8.706 Männer und Frauen sind hier aktuell ohne Job. Das sind 214 Personen bzw. 2,5 Prozent mehr als noch im Mai. Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf nun 7,8 Prozent.
„Im Juni – kurz vor dem Beginn der Hauptsaison für die Urlaubsregionen – erwarten wir normalerweise einen weiteren Rückgang der Beschäftigungslosigkeit“, so Dr. Jürgen Radloff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund. „Denn zu dieser Zeit des Jahres sorgt der Tourismus – also insbesondere das Hotel- und Gastronomiegewerbe aber auch der Handel und unternehmensnahe Dienstleister – mit ihren Personalnachfragen für eine deutliche Arbeitsmarktbelebung. Das ist auch in diesem Jahr so der Fall. Allerdings wird dieser positive Effekt aktuell durch eine andere Entwicklung überlagert: die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierenden Flüchtlingsbewegungen, die erstmals nun auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt statistisch sichtbar werden.“
Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis (nach § 24 Aufenthaltsgesetz) auch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht – ein Arbeitskräftepotential, dass von den Unternehmen z.B. der Dienstleistungsbranche dringend gesucht wird. Doch so nahtlos funktioniert der Einstieg in den Arbeitsmarkt in der Praxis vielfach nicht. Sprachprobleme, die Anerkennung von Qualifikationsnachweisen oder fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind die Hauptprobleme bei der Vermittlung auf freie Stellen. Hier unterstützt das Jobcenter, denn seit dem 1. Juni 2022 werden geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in den Einrichtungen der Grundsicherung betreut. „Damit stiegen im Juni auch die Arbeitslosenzahlen im Bereich der Grundsicherung deutlich an“, erläutert Dr. Radloff, „und hier auch hauptsächlich im Bereich der Frauen. Sie haben mit weitem Abstand den größten Anteil am aktuellen Anstieg der Beschäftigungslosigkeit.“
Trotz der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den Arbeitsmarkt kann der Agenturchef auch positive Nachrichten vermelden. So ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter zurückgegangen. Im Juni 2021 waren noch 9.591 Männer und Frauen ohne Job. Momentan sind es 885 Personen (9,2 Prozent) weniger. Die Arbeitslosenquote lag im Vorjahr noch bei 8,5 Prozent. Aktuell kann die Region mit 7,8 Prozent sogar wieder einen Wert unter der 8-Prozent-Marke vermelden. Für Dr. Jürgen Radloff war diese Entwicklung zu erwarten: „Im Juni 2021 beeinflussten die Auswirkungen der Corona-Einschränkungen noch ganz massiv den Arbeitsmarkt. Das ist heute anders. Die geltenden Corona-Bestimmungen beschränken sich auf nur wenige Bereiche des öffentlichen Lebens. Die Sommersaison 2022 läuft daher fast wie vor der Corona-Zeit an.“
Ein Blick in die einzelnen Regionen des Agenturbezirkes bestätigt diese Entwicklung. Auf der Insel Rügen sind derzeit 2.053 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 558 weniger (-21,4 Prozent) als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote auf Deutschlands größter Insel liegt aktuell bei 6,2 Prozent. Das ist der niedrigste Wert unter allen Regionen des Agenturbezirkes. Die Agenturgeschäftsstelle Ribnitz-Damgarten vermeldet mit 6,9 Prozent eine Arbeitslosenquote, die knapp über diesem Niveau liegt. In der Region zwischen der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und dem Recknitztal sind aktuell 1.774 Männer und Frauen ohne Job. Das ist ein Rückgang um 110 Personen (5,8 Prozent) gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres. In der Hansestadt Stralsund sind 3.033 Personen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 10,7 Prozent. Im Juni 2021 lag dieser Wert noch bei 11,1 Prozent. In der Geschäftsstelle Grimmen sank die Beschäftigungslosigkeit binnen Jahresfrist um 118 Personen (10,3 Prozent) auf jetzt 1.028 Arbeitslose. Die Quote rund um die Trebelstadt liegt aktuell bei 8,0 Prozent.
Der positive Vorjahrestrend wird im Übrigen auch an der Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen deutlich. Momentan sind 2.524 offene Stellen bei der Arbeitsagentur registriert. Das sind über 10 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.