Dabei waren es im aktuellen Berichtsmonat fast ausschließlich die beiden Tourismusgebiete, die den Anstieg der Beschäftigungslosigkeit für die Gesamtregion verursachten. Auf Rügen zum Beispiel nahm die Arbeitslosenzahl binnen Monatsfrist um gleich 430 Personen zu. Das ist ein Zuwachs um 18,1 Prozent. 2.812 Männer und Frauen sind auf Deutschlands größter Insel aktuell ohne Job. Die Arbeitslosenquote sprang von 7,2 auf 8,5 Prozent. In der Region Ribnitz-Damgarten, zu der auch die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zählt, sah es ganz ähnlich aus. Hier sind 2.120 Personen arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vormonat um 235 Personen bzw. 12,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 8,2 Prozent allerdings immer noch den niedrigsten Wert unter allen Regionen im Agenturbezirk.
Für Thorsten Nappe, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stralsund, ist der November eine sehr spezielle Zeit am Arbeitsmarkt – gerade für die Tourismusregionen. „Die Urlaubs- und Ferienzeiten sind vorbei. Das Weihnachtsgeschäft ist noch nicht gestartet. Die Personalnachfrage erlebt die übliche Flaute. Erste Mitarbeiter werden entlassen. Wir registrieren eine deutliche Zunahme der Arbeitslosenzahlen in der Region. Allerdings sind wir auch noch weit entfernt von dem hohen Niveau, das wir in den Wintermonaten erreichen werden. Denn viele Firmen aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe werden versuchen, einen Teil ihres Personals noch über das Weihnachtsgeschäft im Unternehmen zu halten. Doch auch wenn die Zeit über den Jahreswechsel den Unternehmen noch einmal ein gutes Urlaubsgeschäft bescheren könnte – eine Personalnachfrage wie in der Sommersaison werden die kommenden Feiertage nicht bringen. Insgesamt betrachtet sorgt die trübe Jahreszeit daher regelmäßig für einen November-Blues am Arbeitsmarkt.“
Dass das Tourismusgewerbe langsam in die Wintersaison rutscht, ist auch bei einem Blick auf die Beschäftigungslosigkeit nach Branchen zu bemerken. Der mit Abstand stärkste Zuwachs bei den Arbeitslosenzahlen ist aus dem Bereich des Gastgewerbes zu verzeichnen, gefolgt vom Handel und den Reinigungsberufen. Saisonunabhängige Wirtschaftsbereiche, zum Beispiel aus der Fertigung oder den unternehmensnahen Dienstleistungen, haben dagegen sogar noch leichte Personalbedarfe. Das führt auch in den Regionen zu einem differenzierten Bild – insbesondere in den beiden weniger touristisch geprägten Geschäftsstellen Stralsund und Grimmen.
In Grimmen stieg die Beschäftigungslosigkeit um gerade einmal 38 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 9,5 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. In der Hansestadt Stralsund ist die Beschäftigungslosigkeit sogar leicht gesunken. 3.297 Männer und Frauen sind im Stadtgebiet derzeit ohne Job. Das sind 51 Personen weniger als noch im Oktober. Ein wirklich starker Rückgang ist das nicht, dennoch sorgte er dafür, dass die Arbeitslosenquote von 11,8 auf 11,6 Prozent sank.
Eine genaue Voraussage der Arbeitsmarktentwicklung für die nächsten Monaten gestaltet sich nach Einschätzung des Agenturchefs nicht ganz so einfach. „Natürlich können wir jetzt schon sagen, dass die Beschäftigungslosigkeit auch im Dezember wieder steigen wird und im Januar oder Februar ihren Höhepunkt erreicht. Allerdings rechneten wir in der Vergangenheit auch immer mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahreswerten. Allein durch die demographische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich dieser Effekt. Das ist seit einiger Zeit anders. Im aktuellen Berichtsmonat liegt die gemeldete Arbeitslosigkeit um 471 Personen (4,8 Prozent) über dem Wert des Novembers 2022. Und wie sich dies in naher Zukunft entwickeln wird, ist noch mit einigen Fragezeichen versehen. Wir haben zum Beispiel sehr genau die Entwicklung im Baubereich im Blick. Momentan werden hier noch eine ganze Reihe von Aufträgen abgearbeitet. Auch können witterungsbedingte Arbeitsausfälle mit dem Saison-Kurzarbeitergeld abgefangen werden. Spannend ist, wie die Situation nach dem Winter aussehen wird.“