Die Arbeitslosigkeit ist in Vorpommern-Rügen im Juli leicht angestiegen. 9.527 Männer und Frauen sind hier aktuell ohne Job. Das sind 184 Personen bzw. 2,0 Prozent mehr als noch im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg leicht an von 8,3 Prozent im Juni auf jetzt 8,4 Prozent.
„Was wir aktuell beobachten ist kein massiver Anstieg der Beschäftigungslosigkeit, sondern eine Sommerflaute, die auf dem Arbeitsmarkt zu dieser Jahreszeit durchaus üblich ist“, erklärt Dirk Hausweiler, operativer Geschäftsführer der Arbeitsagentur Stralsund, die Situation.
„Die Sommermonate sind nicht der bevorzugte Zeitpunkt für Personaleinstellungen. Im Gegenteil – in der Ferienzeit, wenn die Stammbelegschaft im Urlaub ist, stehen in den Unternehmen kaum Stellenbesetzungen an. Zudem laufen zur Jahresmitte auch einige befristete Arbeitsverträge aus.“
Einen weiteren Grund für den Anstieg der Beschäftigungslosigkeit sieht der stellvertretende Agenturchef allerdings in einer besonderen Personengruppe: „Wenn wir uns die Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen anschauen, fallen die Jugendlichen ganz besonders ins Auge. Über die Hälfte der aktuellen Zunahme der Arbeitslosigkeit spielte sich in der Gruppe der Unter-25-Jährigen ab. Auch das ist eine Entwicklung, die wir in jedem Jahr beobachten können. Viele Schulabgänger melden sich zwischen dem Ende ihrer Schulzeit und dem Beginn der Ausbildung bzw. des Studiums arbeitslos. Aber auch einige Azubis werden nach dem Ende ihrer Lehre nicht vom Ausbildungsbetrieb übernommen und müssen sich dann arbeitslos melden.“
Eine solche Entwicklung ist also nicht ungewöhnlich und zeigt sich regelmäßig in den Sommermonaten. Wie stark der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit ausfällt, variiert allerdings von Jahr zu Jahr. „Sind die Auftragsbücher der Unternehmen gut gefüllt, ist auch der Bedarf an Fachkräften groß. Die Ausbildungsbetriebe werden dann natürlich versuchen, ihre frisch ausgebildeten Azubis zu halten“, so Dirk Hausweiler. „Schauen die Betriebe dagegen unsicher in die Zukunft, kann die Übernahme der Azubis nicht in jedem Fall realisiert werden.“
Dass die momentanen Unternehmensentscheidungen von einigen Unsicherheiten geprägt sind, ist auch an einer anderen Entwicklung zu sehen: den Arbeitsmarktzahlen im Vorjahresvergleich. Die Beschäftigungslosigkeit liegt im aktuellen Berichtsmonat um 202 Personen (2,2 Prozent) über dem Niveau des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote erreichte im Juli 2023 noch einen Wert von 8,3 Prozent. Heute sind es 0,1 Prozentpunkte mehr. „Auch das ist kein dramatischer Anstieg, allerdings ein Achtungssignal“, so Dirk Hausweiler. „Denn normalerweise müsste die Beschäftigungslosigkeit allein durch demografische Effekte sinken. Tut sie das nicht, sondern steigt an, spricht das für wirtschaftliche Probleme, die sich auf den Arbeitsmarkt niederschlagen.“
Auch bei der Vorjahresbetrachtung ist ein Blick auf die einzelnen Personengruppen interessant. Hier sind es hauptsächlich die älteren Arbeitslosen (über 50 Jahre), bei denen eine Zunahme der Beschäftigungslosigkeit zu registrieren ist. Außerdem ist der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit auffällig. Aktuell sind 4.069 Männer und Frauen ein Jahr oder länger ohne Job. Das sind 42,7 Prozent aller Arbeitslosen.
„Es gibt einige Personengruppen, die in wirtschaftlichen Schwächephasen besonders und vor allem zuerst betroffen sind. Das sind Jüngere mit kaum oder wenig Berufserfahrung, ältere Arbeitnehmer, aber auch Menschen, die schon länger nicht mehr in einem Job gearbeitet haben. Genau diese Personengruppen haben wir auch besonders im Blick. Denn trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten – Unternehmen brauchen auch in Zukunft ausreichend Fachkräfte, und die sind immer schwieriger zu bekommen. Die Arbeitsagentur und das Jobcenter unterstützen die Betriebe daher auch ganz gezielt bei der Suche und der Qualifikation von Arbeitskräften.“