Im Rahmen der Woche der Ausbildung zeichnet die Agentur für Arbeit Siegen dieses Jahr das Schuhhaus Koch mit dem Zertifikat für hervorragendes Engagement in der Ausbildung aus. Das Schuhhaus in zentraler Lage in Olpe ist einer von drei Betrieben, welchen die Agentur für Arbeit im Rahmen der Woche der Ausbildung in diesem Jahr ausgezeichnet hat.
Gleich beim Betreten der neu eröffneten, großzügigen Räumlichkeiten des Schuhhauses Koch mit angegliederter hauseigener Orthopädie, erscheint der Gedanke, in diesem Ambiente eine Ausbildung starten, gar nicht abwegig. Ein Förderband unter der Decke befördert unentwegt aktuelle Schuh-Highlights und Handtaschen und inspiriert Kundinnen und Kunden so während ihres Einkaufes. Freundliches Verkaufspersonal gibt gerne Auskunft und berät individuell. Dennoch erzählen Anna Schnüttgen und Ansgar Koch, Geschäftsführende im Schuhhaus Koch, offen von ihren Rekrutierungsherausforderungen im Bereich Ausbildung: „Das Berufsbild des Orthopädietechnikers ist unter den Jugendlichen schlichtweg nicht bekannt und steht ganz am Ende der Antworten, wenn es um die Frage geht‚ welchen Beruf man später einmal ergreifen möchte. Oft wird mit dem Berufsbild auch das antiquierte Bild des Schuhmachers aus dem Mittelalter assoziiert, in Lederschürze auf einem Stuhl sitzend, Schuhe flickend oder mit Leder reparierend. Dabei arbeitet man heute mit Materialien wie Carbon und auch nicht mehr im stillen Kämmerlein. Ein moderner 3D-Scanner erledigt Feinstabmessungen in Sekundenschnelle. Der Beruf ist abwechslungsreich, vielfältig und sehr technisch geworden.“
Doch wie bekommt man diese überholten Vorstellungen aus den Köpfen vieler Jugendlicher und ersetzt sie durch das Bild eines Jobs, der zudem davon geprägt ist, mit Kundinnen und Kunden im Gespräch zu sein, in modernen Verkaufsräumlichkeiten oder in der angegliederten Werkstatt? Im Schuhhaus Koch probiert man vieles aus. Ein wichtiger Weg sind Praktika. Denn im Erleben entsteht die Chance, die Schülerinnen und Schüler zu überzeugen. Das bindet wichtige Ressourcen - Zeit und Personal - ist es aber wert. Stephanie Krömer, Vorsitzende der Siegener Arbeitsagentur, erklärt hierzu: „Unserer Berufsberater sind beständig an den Schulen unterwegs und im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Die krasse Entwicklung der hohen Studierneigung sehen wir im Moment gebrochen. Das eröffnet uns die Räume, den jungen Menschen die attraktiven Karrierewege und mannigfaltigen Möglichkeiten nach der Ausbildung aufzuzeigen.“ Krömer bewertet im Gespräch mit dem Führungsduo die berufliche Perspektive nach der Ausbildung des Orthopädietechnikers als ausgezeichnet: „Wir haben die demographische Entwicklung wie sie ist. Die Menschen werden immer älter und benötigen vermehrt ihre Dienstleistungen. Ein Job in der Orthopädietechnik bietet, neben der technischen Komponente und den Digitalisierungsaspekten, vor allem eines: Beschäftigungssicherheit. Lange Arbeitslosigkeit ist hier kein Thema. Wir wissen außerdem, dass viele Jugendliche in ihrem Beruf Sinnhaftigkeit spüren wollen. Das können sie hier. Als Orthopädietechniker helfen sie, tun Gutes, sorgen für Bewegung und erhalten hierzu unmittelbare Rückmeldung durch zufriedene Kunden. Dieses Motiv gilt es in den Fokus zu rücken.“ Dieses Argument unterstreicht auch Carsten Plate, Teamleiter im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit, durch seine Einschätzung: „Neben den sozialen Aspekten spielt auch die Auslebung von Kreativität eine Rolle. Als Orthopädietechniker kann man gestalten und kreativ sein. Wir als Akteure am Arbeitsmarkt sind gefordert, Berührungspunkte zu erzeugen, um diese Vorteile den jungen Menschen anschaulich zu machen.“ Neben Praktika, die betriebliches Erleben bieten, können das auch die aktuellen Auszubildenden selbst tun. Im Gespräch untereinander können sie auf Augenhöhe andere von den Vorzügen überzeugen. Sogenannte Ausbildungsbotschafter sind es, die beispielsweise auch auf Messen zum Einsatz kommen und über ihren Ausbildungsalltag berichten.
Nadya Kononov, 32 Jahre alt und Auszubildende in Teilzeit in der Orthopädie Koch, berichtet von ihren Erfahrungen im Unternehmen: „Ich bin sehr glücklich meine Möglichkeit auf eine Ausbildung hier bekommen zu haben. Man nimmt Rücksicht auf meine persönliche Situation. Trotzdem kann ich einen Beruf lernen an dem ich viel Freude habe.“ Und Lars Liß, Auszubildender zum Verkäufer im Schuhhaus Koch, erklärt seine Begeisterung so: „Ich interessiere mich für Sneaker. Wenn neue Ware kommt bin ich der Erste, der die Kartons auspackt und selbst anprobiert. Mit der Ausbildung zum Schuhverkäufer habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“