Herr Vogel, die Arbeitslosenzahlen in Gera steigen, warum?
Das liegt vor allem daran, dass Ukrainerinnen und Ukrainer aufgrund des Krieges aus ihrem Land geflüchtet sind und Zuflucht in Gera gefunden haben.
Können und wollen die Geflüchteten nicht arbeiten? Es gibt doch jede Menge freie Stellen?
Ja und Nein. Viele sind sehr daran interessiert, einen deutschen Betrieb kennenzulernen. Doch dafür ist es notwendig, sich auf Deutsch mit den neuen Kolleginnen und Kollegen verständigen zu können. Im Dienstleistungsbereich natürlich auch mit den Geraer Bürgerinnen und Bürgern. Und die vielfältigen deutschen Sicherheitsvorschriften sollten auch verstanden werden.
Dann dauert das wohl noch eine Weile?
Ja, leider. Deutschkurse sind Mangelware. Es gibt lange Wartezeiten. Hier fehlen vor allem Lehrkräfte bei den Sprachkursträgern. Aber wir nutzen die Zeit. Am 25. Januar fand im Jobcenter eine erste Kontaktmesse statt.
Was ist eine Kontaktmesse?
Einfach gesagt, Betriebe, die bereit sind, schon jetzt Kontakte mit den Ukrainerinnen und Ukrainern zu knüpfen, konnten sich vorstellen. Elf Firmen haben diese Möglichkeit genutzt und mit über Einhundert Interessierten aus der Ukraine gesprochen und Kontakte ausgetauscht. Jeder Firma wurde ein Dolmetscher zur Seite gestellt.
Warum nur elf Betriebe? Es gibt doch viel mehr Betriebe mit freien Stellen?
Viele Firmen sind vorsichtig und wollen das Risiko der Kommunikationsprobleme nicht tragen. Sie warten lieber ab, bis die Ukrainer gutes Deutsch sprechen. Für mich unverständlich. Wer darauf wartet, dass ihm die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, wird hungern müssen. Aber dies ist die Sache der Firmen, ihr unternehmerisches Risiko.
Sinken die Arbeitslosenzahlen in Gera bald?
Nein, so schnell geht das nicht. Jeder Tag kommen neue Bürgerinnen und Bürger bei uns an. Aber wir arbeiten daran.