fuß zu fassen. Ein Bereich mit ausgezeichneten Wachstumsperspektiven, guten Vereinbarkeitsoptionen und attraktiven Verdienstmöglichkeiten. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt werden die sogenannten MINT-Berufe, Jobs im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, immer nachgefragter und wichtiger. Die Beteiligung von Frauen in MINT-Berufen ist über die Landesgrenzen hinweg jedoch, so auch im Agenturbezirk, von Zurückhaltung geprägt und das gleich zu Beginn der Berufswegplanung. Im Ausbildungsjahr 2022/2023 kamen in beiden Kreisen, Siegen-Wittgenstein und Olpe, auf 1602 offerierte Ausbildungsplätze lediglich 88 Bewerberinnen. Und auch der Anteil der Frauen an Beschäftigung im MINT-Bereich stagniert auf niedrigem Niveau (2023: 12,2 Prozent).
Frauenerwerbstätigkeit
Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Siegener Arbeitsagentur, stellt zur Beschäftigungssituation von Frauen im Agenturbezirk fest: „Wir freuen uns, dass der Frauen-Anteil an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung erneut gestiegen ist. Zudem arbeiten knapp 60 Prozent der Frauen als qualifizierte Fachkraft in den Unternehmen. Neben der finanziellen Sicherheit, die Frauen sich damit selbst, jetzt und auch für die Zukunft, bieten, stellt ihr hoher Beschäftigungsanteil einen wichtigen Teil der Lösung, mit Blick auf den weiter wachsenden Fachkräftebedarf, dar. Rund 21 Prozent der Frauen arbeiten sogar auf dem Niveau der Expertin oder Spezialistin. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass damit 20 Prozent aller Frauen im Helferbereich tätig sind. Hier sehen wir noch viel Potential was es zu heben gilt.“
Beschäftigungssituation ausländischer Frauen
Auch die Gruppe der ausländischen Frauen weist deutliche Wachstumsquoten auf. 9,3 Prozent mehr Frauen als im Vorjahr schafften den Sprung in eine Erwerbstätigkeit. Hierzu kommentiert der Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Olpe, Hans-Georg Völmicke: „Das immer mehr Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte ihren Weg in Beschäftigung finden, ist eines der Schwerpunktthemen für dieses Jahr: Mit dem Job-Turbo wollen wir deutlich schneller als bisher und vor allem dauerhaft diesem Personenkreis echten Zugang ermöglichen. Einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen und damit die eigene Familie finanziell zu unterstützen, hilft diesen Menschen in die Mitte der Gesellschaft.“
Mini-Job und Teilzeitbeschäftigung
Ein Blick in die geringfügige Beschäftigung verrät leider noch immer: Mini-Jobs sind weiblich dominiert. Von allen Minijobs sind 65,7 Prozent weiblich besetzt. Auch die Teilzeit-Beschäftigung bleibt überwiegend ein weibliches Beschäftigungsmodell. In beiden Kreisen, Siegen-Wittgenstein und Olpe, arbeiten von 100 Teilzeit-Beschäftigten anteilig 82 Frauen in Teilzeit. Der Anteil weiblicher Beschäftigter an der Vollzeitbeschäftigung liegt dagegen bei 28,7 Prozent.
Auch hier gilt es Lösungen zu finden, die es den Frauen noch leichter macht, die Vereinbarkeit beider Lebensbereiche, Job und Familie, zu realisieren. Stephanie Krömer weiß aus vielen Gesprächen mit Unternehmen: „Die Firmen tun ihr Möglichstes, sich um flexible Beschäftigungsmodelle zu bemühen. Sie demonstrieren Familienfreundlichkeit und zeigen Haltung, wenn es um das Finden individueller Lösungen geht. Bewerberinnen und Bewerber tun gut daran, offen und klar ihre Vorstellungen und Verfügbarkeiten zugleich zu kommunizieren. Man reicht sich sozusagen auf halber Strecke die Hand.“
Frauen und Arbeitslosigkeit
Blickt man auf die arbeitslos gemeldeten Frauen ist besonders auffällig, dass zwei Drittel von ihnen über keine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Auch stellen Erziehungs- und Betreuungsaufgaben unverändert ein Arbeitslosigkeitsrisiko und Vermittlungshemmnis dar. Wunsch und Wirklichkeit liegen hier teilweise noch auseinander. Zeit dies anzunähern. Damit Frauen auch so am Erwerbsleben partizipieren können, wie sie es sich wünschen.
Und noch eine Entwicklung fällt auf: Schülerinnen entscheiden sich häufiger als Schüler für einen weiteren Schulbesuche nach der 10. Klasse. Nur 38 Prozent der Ausbildungsinteressierten sind weiblich. Dabei halten sich leider die Stereotype hinsichtlich typisch weiblicher und männlicher Beschäftigung hartnäckig. In Schulen des Gesundheitswesens sind 75 Prozent der Schülerschaft weiblich. „Unser Anspruch lautet daher in unserer Beratungsarbeit mit den Jugendlichen stärkenorientiert und klischeefrei zu unterstützen“, so Stephanie Krömer.