Anfang November veröffentlichen die Agenturen für Arbeit in Deutschland die Bilanz des letzten Berufsberatungsjahres. Für das Jahr 2022/2023 schaut der operative Geschäftsführer der Stralsunder Arbeitsagentur mit gemischten Gefühlen auf die aktuellen Zahlen. „Es klafft immer noch eine riesige Lücke zwischen der Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen auf der einen Seite und den jugendlichen Bewerbern auf der anderen“, so Dirk Hausweiler. „Das ist natürlich eine einigermaßen komfortable Situation für die Jugendlichen. Für die Firmen wird die Lage aber andererseits immer schwieriger.“
Seit Oktober 2022 wurden von den Unternehmen der Region 1.509 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten. Das sind etwas mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig haben sich 832 Jugendliche als Bewerber um einen Ausbildungsplatz bei der Berufsberatung gemeldet.
18 Jugendliche hatten zum Ende des aktuellen Berufsberatungsjahres noch keinen festen Ausbildungsvertrag unterschrieben oder eine Alternative dazu gefunden. Das kann sich in den nächsten Monaten noch ändern, denn ein Einstieg in die laufende Berufsausbildung ist auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres noch möglich. Doch auch wenn sich auf der Bewerberseite noch einiges tut – die relativ kleinen Zahlen werden kaum Effekte auf der Stellenseite haben. Hier sind derzeit 186 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Die aktuellen Zahlen verdeutlichen das Dilemma: „Es fehlen schlichtweg die Bewerberinnen und Bewerber und daran wird sich selbst mittelfristig nichts ändern“, so Hausweiler. Was also tun? „Wenn wir auf die Zahl der Schulabgänger schauen, schlummert hier sicher noch einiges an Potenzial. Denn in der Region Vorpommern-Rügen zählen wir ca. 1.800 Jugendliche, die die Schule verlassen haben. Aber nicht jeder davon macht auch eine Ausbildung. Die Betriebe haben auf jeden Fall die Möglichkeit, sich mit attraktiven Ausbildungsbedingungen bei den Schulabgängern zu präsentieren. Und das nicht nur bei den Jugendlichen aus der Region. Gleiches gilt auch bei der Anwerbung von auswärtigen Bewerbern.“
Anders als in den vergangenen Jahren wird die TOP-10 der unbesetzten Stellen im Übrigen nicht von den Berufen des Hotel- und Gastronomiegewerbes angeführt. Stattdessen stehen die Verkaufsberufe auf Platz 1 und 2. Natürlich ist der Tourismus einer der dominierenden Wirtschaftsbereiche in der Region Vorpommern-Rügen und daher finden sich auch die Ausbildungsberufe dieser Branche in den TOP-10 – aber eben nicht mehr auf dem Spitzenplatz. Weitere freie Stellen wurden aus dem Handwerk gemeldet und das in einer großen Bandbreite. Kraftfahrzeugmechatroniker/in, Bäcker/in, Konditor/in und Fleischer/in bieten aktuell die besten Einstiegschancen.