„Im vergangenen Jahr haben die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine, Preisanstiege, Unsicherheiten, aber auch die Fluchtmigration, durchaus Spuren auf regionalen Arbeitsmarkt hinterlassen. Angesichts des Ausmaßes der Belastungen fallen diese aber moderat aus“, fasst Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade, zusammen. „Der Rückblick zeigt: selten gab es im Verlauf eines Jahres derartig unterschiedliche Entwicklungen, Einschnitte und unsichere Prognosen. Die ersten Monate des Jahres standen unter dem Zeichen der Erholung von pandemiebedingten Einbrüchen. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück, ebenso die Kurzarbeit. Im Mai sank die Zahl im Agenturbezirk erstmalig wieder auf unter 14.000 Personen, auf den niedrigsten Wert seit September 2019. Ab Februar drohte der Krieg gegen die Ukraine eine Gefahr für die Wirtschaft und somit auch den Arbeitsmarkt zu werden, insbesondere im Hinblick auf die Energieversorgung. Der befürchtete Gaslieferstopp blieb jedoch aus und im Jahresverlauf stellten die Betriebe weiter ein oder hielten ihre Beschäftigten zumindest. Fachkräftemangel war das drängendste Problem: im August 2022 waren mit mehr als 5.600 so viele freie Stellenangebote im Bestand wie nie zuvor.“
„Da die Geflüchteten aus der Ukraine seit Juni von den Jobcentern betreut werden, stiegen im Sommer die Arbeitslosenzahlen sprunghaft an“, erläutert Dr. Anja Wode, Geschäftsführerin des Jobcenters im Landkreis Stade. „Seit September sinken bzw. stagnieren diese Zahlen wieder, der übliche Herbstaufschwung mit deutlich zurückgehenden Arbeitslosenzahlen fiel aber schwächer aus.“ Torsten Stoltz, Geschäftsführer des Jobcenter Cuxhaven ergänzt: „Besonders erfreulich ist, dass wir im gesamten Jahresverlauf auch im Rechtskreis SGBII einen Rückgang, und den besonders bei den Langzeitarbeitslosen, verzeichnen konnten.“
Im Jahresdurchschnitt waren 14.631 Personen bei der Agentur für Arbeit Stade arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um -10 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 16.260) Die Arbeitslosenquote lag bei 4,7 Prozent; im Vorjahr betrug sie 5,2 Prozent.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade
Die Arbeitslosigkeit ist in 2022 gesunken. Im vergangenen Jahr waren durchschnittlich 14.631 Personen arbeitslos gemeldet. Das waren -1.926 Personen (-10,0 Prozent) weniger als im Vorjahr. Im Bundesvergleich fällt der Rückgang damit etwas höher aus (Bund: -8,0 Prozent).
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf zeigt den kontinuierlichen Rückgang in der ersten Jahreshälfte. Ab Juni den sprunghaften Anstieg und ab November das Überschreiten des jeweiligen Vorjahresmonats.
Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Die Entwicklung stellt sich innerhalb der beiden Rechtskreise ähnlich dar. Beide Rechtskreise verzeichnen Rückgänge. Dieser war im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGBIII) deutlich ausgeprägter mit einem Rückgang von -20,5 Prozent (-1.383 Personen). Im Bereich der Grundsicherung (SGBII) gab es einen Rückgang von -2,6 Prozent (-247 Personen). Diese Entwicklung entspricht der Entwicklung im Land Niedersachsen sowie der in Gesamtdeutschland.
Struktur der Arbeitslosigkeit
Strukturmerkmale – Personengruppen
Fast alle Personengruppen verzeichneten in 2022 Rückgange, diese fielen aber unterschiedlich hoch aus. Den höchsten Rückgang gab es bei den Jugendlichen bis 25 Jahre (-16 Prozent) und bei der Gruppe der Langzeitarbeitslosen (-13,7 Prozent). Die Gruppe der Ausländer verzeichnete hingegen einen Anstieg von 6,4 Prozent.
Arbeitskräftenachfrage - Stellenmarkt
Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Stade wurden 2022 etwas weniger freie Arbeitsstellen als im Vorjahr gemeldet (-4,8 Prozent.) Insgesamt meldeten Unternehmen 9.795 freie Arbeitsstellen. (2021: 10.292, 2020: 8.599, in 2019 waren es 12.017). Das entspricht im Vergleich der Entwicklung im Land Niedersachsen.
Der größte Anteil der gemeldeten Stellen entfiel auf den Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. An zweiter und dritter Stelle folgen der Handel und das Gesundheits- und Sozialwesen. Auch im Öffentlichen Dienst wurden vermehrt Stellen gemeldet.
