Bad Berleburg: Die Agentur für Arbeit Siegen zeichnete das Diakonische Werk Wittgenstein mit dem Zertifikat für hervorragendes Engagement in der Ausbildung aus. Das Diakonische Werk Wittgenstein in Bad Berleburg ist einer von drei Betrieben, welchen die Agentur für Arbeit im Rahmen der Woche der Ausbildung in diesem Jahr ausgezeichnet hat.
Dass der Bereich Pflege elementar wichtig ist für das Funktionieren unserer Gesellschaft und noch wichtiger werden wird, mit Blick auf eine weiter alternde Gesellschaft, bleibt an diesem Nachmittag unstrittig. Die Würdigung dieses, über die bloße Arbeitsleistung hinauswirkende, besondere gesamtgesellschaftliche Engagement, ist dagegen ausbaufähig. Insbesondere dann, wenn es darum geht, junge Menschen als gesuchte Nachwuchskräfte für die Pflege zu begeistern.
Als Manuela Jansohn, Personalreferentin im Diakonischen Werk Wittgenstein, die Mitteilung erhält, dass das ihr Arbeitgeber mit dem Zertifikat für besondere Nachwuchsförderung ausgezeichnet werden soll, ist sie überwältigt: „Wir waren total überrascht. Wir haben diese Nachricht gleich im Haus verbreitet. Das der Blick bei der Auswahl auf die Pflege in Wittgenstein und damit auf uns fällt, das hat uns unheimlich gefreut.“ Tanja Baldus, Verwaltungsleitung, richtet ihren Blick in der Runde an diesem Nachmittag, gleich auf die Hauptverantwortlichen für diese Ehrung: Das Team der der Praxisanleiterinnen und -trainerinnen. Sie ist überzeugt, dass dieser Kraftakt, junge Leute zu befähigen, für die Patientinnen und Patienten, ob stationär oder ambulant, jeden Tag da zu sein, nur zusammen funktionieren kann.
Seit dem 1. Januar 2020 gibt es die neue Pflegeausbildung. Damit wird die Ausbildung zur Pflegefachkraft moderner und attraktiver. Die generalistische Ausbildung befähigt dazu, Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen zu pflegen. Aber das verläuft nicht reibungslos. Tamara Zimmermann, regionale Ausbildungskoordinatorin für das Diakonische Werk sowie die beiden Altenheime des Ev. Johanneswerks, erläutert hierzu: „Wir haben immer wieder die Prozesse intern neu gedacht, optimiert und uns gefragt: Was brauchen wir? Dazu kam, dass Corona mitten in den Start der generalistischen Ausbildung geplatzt ist. Es musste sich alles erst einmal einruckeln.“
Das besondere im Diakonischen Werk Wittgenstein, welches als Tochter mit den beiden stationären Einrichtungen Frederike-Flieder-Haus und dem Haus am Sähling zum Ev. Johanneswerk gehört, ist, dass die Auszubildenden sowohl im stationären als auch im ambulanten Dienst ausgebildet werden können und im Anschluss an ihre Ausbildung dann auch nach Möglichkeit dort einmünden, wo sie selbst hinmöchten. Diese Durchlässigkeit macht den Arbeitgeber in Sachen Pflege besonders attraktiv. Doch auch die besondere Nähe zu den Auszubildenden wird groß geschrieben, weiß Marina Guse, die den Arbeitgeber schon lange begleitet und von Seiten der Agentur für Arbeit berät und unterstützt, damit Ausbildung gelingen kann: „Ihr Erfolgsrezept ist die intensive Kombination aus Trainern und Begleitern für die Auszubildenden. Dadurch erhalten sie theoretisch, in Form von Workshops beispielsweise, als auch praktisch, auf der täglichen Tour, Anleitung und gewinnen Sicherheit. Man spürt die Nähe, zwischen ihrem Team und den Auszubildenden.“
Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Siegener Arbeitsagentur, darf an diesem Nachmittag das Zertifikat der Runde überreichen. Sie selbst betont, dass die Entscheidung für ein Unternehmen in der Pflege für sie die goldrichtige Wahl war: „Die Pflege hat schon länger als andere Branchen mit den Auswirkungen der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen. Fachkräftebedarf und Rekrutierungsprobleme, diese Schwelle hat die Pflege schon lange überschritten. Sie ist offener und flexibler geworden und musste längst kreativ werden. Auch Sie haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und begleiten und unterstützen, wo möglich. Sie versuchen für jede und jeden einen Weg zu finden – das verdient Anerkennung.“
Das Diakonische Werk versucht neben den derzeit sechs Auszubildenden auch aus den eigenen Reihen zu motivieren in die Pflege zu gehen. Zusammen mit der Agentur für Arbeit wird eine Ausbildung in der Pflege auch zu einem späteren Zeitpunkt, in der Mitte des Erwerbslebens etwa, problemlos realisiert. Etwaige Entgelteinbußen werden dabei mittels der Fördermöglichkeiten durch das Qualifizierungschancengesetz aufgefangen. Denn klar ist, die Menschen, die sich in einem fortgeschrittenen Lebensalter für eine solche Ausbildung entscheiden, sollen ohne finanziellen Nachteil für ihre Bereitschaft entlohnt werden. „Sonst würde die Entscheidung hier oftmals anders ausfallen. Denn unsere lebensälteren Umschüler stehen bereits anderen finanziellen Verpflichtungen gegenüber. Wir punkten bei diesen mit Arbeitszeiten, die sich an der derzeitigen Lebenssituation orientieren. Die jungen Pflegerinnen und Pfleger etwa, haben mit Nachtschichten und Sonn- und Feiertagsarbeiten weniger ein Problem. Denn eines ist klar: Die Menschen brauchen unsere Hilfe nicht nur von Montag bis Freitag. Wir versuchen, den Gestaltungsspielraum zu nutzen, den wir in der Ausarbeitung von Arbeitsplänen haben, jonglieren hier, sodass es für jeden passt und auch jeder mal das Wochenende mit der Familie genießen kann“, führt Christine Benfer, Pflegedienstleitung in Bad Berleburg, aus.
Die beiden anwesenden Auszubildenden, Amira Atal und Sylvia Kuhn, resümieren ihre Entscheidung für die Pflege so: „Wir würden immer wieder den Beruf wählen. Das Lächeln des Patienten beim Verlassen des Raumes gibt ein unmittelbares Feedback.“ Und Tanja Baldus rundet diese Einschätzung ab: „Menschen brauchen Menschen.“
Hintergrundinfo „Woche der Ausbildung“
Die Agentur für Arbeit Siegen verleiht die Ausbildungszertifikate im Rahmen der Woche der Ausbildung. Sie ist eine deutschlandweite Aktionswoche der Bundesagentur für Arbeit. Unter dem Motto #AusbildungKlarmachen werben die Arbeitsagenturen für die duale Ausbildung. Die Bundesagentur will mit der Aktionswoche Arbeitgebern und jungen Menschen den Stellenwert, die Chancen und die Vorteile einer beruflichen Ausbildung aufzeigen.