In der Ukraine hatte sie als Englischlehrerin gearbeitet. Eine Anerkennung ihrer Studienleistungen und ihres Diploms in Deutschland dauern noch an. Derweil wendet sie sich an das Jobcenter Olpe und erbittet Unterstützung bei der Aufnahme einer Beschäftigung als Produktionshelferin in der Metallbranche. Sie weiß, dass der regionale Arbeitsmarkt hier gute Aufnahmemöglichkeiten bietet. Ihr Mann hat inzwischen Arbeit als Konstrukteur gefunden und pendelt hierfür, Brückenleid erprobt, jeden Tag von Olpe nach Dortmund.
Natalja Dorn, Mitarbeiterin im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Olpe und des Jobcenters Kreis Olpe, hatte im Erstkontakt mit ihrer Kundin gleich eine Idee: Die Bäckerei Sangermann, ein in fünfter Generation geführter handwerklicher Familienbetrieb mit sieben Filialen, sucht für die Kommissionierung der Backwaren zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die motivierte Kundin reagiert offen und freut sich zudem über die Tatsache, dass die Produktionsstätte in Oberveischede ohne Auto zu erreichen ist. Einen Anruf später hält Olena Pashkovska die Telefonnummer des Arbeitgebers in der Hand und wird eingeladen sich zu melden. Gleich für den kommenden Tag wird ein gegenseitiges Kennenlernen in den Räumlichkeiten der Bäckerei vereinbart. Was dann folgt verläuft wie im Zeitraffer: Noch am selben Tag meldet Georg Sangermann der zuständigen Mitarbeiterin im Jobcenter Olpe zurück, Frau Pashkovska sofort einstellen zu wollen. Er freut sich, mit ihr augenscheinlich eine zuverlässige, teamfähige und fleißige Mitarbeiterin gewonnen zu haben. Georg Sangermann, selbst Bäckermeister und Geschäftsführer der Bäckerei Sangermann, fasst seinen ersten Eindruck von der neuen Mitarbeiterin rückblickend so zusammen: „Sie wollte unbedingt arbeiten, das ist lobenswert. Das hat mich beeindruckt. Sie hat sich gleich zu Beginn engagiert präsentiert. Auch sprachlich hat sie sich bereits weiterentwickelt und wird immer besser, auch durch den direkten Kontakt und im Austausch mit den Kollegen. Ich hatte wirklich Mühe, die Stelle zu besetzen. Mit Frau Pashkovska wurde mir eine fähige Mitarbeiterin vorgestellt mit der ich vollauf zufrieden bin.“
Nun schneidet sie Brot und kommissioniert Brötchen und Backwaren, die dann in eine der Filialen oder an Krankenhäuser, Seniorenresidenzen, Hotels und Unternehmen ausgeliefert werden. Angesprochen auf die Arbeitszeiten - ihre Schicht beginnt um 2 Uhr in der Nacht und endet zwischen 8 und 9 Uhr morgens - entgegnet Pashkovska mit einem Augenzwinkern: „Wer nachts arbeitet darf dafür auch bis mittags schlafen.“ Zur normalen Arbeitszeit, mitten in der Nacht, gehören dabei auch Samstage und Sonntage. Kein Problem für die motivierte Ukrainerin.
Gleich nach der Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag ruft sie ihre Beraterin Frau Dorn an und freut sich: „Ich gehe nicht, ich fliege.“ Ihre Tränen der Ankunftszeit in Deutschland sind getrocknet, wie sie sagt. Sie hat nach eigenen Angaben viel Unterstützung und Respekt erfahren und bedankt sich immer wieder dafür. Olena Pashkovska ist angekommen. In Deutschland, in Olpe und auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Sie hat ihre Chance ergriffen und sich Perspektive geschaffen.
Mit dem „Job-Turbo“ hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit Unterstützungsangebote zusammengefasst, die Geflüchteten aus der Ukraine und aus den Top acht¹ Asylherkunftsländern, zu einer schnellen und nachhaltigen Integration in Arbeit in Deutschland verhelfen sollen. Gemeinsam werden Wege in Arbeit aufgezeigt, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei der Aufnahme unterstützt, immer indivdiduell, je nach Bedarf und so auch gleich offene Fachkraftstellen besetzt. Ein Win für alle Beteiligten.
¹ Mit einer der folgenden Staatsangehörigkeit: Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien