Sondershausen. „Der Februar ist üblicherweise der Monat mit der höchsten Arbeitslosigkeit in jedem Jahr. Im Bau und in der Landwirtschaft gibt es eine höhere Arbeitslosigkeit. Zudem werden einige junge Menschen kurzfristig arbeitslos. Sie haben ihre Ausbildung abgeschlossen aber noch keinen weiterführenden Arbeitsvertrag erhalten“, erklärt Karsten Froböse, Chef der Agentur für Arbeit Thüringen Nord beim Pressegespräch in der Polizeiinspektion in Sondershausen.
Landesweit geringster Zuwachs der Arbeitslosigkeit
Neben dem jahreszeitlichen Verlauf, steigt die Arbeitslosigkeit in Nordthüringen seit fast zwei Jahren. Allerdings wird der Unterschied zu den Vorjahreswerten geringer. In Nordthüringen fiel der Zuwachs im Februar verglichen mit dem Vorjahresmonat thüringenweit sogar am geringsten aus. Neben saisontypischen und konjunkturellen Ursachen zeigt auch die Fluchtmigration weiterhin Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote. Nordhausen und der Kyffhäuserkreis gehören zu den 15 Landkreisen in Deutschland, mit dem höchsten Anteil ukrainischer Arbeitsloser an der Arbeitslosenquote. „Die Hilfsbereitschaft, mehr Geflüchteten als in anderen Regionen Schutz zu bieten, führt zu einer höheren Arbeitslosenquote“, so Froböse. „Dieser Teil der Arbeitslosigkeit sollte nicht als schlechtere Arbeitsmarktlage fehlinterpretiert werden.“
Demografische Herausforderungen erfordern enge Zusammenarbeit
Zusammen mit der Wirtschaft, sozialen Einrichtungen und Ehrenamtlichen würde daran gearbeitet, dass Geflüchtete in den hiesigen Arbeitsmarkt eingebunden werden. Die Beschäftigung bei den Ukrainern steige. Sprache sei weiterhin ein wesentlicher Erfolgsschlüssel. Geflüchtete könnten im Job ihre Kenntnisse anwenden und festigen. Berufsbegleitende Sprachkurse helfen bei der Integration in unsere Arbeitswelt. Nach Einschätzung des Agenturchefs sei es gleichzeitig eine gewinnbringende Investition in die Zukunft: „Die Demografie wirkt langsam, aber unerbittlich gegen uns“, so Froböse. „Wir können damit zwar nicht alle Probleme am Arbeitsmarkt beheben. Durch die Eingliederung und Qualifikation Geflüchteter können wir aber einen Beitrag zur Beschäftigungssicherung leisten.“
Arbeitslosigkeit in Nordthüringen
Die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk stieg im Februar 2024 um 0,4 Prozent leicht auf 13.749 Personen. Damit lag sie 2,4 Prozent über dem Wert des vergangenen Jahres. Von der steigenden Arbeitslosigkeit waren besonders die Landkreise Nordhausen und der Kyffhäuserkreis betroffen. Vor allem Männer und junge Menschen unter 25 Jahren wurden im vergangenen Monat arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit der Frauen sank hingegen. Die Arbeitslosenquote blieb stabil bei 7,5 Prozent.
Den stärksten Anstieg der Arbeitslosen zum Vorjahresmonat verzeichnete der Landkreis Nordhausen mit 6,7 Prozent. Im Unstrut-Hainich-Kreis sank die Arbeitslosigkeit um 1,4 Prozent zum Februar 2023. Die höchste Arbeitslosenquote im Agenturbezirk weist der Kyffhäuserkreis mit 9,5 Prozent auf, die niedrigste das Eichsfeld mit 4,6 Prozent. Der Einfluss der Ukrainer auf die Arbeitslosenquote beträgt im Eichsfeld 0,4 Prozentpunkte, im Kyffhäuserkreis 0,8 Prozentpunkte.
Im Februar wurden mit 436 neuen Stellen deutlich weniger freie Arbeitsplätze als im Vorjahresmonat an die Arbeitsagentur gemeldet. Insgesamt waren 2.552 zu besetzende Stellen registriert.
