Steigende Arbeitslosigkeit im Juli 2023

Mühlhausen: Der Arbeitsmarkt in Nordthüringen ist derzeit mehreren Belastungen ausgesetzt. „Die Konjunktur ist verhalten. Die Unternehmen melden weniger Arbeitsstellen. Die Zahl der Arbeitslosen steigt zum Vorjahr. Der Hauptgrund ist: Die aus der Ukraine geflüchteten Menschen werden seit einem Jahr durch die Jobcentern betreut und dort als Arbeitslose gezählt“, so Karsten Froböse, anlässlich des Pressegesprächs im Hotel Stadt Mühlhausen.

31.07.2023 | Presseinfo Nr. 16

Die Zahl der Arbeitslosen in Nordthüringen steigt von Juni auf Juli 2023 um 2,3 Prozent (+277 Personen) auf 12.404 gemeldete Männer und Frauen. Die vier Jobcenter betreuen davon 8.414 Personen.

 

Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöht sich die Arbeitslosigkeit um fast 10 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt für Nordthüringen 6,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,2 Prozent.

 

 

Arbeitslosigkeit steigt in allen vier Landkreisen über Vorjahreswert

 

Während in den Landkreisen Nordhausen, Eichsfeld und Unstrut-Hainich-Kreis die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat steigt, blieb sie im Kyffhäuserkreis praktisch konstant. Im Vergleich zu Juli 2022 ist in allen vier Landkreisen eine deutliche Erhöhung der Arbeitslosigkeit festzustellen.

 

3.333 Arbeitslose waren Ende Juli im Landkreis Nordhausen registriert, 26 Personen mehr als vor einem Monat. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 6,5 Prozent (+202). Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 8,1 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 7,6 Prozent.

Der Landkreis Eichsfeld registrierte 2.305 Arbeitslose, 4,9 Prozent (+107) mehr als vor vier Wochen. Zum Juli 2022 wurde ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von 12,6 Prozent registriert. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 4,1 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 3,7 Prozent.

Im Kyffhäuserkreis waren 3.038 Arbeitslose gemeldet. Das sind 32 Menschen weniger als im Vormonat. Rund 140 Männer und Frauen nahmen im Juli eine neue Beschäftigung auf. Dennoch stieg die Zahl der Jobsuchenden um 9,9 Prozent zum Vorjahr. Die Arbeitslosenquote liegt im Kyffhäuserkreis bei 8,4 Prozent.

3.728 Arbeitslose registrierte der Unstrut-Hainich-Kreis, 176 Personen mehr als vor vier Wochen. Verglichen mit dem Vorjahr zeichnet sich ein Zuwachs um knapp elf Prozent ab. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,7 Prozent.

 

Jugendarbeitslosigkeit steigt

Ende Juli 2023 waren für den gesamten Agenturbezirk Thüringen Nord 1.291 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Damit stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 14,7 Prozent (165 Personen) zu Juni 2023 und um 24,4 Prozent (253 Personen) zum Vorjahresmonat. Von allen arbeitslos gemeldeten jungen Menschen betreuen die Jobcenter 854. Insbesondere bei der Jugendarbeitslosigkeit werden die Auswirkungen der Fluchtbewegung deutlich. Junge Geflüchtete verfügen häufig noch nicht über ausreichend Sprachkenntnisse und anerkannte Qualifikation um erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzumünden. Durch den hohen Fachkräftebedarf, haben gut ausgebildete junge Menschen weiterhin gute Beschäftigungschancen in Nordthüringen.

 

Ausländische Arbeitslose

2.738 ausländische Arbeitslose sind aktuell in Nordthüringen gemeldet, 37 Prozent mehr als vor einem Jahr. Mit 1.289 Personen stammt fast jeder zweite dieser Jobsuchenden aus der Ukraine.

 

Weniger Stellenmeldungen

Die Meldungen offener Stellen an die Nordthüringer Arbeitsagentur sind etwas zurück gegangen. So waren im Juli 2.799 Arbeitsstellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 86 Stellen weniger (–3 Prozent). Weiterhin hoher Bedarf an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besteht in den Bau- und Ausbauberufen (342 gemeldete Stellen) sowie in den Verkehrs- und Logistikberufen (309 gemeldete Stellen). Mit einem Zuwachs um 57,1 Prozent zum Vorjahr zeigt sich der steigende Bedarf an IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen.

 

Demografische Entwicklung – Fachkräftesicherung in Nordthüringen

„Uns fehlen jetzt schon viele Fachkräfte. Das kann jeder feststellen, wenn er auf einen Handwerker wartet“, so Karsten Froböse. „Die Demografie wird dieses Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen!“ Die Altersstruktur in den Nordthüringer Unternehmen macht es deutlich. Auf zehn beschäftigte Personen über 55 Jahren, die in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden, folgen nur drei junge Menschen unter 25 Jahren. Dem dadurch absehbaren Fachkräftebedarf müsse entgegengewirkt werden. Ein Beitrag sei die Qualifikation und Integration von Arbeitslosen. „Der wichtigste Hebel für die Fachkräftesicherung ist jedoch weiterhin die Berufsausbildung.“, stellte Froböse klar.

Bei der praxisnahen Berufsorientierung ist Nordthüringen mit dem „Tag in der Praxis (TiP)“ anderen Regionen deutlich voraus. Durch TIP erhalten Nordthüringer Schülerinnen und Schüler seit Februar 2022 ein Jahr lang, einen Tag pro Woche Eindrücke von regionalen Unternehmen. „In vier Phasen, verteilt über das zweite Halbjahr der achten und das erste Halbjahr der neunten Klasse, können die Jugendlichen im besten Fall vier Berufe und vier Betriebe praxisnah kennen lernen“, sagte Karsten Froböse.

Die Initiative des Schulamts Nordthüringen, des Nordthüringer Regionalservice der IHK Erfurt, der beiden Kreishandwerkerschaften sowie der Agentur für Arbeit Nordthüringen stärkt die Berufsorientierung der Schüler und damit den Übergang von Schule in Beruf. Zudem erhalten Unternehmen die Möglichkeit ihre Fachkräfte von morgen für sich und die Region zu begeistern.

Aktuell sind 13 Schulen mit 640 Schülerinnen und Schülern und 450 Unternehmen in vier Landkreisen am Tag in der Praxis beteiligt. Die Teilnahme weiterer Schulen wird derzeit vorbereitet.