9.181 Männer und Frauen sind in der Region, die dem Gebiet des Landkreises Vorpommern-Rügen entspricht, ohne Job. Das sind 548 Personen (5,6 Prozent) weniger als noch im August. Die Arbeitslosenquote sank von 8,7 Prozent im Vormonat auf jetzt 8,2 Prozent.
Für Dr. Jürgen Radloff, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Stralsund, sind das nach den vielen außergewöhnlichen Entwicklungen der letzten Monate fast schon normale Zustände. Allerdings nur fast. „Im September erreichen wir üblicherweise den niedrigsten Stand der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf. Wir können in diesem Monat regelmäßig eine leichte Zunahme der Personalnachfrage registrieren, denn einige Firmen warten das Ende der Sommerferien ab, um noch einmal Arbeitskräfte einzustellen. Außerdem ist die Saison im Tourismus noch nicht vorbei. Natur- und Kulturliebhaber zieht es auch in den Herbstmonaten in die Urlaubsgebiete an der Küste. Und nicht zuletzt geht im September auch die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen zurück, denn mit dem Beginn des Ausbildungsjahres starten viele junge Leute mit der Lehre oder beginnen ein Studium. All das sind regelmäßig wiederkehrende Faktoren, die auch in diesem Jahr die Arbeitsmarktentwicklung positiv beeinflussten.“ Auffällig bleibt nach Einschätzung des Agenturchefs allerdings das hohe Niveau der Beschäftigungslosigkeit. So konnte mit den aktuell 9.181 gemeldeten Arbeitslosen zwar ein Rückgang gegenüber dem Vormonat registriert werden. Gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres stieg die Beschäftigungslosigkeit allerding um 778 Personen (9,3 Prozent) an. Die Arbeitslosenquote lag im September 2021 noch bei 7,5 Prozent. Heute sind es 0,7 Prozentpunkte mehr.
„Trotz der aktuell guten Zahlen – unsere derzeitige Arbeitsmarktsituation ist nicht mit den Werten der Vorjahre vergleichbar. Im September 2019 konnten wir mit einer Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent – das entsprach 7.574 gemeldeten Arbeitslosen – den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung vermelden. Von den damaligen Zahlen sind wir heute ein gutes Stück entfernt.“ In den Jahren 2020 und 2021 führten die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie zu einem deutlichen Ansteigen der Arbeitslosenzahlen. Im Jahr 2022 haben die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die daraus resultierenden Flüchtlingsbewegungen einen starken Einfluss auf die Arbeitsmarktentwicklung. So zeigt sich seit Juni eine Zunahme der Beschäftigungslosigkeit bei der Personengruppe der ausländischen Arbeitslosen. Seit diesem Zeitpunkt wird geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern mit der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis auch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht. Damit werden sie durch die Einrichtungen der Grundsicherung (Jobcenter) betreut und finden im Falle der Arbeitslosigkeit auch Eingang in die offiziellen Daten zur Beschäftigungslosigkeit. In der Folge führt das zu einer deutlichen Zunahme der Arbeitslosenzahlen in der Grundsicherung.
Die Arbeitsmarktentwicklung des Agenturbezirkes insgesamt spiegelt sich auch in den einzelnen Geschäftsstellen wieder.
Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnet aktuell mit einem Wert von 6,8 Prozent die Insel Rügen. 2.226 Männer und Frauen sind hier ohne Job. Das sind 113 weniger als noch im Vormonat aber 201 mehr als im Vorjahr.
In der Geschäftsstelle Ribnitz-Damgarten, die mit der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst die zweite große Urlaubsregion im Landkreis bildet, sah es ähnlich aus. Die Arbeitslosenquote erreicht hier einen Wert von 7,3 Prozent, das entspricht 1.872 gemeldeten Arbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat sank die Beschäftigungslosigkeit um 77 Personen, gegenüber dem Vorjahr war ein Anstieg um 215 zu registrieren.
In der Geschäftsstelle Grimmen sind 1.112 Arbeitslose gemeldet. Das sind 54 weniger als im August aber 74 mehr als im September des letzten Jahres. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,7 Prozent.
In der Hansestadt Stralsund erreicht die Beschäftigungslosigkeit mit einer Quote von 11,1 Prozent zwar den höchsten Wert aller Regionen im Agenturbezirk, allerdings konnte hier auch der stärkste Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich registriert werden. 3.119 Männer und Frauen sind im Stadtgebiet aktuell ohne Job. Das sind 207 Personen (6,2 Prozent) weniger als noch im August. Einen so deutlichen Rückgang konnte keine andere Region vermelden.