„Im August rechnen wir normalerweise mit einer Stagnation oder sogar einem leichten Rückgang der Beschäftigungslosigkeit“, so Dirk Hausweiler, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Stralsund. „Wenn wir allerdings mitten in der laufenden Tourismussaison einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen registrieren müssen, ist das keine gewöhnliche Entwicklung.“
Bereits in den vergangenen zwei Monaten musste die Arbeitsagentur Stralsund einen Anstieg der Beschäftigungslosigkeit verzeichnen. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierenden Flüchtlingsbewegungen zeigten im Juni und Juli deutliche Spuren am Arbeitsmarkt. Das ist im aktuellen Berichtsmonat allerdings nicht der Fall. Betrachtet man die Arbeitslosenzahlen nach Personengruppen und Branchen wird deutlich: Den größten Anteil am momentanen Zuwachs der Beschäftigungslosigkeit haben nicht die Arbeitslosmeldungen von geflüchteten Menschen, sondern das produzierende Gewerbe. „Zum 31. Juli ist ein Teil der Transfergesellschaft der Werft ausgelaufen“, erklärt Dirk Hausweiler. „Die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren bereits bei der Arbeitsagentur als arbeitssuchend gemeldet. Die Arbeitslosigkeit wurde allerdings erst zum 1. August wirksam und zeigt sich nun erstmals auch in der Arbeitslosenstatistik.“
Deutlich wird dieser Effekt auch bei einem Blick auf die einzelnen Regionen des Agenturbezirkes. In der Region um Stralsund herum stieg die Beschäftigungslosigkeit am stärksten an. 4.275 Männer und Frauen sind im Einzugsbereich der Hauptagentur ohne Job. Das sind 200 Personen (+4,9 Prozent) mehr als noch im Juli. Betrachtet man die Hansestadt isoliert, sieht es ganz ähnlich aus. Im Stadtgebiet stieg die Zahl der Arbeitslosen binnen Monatsfrist um 170 Personen (5,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote in der Hansestadt liegt aktuell bei 11,8 Prozent. Im Juli konnte noch ein Wert von 11,2 Prozent registriert werden.
Ganz anders ist Situation dagegen in den Geschäftsstellen des Agenturbezirkes. Auf der Insel Rügen sind derzeit 2.339 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 6 Personen weniger als noch im Juli. Dieser Rückgang ist allerdings so gering, dass er ohne Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote bleibt. Die verharrt für die Insel Rügen auf dem Niveau des Vormonats bei 7,1 Prozent. Auch in der Geschäftsstelle Grimmen ist die Beschäftigungslosigkeit gesunken. 1.166 Personen sind hier arbeitslos gemeldet. Das sind 9 Personen weniger als noch im Juli. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 9,1 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Vormonatsniveau. In der Region um Ribnitz-Damgarten musste eine Zunahme der Beschäftigungslosigkeit registriert werden. Allerdings fiel diese mit 32 Personen (+1,7 Prozent) nur gering aus. Die Arbeitslosenquote stieg dementsprechend nur leicht an, von 7,5 Prozent im Vormonat auf jetzt 7,6 Prozent.
Die Auswirkungen der auslaufenden Transfergesellschaft auf den Arbeitsmarkt der Region ist nicht der einzige Punkt, auf den Dirk Hausweiler bei der Betrachtung der aktuellen Arbeitsmarktzahlen hinweisen möchte. Insbesondere der Vergleich mit den Vorjahreswerten liegt dem stellvertretenden Agenturchef am Herzen. „Mit den aktuell 9.729 gemeldeten Arbeitslosen liegen wir ganz deutlich über dem Wert des Vorjahres. Im August 2021 registrierten wir 8.744 Männer und Frauen ohne Job und hofften auf eine baldige Erholung von den Einschnitten der Corona-Krise. Doch davon sind wir aktuell meilenweit entfernt. Unsere Arbeitslosenquote erreicht mit 8,7 Prozent den höchsten Wert der letzten fünf Jahre.“
Grund dafür sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierenden Flüchtlingsbewegungen. Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis auch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht. Das führt zu einer deutlichen Zunahme der Beschäftigungslosigkeit bei der Personengruppe der ausländischen Arbeitslosen. Die qualifikationsgerechte Integration dieser Personen in den Arbeitsmarkt kann einige Zeit in Anspruch nehmen. So sind Sprachprobleme, die Anerkennung von Qualifikationsnachweisen oder fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten die momentan größten Herausforderungen bei der Vermittlung auf freie Stellen.