„Ein nicht ganz so leichtes Berufsberatungsjahr mussten die Akteure am Ausbildungsmarkt in der Region Vorpommern-Rügen in den letzten 12 Monaten erleben.“ Mit dieser Einschätzung eröffnet Dr. Jürgen Radloff, der Chef der Arbeitsagentur Stralsund, seine Abschlussbilanz des aktuellen Ausbildungsjahres. Für die Berufsberatung umfasst dies immer den Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende September.
Seit Oktober 2021 wurden von den Unternehmen der Region 1.489 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten. Das waren in etwa so viele wie im Vorjahr. Auf der anderen Seite standen 846 Jugendliche, die sich als Bewerber um einen Ausbildungsplatz bei der Berufsberatung gemeldet haben. Das waren 200 weniger als noch im Vorjahr - ein deutlicher Rückgang.
„Wenn ich mir anschaue, dass wir im letzten Jahr schon einen Bewerbermangel zu verzeichnen hatten, hat sich die Situation in diesem Jahr noch einmal verschärft“, so Dr. Radloff. Der Eindruck verstärkt sich noch einmal bei einem Blick auf die aktuell noch unbesetzten Stellen und die unvermittelten Bewerber. Rein rechnerisch hat jeder Jugendliche, der jetzt noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, die Auswahl aus mehr als 5 freien Lehrstellen.
„31 Jugendliche hatten zum Ende des aktuellen Berufsberatungsjahres noch keinen festen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Allerdings gehe ich auch davon aus, dass einige von ihnen in der nächsten Zeit noch in eine Ausbildung einmünden werden. Doch dies wird an der großen Zahl der offen gebliebenen Lehrstellen nicht viel ändern.“ 164 Stellen waren zum Ende des Berufsberatungsjahres noch unbesetzt. Der größte Teil von ihnen – fast die Hälfte - stammt aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe. Daneben finden sich aber auch Verkaufsberufe und Ausbildungen im Handwerk (wie Bäcker/in, Fleischer/in oder Anlagenmechaniker/in) unter den TOP-10 der freien Ausbildungsplätze.
Für die Betriebe der Region keine leichte Situation – allerdings auch keine unbekannte. Denn schon seit Jahren entwickelt sich der Ausbildungsmarkt immer mehr zu einem sogenannten Bewerbermarkt: Viele Ausbildungsbetriebe müssen um immer weniger Schulabgänger werben. Die Jugendlichen wiederum haben dann die Auswahl unter vielen freien Stellen. An dieser Situation wird sich zumindest kurzfristig nichts ändern.