Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten Jugendlichen ihren Ausbildungsvertrag schon längst unterschrieben. Viele Unternehmen können sich auf Azubis freuen, die sie in den nächsten drei Jahren zu Fachkräften ausbilden können. Doch das ist nicht in jeder Firma der Fall. Allein im Bereich des Landkreises Vorpommern-Rügen sind zum aktuellen Zeitpunkt noch 472 Lehrstellen unbesetzt. Auf der anderen Seite haben gerade einmal 134 Jugendliche mit Ausbildungswunsch noch keinen festen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Damit kommen im Nordosten des Landes auf jeden noch unversorgten Jugendlichen rein rechnerisch 3,5 offene Stellen.
„Es klafft einige riesige Lücke am Ausbildungsmarkt“, so Dirk Hausweiler, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Stralsund. „Während vor einigen Jahren noch händeringend Ausbildungsstellen für die geburtenstarken Schulabgänger-Jahrgänge gesucht wurden, ist die Situation heute eine völlig andere. Heute suchen die Unternehmen händeringend Azubis.“
Diese Entwicklung ist nicht neu und hat sich bereits über die letzten Jahre hinweg aufgebaut. „Es fehlen aktuell schlichtweg Schulabgänger. Die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge ist vorbei. Eine Verbesserung ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Auf diese Situation müssen sich die Ausbildungsbetriebe einstellen.“
Nach Ansicht des stellvertretenden Agenturchefs werden die Unternehmen langfristig um eine gezielte Anwerbung aus anderen Regionen nicht herumkommen. Doch dafür müssen die Ausbildungsangebote konkurrenzfähig sein. Denn auch in anderen Regionen werden Azubis knapp. Im Übrigen gilt das auch beim Wettbewerb im eigenen Bundesland. Auch hier gilt: Wer die besten Ausbildungsbedingungen bietet, schafft es auch besser, Auszubildende für das Unternehmen zu finden.
Die Arbeitsagentur erwartet im nächsten Monat noch einmal deutlich Bewegung am Ausbildungsmarkt. Die ersten Wochen im September bringen üblicherweise noch einmal Klarheit über die tatsächliche Situation. So werden einige Unternehmen feststellen, dass fest eingeplante Azubis möglicherweise bei anderen Ausbildungsbetrieben ihre Lehre starten. Auch Jugendliche, die noch keine Stelle gefunden haben, melden sich noch bei der Berufsberatung. Eine abschließende Bilanz zum laufenden Berufsberatungsjahr zieht die Arbeitsagentur daher erst Ende September.