Nordhausen: Erwartungsgemäß startete in Nordthüringen das Jahr mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Überraschend kommt dieser Zuwachs jedoch nicht, denn alljährlich steigt die Zahl der Arbeitslosen zum Jahresende nach dem Auslaufen befristeter Verträge und mit dem Winter. Der saisonale Anstieg der Arbeitslosenzahlen fiel dabei moderater als in den letzten Jahren aus. Im Vorjahresvergleich ging die Arbeitslosigkeit deutlich zurück.
Mit 7.995 Arbeitslosen konnte in den drei nördlichsten Landkreisen Thüringens die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem Januar erreicht werden. Karsten Froböse, Chef der Nordhäuser Arbeitsagentur zieht anlässlich eines Firmenbesuches bei der AHN Biotechnologie GmbH Bilanz: „Wir sind erstmals knapp unter 8.000 Arbeitslosen in einem Januar geblieben und haben damit den besten Wert seit 1990 erreicht.“ Verglichen mit dem Vormonat sei zwar ein Plus von rund 750 Personen zu verzeichnen. „Das ist aber saisonal im Januar üblich“, so Froböse. „Insbesondere die Männer in den Außenberufen sind davon betroffen.“ Orientierung gäbe vor allem der Vergleich mit dem Vorjahr: Danach sei die Arbeitslosigkeit um 16,5 Prozent zurück gegangen, so Froböse. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,1 Prozent. Im Jahr zuvor betrug sie 7,2 Prozent. Beim Blick auf die Unterbeschäftigung zeigt sich ebenfalls eine klare Besserung. Mit aktuell 7,8 Prozent ist die Unterbeschäftigungsquote deutlich rückläufig. Vor fünf Jahren lag die Quote noch bei mehr als zehn Prozent. In dieser Statistik sind neben Arbeitslosen auch Förderungen bei Selbständigkeit, beruflicher Eingliederung, bei Vermittlungen in den zweiten Arbeitsmarkt oder im Rahmen beruflicher Weiterbildung enthalten.
Neben der Unterbeschäftigung gab es im Januar auch einen Rückgang der Kurzarbeit zum Vorjahr. Einen vergleichbaren Lockdown wie im vergangenen Jahr habe es 2022 nicht gegeben und das wirke sich positiv aus. „Wenn wir die endgültigen Zahlen für Januar haben, werden wir sehen, dass die Kurzarbeit den Vorjahreswerten unterschreitet“, sagt Froböse. Für den Arbeitsmarktexperten liegen die Fakten auf der Hand. „Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich offensichtlich verbessert.“
Fachkräftenachfrage in Nordthüringen
„Die Fachkräftesituation ist Herausforderung für die Region, aber auch Chance für die jungen Menschen in der Region“, so Froböse.
Fast 2.000 Stellen waren Ende Januar noch zu besetzen. 272 Stellen wurden von den Unternehmen und Verwaltungen allein im Januar gemeldet. „Wir haben über 6.700 Betriebe am Standort Nordthüringen mit vielversprechenden Perspektiven für kommende Generationen. „Für leistungsbereite Jugendliche bietet die Region gute Zukunftsperspektiven“, so Froböse. „Wir haben bereits jetzt schon in den Unternehmen mehr Altersabgänge als Jugendliche nachkommen. Die Situation wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen“, so Froböse. Branchen wie das Baugewerbe, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, das verarbeitende Gewerbe oder Verkehr und Logistik würden verstärkt Fachkräfte suchen. Das sollte das entscheidende Signal für berufliche Überlegungen sein, so der Agenturchef.
Zahl der arbeitslosen Jugendlichen sinkt weiter
Dass Jugendliche mit aktueller Qualifizierung langfristig gute Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, zeigt die Entwicklung der letzten Wochen. Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen konnte im Vergleich mit Januar 2021 um über 26 Prozent reduziert werden. 523 unter 25jährige waren Ende Januar gemeldet, fast 200 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt bei glatt 5,0 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 7,1 Prozent.
Arbeitslosigkeit in den Landkreisen:
3.017 Arbeitslose waren im Landkreis Nordhausen registriert, 13,9 Prozent (-489) weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im letzten Monat bei 7,2 Prozent.
Im Kyffhäuserkreis ging die Zahl der Arbeitslosen zum Januar 2021 um 14,3 Prozent zurück. 2.851 Männer und Frauen waren Ende Januar arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,7 Prozent, 1,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
2.127 Personen waren im Landkreis Eichsfeld ohne Arbeit. Der Landkreis hatte den höchsten Rückgang zum Vorjahresmonat mit 22,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei glatt 4,0 Prozent. Im Vorjahr betrug sie 5,1 Prozent.