War im letzten Berichtsmonat noch ein erkennbares Sinken der Arbeitslosigkeit erkennbar, so lässt sich für diesen Monat festhalten: Still ruht der See. Es geht kein Lüftchen.
Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk ist augenscheinlich gekennzeichnet von mangelnder Dynamik. Schlechter ist es nicht geworden – besser aber eben auch nicht.
Als zögerliches Frühlingserwachen wurde die erkennbare abnehmende Arbeitslosigkeit im März noch gedeutet. Für den Berichtsmonat April gleicht der Anblick einem Standbild: Neun Personen mehr weist der Bestand an Arbeitslosen - Zugänge minus Abgänge - unterm Strich auf. Oberflächlich betrachtet hat sich im Saldo also nicht viel bewegt. Eine genauere Analyse der Untergrößen zeigt aber, dass doch Bewegung drin ist in den Zahlen. Stephanie Krömer, Leiterin der Siegener Arbeitsagentur, kommentiert die Lage auf dem Arbeitsmarkt so: „Die isolierte Betrachtung der Arbeitslosenquote allein greift zu kurz, um sämtliche Bewegungen zu erklären und damit auch Tendenzen abzuleiten. Hieraus resultierend würde der Arbeitsmarkt gerade auf der Stelle treten. Ein prüfender Blick offenbart jedoch, im Versicherungsbereich der Agentur für Arbeit, wo die Kundinnen und Kunden betreut werden, die erst seit Kurzem, in der Regel nicht viel länger als ein Jahr arbeitslos sind, finden viele wieder rasch den Weg zurück in Arbeit. Wer kürzlich seine Arbeit verloren hat und für die Wiederaufnahme bei uns Unterstützung sucht, wird schnell fündig.
Unsere Beratungsfachkräfte können hierfür auch weiter auf einen hohen Bestand an aktuellen Stellen, gemeldet durch die hiesigen Unternehmen, zurückgreifen. Die Arbeitslosigkeit muss bestenfalls aber schnell beendet werden. Wenn das nicht gelingt, dann erkennen wir einen weiteren Trend: Langzeitarbeitslose, Personen die mindestens ein Jahr raus aus dem Job sind und in einem der beiden Jobcenter, Kreis Siegen-Wittgenstein oder Olpe, betreut werden, haben es aktuell nicht so einfach wieder in Arbeit zurück zu finden. Sie haben es vielfach schwerer.“
Das weiter unsichere Fahrwasser, in welchem sich die Wirtschaft seit einiger Zeit befindet, trägt dazu bei, dass Unternehmen weiter auf Sicht fahren, auch was Neueinstellungen betrifft. Der Beschäftigungsaufbau verliert zunehmend an Schwung. Die konjunkturelle Lage hinterlässt ihre Spuren – auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Stephanie Krömer blickt dennoch optimistisch in die nächsten Monate, wohl wissend, dass eine aktuelle Bewertung von hoher Unsicherheit geprägt ist: „Wir haben grundsätzlich die Potentiale im Blick und setzen da an, wo wir Chancen erkennen. Klar ist, dass der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten hoch ist. Mit Blick auf zwei der Mega-Trends, die bereits auf unseren Arbeitsmarkt wirken - die voranschreitende Weiterentwicklung des industriellen Sektors und der demographische Wandel - versuchen wir gemeinsam mit den Unternehmen gegenzusteuern, Lösungen zu präsentieren, um auf rauer See den Kurs zu halten.
Entweder verlassen ältere Arbeitnehmer die Betriebe mit ihrem wertvollen Wissen oder sie stehen vor der Herausforderung, sich den neuen Strömungen, etwa einer neuen Arbeitsplatzumgebung, anzupassen. Dabei helfen wir, wir lassen niemanden damit alleine. Wir begegnen diesen Veränderungen, im engen und bedarfsorientierten Austausch mit den Firmen, konsequent mit praktikablen Möglichkeiten. Eine Antwort ist unser Instrument Beschäftigtenqualifizierung. Sie setzt an bevor Arbeitslosigkeit überhaupt eine Chance hat.
Analog zum demographischen Wandel schreitet auch die Transformation auf dem Arbeitsmarkt im gleichen Tempo voran. Jede Region ist anders geprägt durch bestimmte Branchen, die ihren jeweiligen Arbeitsmarkt kennzeichnen. Von großer Bedeutung ist es für uns als Agentur für Arbeit, die vorhandenen Branchen in der Entwicklungen zu begleiten und gleichzeitig einen zeitgemäßen Branchen-Mix zusammen mit unseren Partnern zu forcieren.“
Ein weiteres Potential liegt auch in der Beschäftigung von ausländischen Personen. Mit dem „Job-Turbo“ soll diese Ressource auch im Agenturbezirk direkt angezapft werden und Menschen mit Fluchtgeschichte sollen mit individueller Unterstützung ihren festen Platz auf dem Arbeitsmarkt finden. Erfolgsgeschichten finden sich hierzu reichlich. Christoph Sczudlik, Geschäftsführer im Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein, resümiert das Wirken des im November 2023 gezündeten „Job-Turbos“ so: „Wir freuen uns über jeden Geflüchteten, der nach dem Abschluss seines Deutschkurses den Arbeitsmarkt als gefragte Arbeits- und Fachkraft bereichert. Dabei müssen sich unsere Vermittlungsfachkräfte von Person zu Person auf ganz individuelle Rahmenbedingungen einlassen und hierfür flexibele Lösungen finden. Ob bereits mit oder noch ohne beruflicher Anerkennung oder vorliegendem Berufsabschluss, bereits ausreichender oder noch ausbaufähiger Kinderbetreuungssituation, mangelnden oder schon auskömmlichen Deutschkenntnissen: Der Blick richtet sich auf das was da ist. Und das wird Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Region offensiv angeboten. Speziell konzipierte Veranstaltungen führen Arbeitsuchende mit Arbeitgebenden zusammen. Beide Seiten wissen, dass man sich auf einander zubewegen muss. Eine begleitete und geplante Begegnung kann da hilfreich sein. Hierzu initiieren wir ständig Gelegenheiten.“
Wichtige Telefonnummern und unser eService:
0800 4 5555 00: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitnehmer
0800 4 5555 20: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitgeber
0271 2301 800: Servicenummer für Jugendliche
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