Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Stralsund ist im Juli angestiegen. 9.512 Männer und Frauen sind in der Region aktuell ohne Job. Das sind 806 Personen (9,3 Prozent) mehr als noch im Vormonat und 492 Personen (5,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 8,5 Prozent. Im Juni konnte noch ein Wert von 7,8 Prozent verzeichnet werden. Im Vergleichsmonat des Vorjahres lag die Arbeitslosenquote bei 8,0 Prozent.
Zwei Entwicklungen führten aus Sicht der Arbeitsagentur zu diesem Anstieg. „Auf der einen Seite registrieren wir im Juli und August regelmäßig verstärkt Arbeitslosmeldungen von Jugendlichen nach der Schule oder nach dem Abschluss ihrer Ausbildung“, so Dr. Jürgen Radloff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund. „Das ist in jedem Jahr so der Fall, denn nicht alle Azubis, die ihre Lehre beenden, werden auch von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Melden sie sich dann arbeitslos, passiert das ausgerechnet in einer Zeit, in der ein Teil der Unternehmen mit neuen Einstellungen eher zurückhaltend ist. Die Sommermonate sind im Jahresverlauf nicht die Zeit mit dem höchsten Anteil an Stellenmeldungen. Im Gegenteil: Einige Unternehmen haben in dieser Zeit des Jahres möglicherweise sogar Betriebsferien. Üblicherweise rechnen wir deshalb erst im September dann wieder mit einer stärkeren Personalnachfrage.“
Der zweite Effekt, der zum aktuellen Anstieg der Arbeitslosenzahlen führt, sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierenden Flüchtlingsbewegungen. Schon im Juni zeigte sich eine Zunahme der Beschäftigungslosigkeit bei der Personengruppe der ausländischen Arbeitslosen. Dies setzte sich im Juli fort. „Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis auch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht und seit dem 1. Juni 2022 werden sie durch die Einrichtungen der Grundsicherung (Jobcenter) betreut“, erläutert Dr. Radloff. „Damit stiegen bereits im Juni und nun auch noch einmal im Juli die Arbeitslosenzahlen im Bereich der Grundsicherung deutlich an.“
Beide Effekte – die Arbeitslosmeldungen der Jugendlichen und der Anstieg der Beschäftigungslosigkeit bei geflüchteten Menschen – überlagern die im Sommer zu erwartende saisonbedingte Arbeitsmarktbelebung. „Wir haben Hochsaison in unseren Tourismusregionen. Viele Urlauber besuchen unseren Landkreis. Der Hotel- und Gastronomiebereich und auch der Handel sowie unternehmensnahe Dienstleister suchen verstärkt Personal. Doch das wird bei einem Blick auf die Statistiken leider nicht so ohne weiteres deutlich“, so der Agenturchef. „Und diese Situation wird uns wahrscheinlich auch noch eine ganze Zeit lang begleiten.
Ein Blick in die einzelnen Regionen des Agenturbezirkes zeigt ein sehr einheitliches Bild: In allen Regionen stieg die Arbeitslosigkeit sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich an.
Auf der Insel Rügen sind derzeit 2.345 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 292 mehr (+14,2 Prozent) als noch im Juni. Die Arbeitslosenquote auf Deutschlands größter Insel liegt aktuell bei 7,1 Prozent. Im Vormonat lag dieser Wert noch bei 6,2 und vor einem Jahr noch bei 6,8 Prozent.
In der Agenturgeschäftsstelle Ribnitz-Damgarten stieg die Zahl der Arbeitslosen um 143 Personen (8,1 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 141 Personen bzw. 7,9 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote rund um die Bernsteinstadt liegt aktuell bei 7,5 Prozent. Im Juni konnte hier noch ein Wert von 6,9 Prozent registriert werden.
In der Hansestadt Stralsund sind 3.156 Männer und Frauen ohne Job. Das ist ein Anstieg um 123 Personen (4,1 Prozent) gegenüber dem Juni. Der Vorjahresanstieg fiel im Stadtgebiet nicht ganz so stark aus. Hier ist eine Zunahme der Beschäftigungslosigkeit um 55 Personen bzw. 1,8 Prozent zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote in Stralsund liegt aktuell bei 11,2 Prozent.
In der Geschäftsstelle Grimmen sind derzeit 1.175 Arbeitslose gemeldet – auch dies ein Anstieg gegenüber dem Vormonat um 147 Personen (14,3 Prozent) und gegenüber dem Vorjahr um 94 Personen (8,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote in der Geschäftsstelle stieg von 8,0 Prozent im Juni auf jetzt 9,2 Prozent.