Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Vorpommern-Rügen ist im Mai um 387 Personen zurückgegangen. 9.596 Männer und Frauen sind zwischen dem Kap Arkona und Marlow aktuell ohne Job. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent. Im April lag dieser Wert noch bei 8,9 Prozent.
„Dass die Arbeitslosigkeit im Mai zurückgeht, hatten wir auch erwartet“, so Thorsten Nappe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund. „Mit den Osterferien beginnt die Tourismussaison bei uns an der Küste und die sollte spätestens ab den Pfingstfeiertagen so richtig Fahrt aufnehmen.“ Auch in diesem Jahr ist die positive Arbeitsmarktentwicklung auf diesen Saisoneffekt zurückzuführen. Dennoch blickt der Agenturchef besorgt auf die aktuellen Zahlen, denn die Arbeitsmarktexperten hätten für den Monat Mai einen deutlich stärkeren Rückgang der Beschäftigungslosigkeit erwartet.
„Um die aktuellen Arbeitsmarktzahlen einzuordnen, schaue ich auf das Vor-Corona-Jahr 2019. Der damalige Mai brachte unserer Region einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen von 626 Personen bzw. 7 Prozent. Das ist deutlich mehr Bewegung als wir heute beobachten können.“
Damals waren bei einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent 8.268 Männer und Frauen ohne Beschäftigung registriert. Heute sind es 1.328 Personen bzw. 16,1 Prozent mehr.
„Natürlich ist die aktuelle Situation nicht 1:1 mit den damaligen Werten vergleichbar“, so Nappe. „Heute spüren wir z.B. die deutlichen Auswirkungen der Flüchtlingsbewegungen in Folge des Krieges in der Ukraine. Das ist ein ganz maßgeblicher Unterschied zur damaligen Situation. Doch wir beobachten heute eben auch eine gewisse Zurückhaltung der Unternehmen bei der Einstellung von neuen Arbeitskräften.“ Deutlich wird dies z.B. bei den Stellenangeboten, die bei der Arbeitsagentur registriert wurden. Seit Jahresbeginn sind in der Region Vorpommern-Rügen insgesamt 1.910 Arbeitsstellen gemeldet worden. Im Vor-Corona-Jahr lag diese Zahl noch bei 2.988. „Natürlich bilden die bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen nicht das komplette Angebot ab. Kein Unternehmen ist verpflichtet, seine Stellen in der Jobbörse der Bundesagentur zu registrieren. Trotzdem können wir an diesen Zahlen eine Tendenz ablesen und die spricht eher für eine Zurückhaltung, vielleicht auch für eine gewisse Unsicherheit der Unternehmen bei der Neueinstellung von Mitarbeitern“, so Nappe.
Die Entwicklung des Agenturbezirkes insgesamt spiegelt sich auch in den einzelnen Geschäftsstellen wider.
Die Insel Rügen verzeichnet mit einer Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent den niedrigsten Wert unter allen Regionen. 2.356 Männer und Frauen sind auf Deutschlands größter Insel derzeit ohne Job. Das sind 217 Personen (8,4 Prozent) weniger als noch im April. In der Agenturgeschäftsstelle Ribnitz-Damgarten liegt die Zahl der Arbeitslosen bei 1.904. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent. Gegenüber dem Vormonat sank die Beschäftigungslosigkeit rund um die Bernsteinstadt um 69 Personen (-3,5 Prozent).
„Im Vergleich zu den anderen Geschäftsstellen des Agenturbezirkes ist die Arbeitslosigkeit in den beiden Tourismusregionen zwar am deutlichsten zurückgegangen“, so Thorsten Nappe, „doch zu dieser Jahreszeit hätte ich hier eine viel stärkere Bewegung erwartet. Im Mai 2019 sank die Beschäftigungslosigkeit in den Urlaubshochburgen noch doppelt so stark.“
In den weniger touristisch geprägten Regionen des Agenturbezirkes ist die Arbeitslosigkeit im Mai ebenfalls zurückgegangen. In Grimmen sind aktuell 1.516 Arbeitslose registriert. Das sind 46 Personen (2,9 Prozent) weniger als noch im Vormonat. Die Arbeitslosenquote rund um Grimmen fiel von 9,7 Prozent im April auf jetzt 9,3 Prozent. In der Hansestadt Stralsund sind zurzeit 3.320 Männer und Frauen ohne Job. Das sind 53 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank im Stadtgebiet binnen Monatsfrist um 0,3 Prozentpunkte von 12,0 auf 11,7 Prozent.
„Momentan profitieren wir von der Saison im Tourismus“, fasst der Agenturchef die Situation zusammen. “Allerdings bin ich gespannt, wie sich die Beschäftigung in den nächsten Monaten entwickeln wird. Unsicherheiten bei den Unternehmen sind Gift für die Arbeitsmarktentwicklung!“