Im Berichtsmonat September haben sich die Arbeitslosenzahlen deutlich rückläufig entwickelt. Im Vergleich zum Vormonat sind 495 Personen weniger
beschäftigungslos. Demnach sind bei der Agentur für Arbeit Siegen im Monat September 12.666 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sinkt
auf 5,4 Prozent (-0,2 Prozentpunkte). Diese Entwicklung bricht den Trend der Vormonate mit stetig steigender Arbeitslosigkeit. Anlass zur Entwarnung
bietet sie dennoch nicht. Die anhaltende Konjunkturschwäche hinterlässt mittlerweile sichtbare Spuren auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Der hiesige Arbeitsmarkt zeigt im September eine unerwartet positive Entwicklung. Entgegen der Annahme, der Abwärtstrend werde sich weiter fortsetzen und damit verfestigen, sind die Arbeitslosenzahlen in diesem Monat merklich gesunken. Vor allem bei dem Personenkreis der 15 bis 25-Jährigen ist im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang von rund 10 Prozent zu verzeichnen. Gründe hierfür sind zum einen, dass die sogenannte Sucharbeitslosigkeit, die sich für einige junge Menschen nach dem Auslaufen des Ausbildungsverhältnisses ergibt, schnell überwunden werden konnte. Zum anderen sind noch viele Jugendliche mittels eines Ausbildungsbeginns in den vergangenen Wochen erfolgreich in die Berufswelt übergegangen. Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Siegener Arbeitsagentur, erklärt: „Zwei Beobachtungen im Hinblick auf die gesamte Arbeitsmarktentwicklung im September sind maßgeblich: Die Zahl der Beschäftigungsaufnahmen hat sich deutlich erhöht. Außerdem hat sich die Zahl der Arbeitslosmeldungen spürbar reduziert. Das deutet in Summe erst einmal auf eine Herbstbelebung hin. Grundsätzlich saisonal erklärbar aber dennoch in Anbetracht der aktuellen Marktlage eine bemerkenswerte Entwicklung.“
Dennoch bleibt die Arbeitsmarktexpertin hinsichtlich Prognosen für die kommenden Monate realistisch: „Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche beeinflusst mehr und mehr den regionalen Arbeitsmarkt, der sich bislang robust behauptet hat. Die Stimmung bei den Industrieunternehmen ist mehrheitlich angespannt. Bislang haben sie nach Möglichkeit an ihrer Belegschaft festgehalten, wohl wissend, dass bei einem erneuten Anspringen des Konjunkturmotors gute Köpfe schwer zu finden sind. Wir beobachten sehr aufmerksam das Marktgeschehen und leiten hieraus wichtige Steuerungsimpulse ab. Unsere Kolleginnen und Kollegen unterstützen alle, die zu uns in die Beratung kommen. Es werden individuelle Angebote unterbreitet, um unsere Kundinnen und Kunden weiter zu bringen. Das gemeinsame Ziel ist der schnelle und nachhaltige Weg zurück in Arbeit.“
Auch führende Wirtschaftsinstitute und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostizieren für die nächsten Monate bis in das Jahr 2025 hinein einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit und nur noch mäßige Zuwächse in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Zusätzliche Stellen und Beschäftigungsaufbau seien eher in Erziehung, Gesundheit und anderen Dienstleistungsbereichen zu erwarten aber weniger für das produzierende Gewerbe. Die Betrachtung der Entwicklung des regionalen Stellenangebotes stützt diese Annahme. Stellenmeldungen sind in beiden Kreisen rückläufig. Der Zugang an frischen Jobchancen beläuft sich in diesem Monat auf 513 bei einem Bestand von 3.765. Somit wurden im September 216 Arbeitsplätze weniger als noch im August gemeldet.
„Eine verlässliche Einschätzung der weiteren Entwicklungen ist in Anbetracht der zahlreichen Unwägbarkeiten nur schwerlich zu treffen. Die aktuellen Zahlen tragen nur zu vorsichtigem und situativem Optimismus bei. Wir freuen uns, dass sich der Arbeitsmarkt in diesem Monat widerstandsfähig zeigt und uns positive Signale sendet. Wir empfehlen die Zeit zu nutzen, sich fit für die Zukunft zu machen. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, Beschäftigte und Arbeitsuchende – alle sind willkommen gemeinsam mit unseren Beratungsfachkräften die eigenen Chancen auszuloten, Perspektiven zu entwickeln und in die gemeinsame Umsetzung einzusteigen“, empfiehlt Stephanie Krömer. Gestützt wird diese Empfehlung durch die Betrachtung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten im Agenturbezirk Siegen. Entscheidend für die Aufnahmefähigkeit des heimischen Arbeitsmarktes ist nach wie vor die vorliegende Qualifikation. Während die Arbeitslosenquoten (Jahreswerte aus 2023) von Arbeitslosen mit abgeschlossener Berufsausbildung lediglich bei 2,5 Prozent liegen, liegen diese für Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei 18,3 Prozent und damit etwa sieben Mal höher. Die Gefahr arbeitslos zu werden, ist also bei ungelernten Kräften um ein Vielfaches höher. „Der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit ist eine geeignete Qualifikation, wie sie über eine berufliche bzw. schulische Ausbildung, über ein Studium oder über berufliche Qualifizierung oder Weiterbildung erworben werden kann“, so Krömer.