Kurzarbeit
Kurzarbeit war in 2022 nicht mehr das bedeutende Thema, wie noch in den beiden Vorjahren. In 2022 wurde Kurzarbeit zunehmend auch in Anspruch genommen, weil Firmen von den indirekten Folgen des Ukraine Konflikts (Lieferengpässe von Rohstoffen und Vorprodukten) betroffen waren.
Nach hochgerechneten Zahlen bezogen im Berichtsmonat August 2022 im gesamten Agenturbezirk insgesamt 44 Betriebe und 287 Personen konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Unter den Kurzarbeitern waren 43,0% Frauen und 57,0% Männer.
Die Quote der Kurzarbeit lag im gesamten Agenturbezirk bei 0,17 Prozent. (LK Cuxhaven: 0,1 Prozent, LK Rotenburg/Wümme: 0,2 Prozent, LK Stade: 0,2 Prozent).
Die Gastronomie mit 17,6 Prozent sowie der Einzelhandel mit 17 Prozent waren die Wirtschaftsbereiche, die von Kurzarbeit am häufigsten betroffen waren.
Realisierte Kurzarbeit in den Landkreisen
(Endgültige Daten liegen nach sechs Monaten Wartezeit mit Stand Juni 2022 vor.)
Die Arbeitslosigkeit in den Landkreisen (Jahresdurchschnittswerte 2022)
Agentur für Arbeit Stade gesamt: 4,7%
Niedersachsen: 5,2%
Deutschland: 5,3%
Landkreis Cuxhaven
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Cuxhaven verzeichnete im Jahr 2022 einen Rückgang um -8,8 Prozent. Im Jahresdurchschnitt waren 5.445 arbeitslos gemeldet, dies sind 526 Personen weniger als in 2021. Die Quote sank um -0,5 Prozent auf 5,2 Prozent. 1.924 Personen waren im Rechtskreis SGB III und 3.521 Personen im Rechtskreis SGB II gemeldet.
Landkreis Rotenburg/Wümme
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Rotenburg verzeichnete im Jahr 2022 einen Rückgang um -7,7 Prozent. Die Arbeitslosenzahl lag bei durchschnittlich 3.098 Personen, das sind 258 Personen weniger als im Vorjahr. Die Quote sank um 0,2 Prozent auf 3,4 Prozent. 1.315 Personen waren im Rechtskreis SGBIII gemeldet, 1.783 im Rechtskreis SGBII.
Landkreis Stade
Im Landkreis Stade sank die Zahl der Arbeitslosen um 846 Personen, das ist ein Minus von 12,2 Prozent. Insgesamt waren durchschnittlich 6.087 Personen arbeitslos, davon 2.138 aus dem Rechtskreis SGB III und 3.950 aus dem des SGB II. Die Arbeitslosenquote sank auf 5,3%, (Vorjahr 6,0%).
Ausblick 2023
„Genaue Vorhersage zur Arbeitsmarktentwicklung gestalten sich vor dem Hintergrund der Unsicherheiten, die der Ukraine-Krieges mit sich bringt, der weiteren Inflationsentwicklung und einer eher gedämpften Konjunkturerwartung schwierig. Wir gehen von einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Sicher ist aber, dass sich der bestehende Fachkräftemangel in diesem Jahr weiter verschärfen wird. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Agentur für Stade weiterhin auf die Qualifizierung sowohl während der Arbeitslosigkeit als auch durch Förderung von nachträglichen Berufsabschlüssen während der Tätigkeit in einem Unternehmen. Die Gesetzesvorhaben der Bundesregierung werden dabei die Integrationschancen von Arbeitslosen verbessern und helfen, dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen. Genannt ist in diesem Zusammenhang das Qualifizierungschancengesetz, welches Bildungszeit und Qualifizierungsgeld für Arbeitslose enthält. Das Chancen-Aufenthaltsgesetz wird die Integrationsmöglichkeiten langjährig Geduldeter verbessern und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, wird es für gut qualifizierte Menschen aus dem Ausland attraktiver macht, in Deutschland zu arbeiten. Dazu kommt mit der geplanten Ausbildungsgarantie auch ein Angebot für Jugendliche zu Beginn ihres Berufslebens. In der Summe verbessern sich damit die Rahmenbedingungen für die Qualifizierung und somit der Teilhabe am Arbeitsleben. Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter werden alles dafür tun, dass die Menschen diese Möglichkeiten nutzen,“ fasst Dagmar Froelich zusammen.