Am vergangenen Mittwoch wurden Migrantinnen und Migranten bei der Siegener Arbeitsagentur zu frischen Jobchancen mit glänzenden Aussichten begleitet. Unterstützt durch einen anwesenden Dolmetscher-Dienst wurden den Kundinnen und Kunden beider Häuser, der Siegener Arbeitsagentur und dem Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein, für den direkten Arbeitgeberaustausch die Türen weit aufgehalten. Die anwesenden Beraterinnen und Berater begleiteten die Jobinteressierten im Berufsinformationszentrum (BiZ) zu den Arbeitgebergesprächen, wo Ausbildungsplätze und Jobangebote in der Reinigung warteten.
Siegen: Ganz ohne perfekt gestylte Bewerbungsmappe im Gepäck, ohne das Manövrieren durch die oftmals schwer verständlichen Eingabemasken in den Online-Jobportalen von Unternehmen, sondern mit der konkreten Aussicht auf einen Arbeitsplatz und dazu unterstützt durch einen Dolmetscher-Dienst direkt zum Arbeitgeber-Gespräch gelangen – das bot an diesem Vormittag vielen der eingeladenen Migrantinnen und Migranten reichlich Perspektive für einen baldigen Einstieg in den regionalen Arbeitsmarkt. Hierauf zielt der „Job-Turbo“ der Bundesregierung zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen ab: Schnell und nachhaltig den Weg in Arbeit finden und damit weiter (an-)kommen. Dieses Ziel hatten auch die drei Initiatoren der Veranstaltung, die Siegener Arbeitsagentur, das Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein und Eichenauer Gebäudeservice fest im Blick. Ohne viel Schnick und viel Schnack, was den Personenkreis nur unnötig in der Vorstellung beim Arbeitgeber überfordern könnte, wollte man eine angenehme und unkomplizierte Gesprächsatmosphäre schaffen, um vor allem eines: Sich kennen zu lernen.
Regina Schlosser, Fachwirtin für Reinigungs- und Hygienemanagement und Leiterin Objektbetreuung bei Eichenauer, freute sich sehr über die Gelegenheit, im Siegener BiZ bei potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern von der Arbeitgeberseite „Klinken zu putzen“. „Die Reinigungsbranche gilt in der öffentlichen Wahrnehmung völlig zu Unrecht als unattraktiv. Es geht nicht nur um Fenster putzen. Der Beruf des Glas- und Gebäudereinigers umfasst so viel und erfordert verschiedene Kompetenzen seitens der Bewerbenden. Außerdem fehlt es an Anerkennung für das, was die Kolleginnen und Kollegen tagtäglich leisten. Wenn wir unsere Arbeit niederlegen, würde man sofort den Notstand spüren. Wir sind heute da, um die Vielfalt in unserem Job zu präsentieren und die sich ergebenden Perspektiven in der Branche aufzuzeigen“, so Schlosser.
Zu den wichtigsten Kompetenzen gehören die Organisationsfähigkeit und ein offener Umgang mit Menschen. Die Objektreinigung erfordert viel Planungsgeschick. Die vielen Arbeitsschritte müssen aufeinander abgestimmt sein, um den Auftraggeber am Ende von guter Qualität zu überzeugen und zufrieden zu stellen. Flexibel muss man dabei auf die Ansprüche reagieren können und diese richtig erfassen, dass macht es erforderlich aufgeschlossen und ansprechbar vor Ort zu sein. Interessant ist auch, dass viele der Objektleitungen bei Eichenauer selbst quereingestiegen sind. Regina Schlosser selbst war zuvor viele Jahr im Gesundheitswesen angestellt bis sie in die Reinigungsbranche wechselte. Bei Eichenauer kann man den Job von der Pike auf lernen. Das weiß auch Yannick Logo, im dritten Lehrjahr zum Kaufmann für Büromanagement bei Eichenauer: „Ich war überrascht wie vielseitig der Job ist und habe früh Verantwortung übernehmen dürfen. Vom Erfassen des Auftrags im telefonischen Erstkontakt, über die Planung und interne Abstimmung, bis hin zur Lösungsfindung im Falle von Beanstandungen – jeder Tag ist anders. Unsere Kundinnen und Kunden sind bunt. Von der Industrie, über Arztpraxen, Schulen und Kindergärten, der öffentlichen Verwaltung, um nur einige zu nennen, ist alles dabei.“ Auch die Belegschaft selbst ist vielfältig. Viele Nationalitäten unterschiedlichen Alters treffen im täglichen Miteinander zusammen. Ein klarer Vorteil, für das familiengeführten Unternehmen, da es durch diese Vielfalt das Rekrutieren in Zeiten, wo der Markt weniger Bewerberinnen und Bewerber bereithält, leichter macht.
Erfahrungen mit der Einstellung von Migrantinnen und Migranten hat man reichlich. Auch wenn die Sprache noch ausbaufähig ist, bildet man geschickt Tandems, wo man sich gegenseitig hilft und unterstützt, sich im beruflichen Alltag schnell zurecht zu finden. Eine weitere Herausforderung ist oft die mangelnde Mobilität. Aber auch hier finden sich individuelle Lösungen. Allen voran werden wohnortnahe Einsatzorte geplant. Regina Schlosser freut sich bei einer guten Motivationslage und einer grundsätzlich positiven Arbeitseinstellung als Chancengeberin für ausländische Bewerberinnen und Bewerber zu fungieren: „Die meisten holen wir ab und bringen sie schnell auf den Weg.“
Perspektive hat sich auch für Luka Fuchs ergeben. Nach seiner Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger, die er in zwei statt der üblichen drei Jahren absolviert hat, ist er in die Weiterbildung zum Meister der Glas- und Gebäudereinigung gestartet und wird diese im Oktober erfolgreich beenden. Der Blick auf den beruflichen Aufstieg stimmt ihn stolz, weil er von Anfang an mehr wollte: „Das Gebäudereiniger-Handwerk hält ein breit gefächertes Aufgabenfeld vor. Man hat viele Möglichkeiten sich weiterzubilden.“
Dennis Stühn, Teamleiter des Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur blickt zufrieden auf den Veranstaltungsverlauf: „Es haben viele wertschätzende Begegnungen stattgefunden in denen sich beide Seiten beschnuppert haben. Eine gute Grundlage, sich auch in der Praxis auszutesten und aus diesem Erstkontakt mehr zu machen. Auch das Thema Ausbildung in der Gebäudereinigung hat mehrfach Interesse geweckt. Viele der Migrantinnen und Migranten haben einen strahlenden Auftritt hingelegt, weil sie ungehemmt von sprachlichen Barrieren sich sehr interessiert gezeigt haben. Auch die vorhandenen Qualifikationen aus der Heimat, das hat sich in den Gesprächen gezeigt, können mitunter Anwendung finden.“