Stabiles Bild der letzten Jahre: mehr Aus- als Einpendler in den Landkreisen
Bei der Beschäftigungsentwicklung werden die Beschäftigten am Arbeitsort betrachtet. Aus der Gegenüberstellung von Beschäftigten am Arbeitsort und Beschäftigten am Wohnort können Aussagen zu Pendlerbewegungen getroffen werden. In allen Landkreisen Nordthüringens pendeln mehr Beschäftigte aus, um zu ihrem Arbeitsort zu gelangen, als ein. Diese Situation ist seit Jahren konstant. Der Unstrut-Hainich-Kreis hatte im Juni letzten Jahres mit 26 Prozent aller dort Beschäftigten die meisten Einpendler im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung. 47 Prozent aller im Kyffhäuserkreis lebenden Beschäftigten pendelten in einen anderen Kreis zur Arbeit.
Landkreis Nordhausen
3.864 Männer und Frauen waren im Februar 2024 im Landkreis Nordhausen arbeitslos gemeldet, 117 Personen mehr als im Januar. Die Arbeitslosigkeit stieg zum Vorjahresmonat um 6,7 Prozent an. Die Arbeitslosenquote betrug 9,3 Prozent und ist damit 0,5 Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat. Im Januar betrug sie noch 9,1 Prozent. Ukrainische Arbeitslose hatten im Januar 2024 einen Anteil von 1,3 Prozentpunkten an der Arbeitslosenquote des Landkreises.
Im Juni 2023 pendelten 8.972 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Wohnort in Nordhausen in andere Landkreise, um ihrer Arbeit nachzugehen. 7.239 pendelten in den Landkreis ein. Das Pendlersaldo betrug -1.733.
Landkreis Eichsfeld
2.621 Männer und Frauen waren im Februar 2024 im Eichsfeld arbeitslos gemeldet, 14 Personen weniger als im Januar 2024. Die Arbeitslosigkeit stieg zum Vorjahresmonat um 1,9 Prozent an. Die Arbeitslosenquote betrug 4,6 Prozent, ebenso wie im Vorjahresmonat. Im Januar betrug sie noch 4,7 Prozent. Ukrainische Arbeitslose hatten im Januar 2024 einen Anteil von 0,4 Prozentpunkten an der Arbeitslosenquote des Landkreises.
Im Juni 2023 pendelten 16.464 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Wohnort im Eichsfeld in andere Landkreise, um ihrer Arbeit nachzugehen. 8.968 pendelten in den Landkreis ein. Das Pendlersaldo betrug -7.496.
Unstrut-Hainich-Kreis
3.844 Männer und Frauen waren im Februar 2024 im Unstrut-Hainich-Kreis arbeitslos gemeldet, 94 Personen weniger als im Januar. Die Arbeitslosigkeit sank zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote liegt mit 7,9 Prozent 0,1 Prozentpunkt unter dem Wert im Vorjahresmonat. Im Januar betrug sie noch 8,1 Prozent. Ukrainische Arbeitslose hatten im Januar 2024 einen Anteil von 0,6 Prozentpunkten an der Arbeitslosenquote des Landkreises.
Im Juni 2023 pendelten 13.185 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Wohnort im Unstrut-Hainich-Kreis in andere Landkreise, um ihrer Arbeit nachzugehen. 9.056 pendelten in den Landkreis ein. Das Pendlersaldo betrug -4.129.
Kyffhäuserkreis
3.420 Männer und Frauen waren im Februar 2024 im Kyffhäuserkreis arbeitslos gemeldet, 43 Personen mehr als im Januar. Die Arbeitslosigkeit stieg zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent an. Die Arbeitslosenquote betrug 9,5 Prozent und liegt damit 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Im Januar betrug sie ebenfalls 9,5 Prozent. Ukrainische Arbeitslose hatten im Januar 2024 einen Anteil von 0,8 Prozentpunkten an der Arbeitslosenquote des Landkreises.
Im Juni 2023 pendelten 12.974 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Wohnort im Kyffhäuserkreis in andere Landkreise, um ihrer Arbeit nachzugehen. 4.505 pendelten in den Landkreis ein. Das Pendlersaldo betrug -8.469.