Im Berichtsmonat April 2023 sind im Südwestthüringer Agenturbezirk 11.262 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 298 bzw. 2,6% weniger als im März 2023. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,9%, gegenüber dem Vormonat ein Minus um 0,1%.Zum Vergleich: 10.050 Menschen waren im April letzten Jahres als arbeitslos registriert, 1.212 Betroffene (12,1%) weniger als derzeit, die Quote betrug 4,3%. Im April vor der Pandemie (2019) lag die Quote bei 4%, im April 2020 bei 5,1% und im April 21 bei 5,2%.
Während im Frühjahr letzten Jahres nahezu ein „Vor-Corona-Niveau“ erreicht wurde, so spiegeln sich die Folgen der Fluchtmigration aus der Ukraine und der Energiekrise auch in höheren Beständen an Arbeitslosen wieder. Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Thüringen Südwest, fast die Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt kurz zusammen:
- Wir verzeichnen zwar einen Rückgang der Arbeitslosigkeit insbesondere in den Bau- und Ausbauberufen (-11,4%) und im Berufsfeld Verkehr/Logistik (-5,4%), jedoch spiegelt sich dieser in den Bestandszahlen nur gering wieder. So meldeten sich im Berichtsmonat 2.562 Menschen neu arbeitslos, das sind 149 bzw. 6,2% mehr als im Vormonat. Im gleichen Zeitraum wurden Abgänge von 2.862 Personen aus der Arbeitslosigkeit registriert, 172 bzw. 6,4% mehr als im Vormonat, somit blieb der Bestand nahezu gleich.
- Unternehmen und Einrichtungen meldeten 23% mehr neue Stellen als Vormonat, das sind zwar immer noch 25 % weniger Stellen als im April letzten Jahres eingegangen sind, aber ein Signal für mehr Bedarf an neuen Arbeitskräften.
- Die Anzahl der dualen Ausbildungsstellen nimmt weiter zu, 2.229 Stellen wurden seit Beginn des Berichtsjahres am 01. Oktober 2022 registriert. Das sind 2,2% mehr gemeldete Stellen als im Vorjahresmonat und 18% mehr als im April vor 2 Jahren.
- Wir sehen unter anderem in der Rückholung von Auspendlern und in der Digitalisierung erhebliche Potentiale zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Thüringen. Fest steht: Allein diese werden nicht ausreichen, um den demographischen Rückgang zu kompensieren.
Personengruppen
Im Berichtsmonat waren 6.318 Männer als arbeitslos registriert, das entspricht einem Anteil am gesamten Bestand von 56,1%. Gegenüber dem Vormonat reduzierte sich deren Bestand um 260 Personen bzw. um 4,0 %. Im April 2022 waren mit 5.811 männlichen Arbeitslosen 8,7% weniger von Arbeitslosigkeit betroffen. 4.944 Frauen zählen als arbeitslos, das sind 38 bzw.0,8% weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind aktuell 16,6% mehr Frauen arbeitslos gemeldet, diese Entwicklung wird der überwiegend weiblichen Fluchtmigration aus der Ukraine zugeordnet. 9,5% (1.068) beträgt der Anteil der unter 25-jährigen. Gegenüber dem Vormonat blieb dieser konstant. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind jedoch 27% mehr Jugendliche und junge Erwachsene von Arbeitslosigkeit betroffen. Mehr als verdreifacht hat sich im Vergleich zum Vorjahresmonat der Bestand an Arbeitslosen unter 20 Jahren. 67% der Betroffenen werden in den Jobcentern /zKT betreut. Gold erklärt: „Wir haben aufgrund der Fluchtmigration aus der Ukraine auch einen erhöhten Zulauf von Kindern und Jugendlichen. Sobald diese das 15. Lebensjahr vollendet haben und sich beispielsweise nicht im Sprachkurs befinden, zählen sie als arbeitslos und stehen der Arbeitsvermittlung dem Grunde nach zur Verfügung,“. 38,8% (4.369) beträgt der Anteil der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen am gesamten Bestand. Innerhalb eines Monats reduzierte sich deren Bestand um 134 Personen bzw. 3%. Im Vorjahresmonat waren 166 (3,9%) weniger Menschen dieses Personenkreises als arbeitslos registriert. 3.529 Personen zählen als langzeitarbeitslos, ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 31,3%. Gegenüber dem Vormonat bliebt die Anzahl konstant, im Vergleich zum Vorjahresmonat verringerte sich der Anteil um 6,3% bzw. um 239 Personen. 947 schwerbehinderte Menschen waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, 33 weniger als im März 2023. Im April des letzten Jahres zählten 965 Betroffene als arbeitslos, 1,9% mehr als heuer. 21,2% beträgt der Anteil an ausländischen Arbeitslosen (2.389), das sind gegenüber dem Vormonat 17 bzw. 0,7% weniger, jedoch gegenüber dem Vorjahresmonat 1.282 bzw. 115,8% mehr. Der Anteil an arbeitslos gemeldeten Ukrainer*innen beträgt im Berichtsmonat 40,7 Prozent, das entspricht gegenüber dem Vormonat ein Minus um 1,6 %. Vergleichswerte zum Vorjahresmonat liegen aufgrund geringer Fallzahlen nicht vor.
Entwicklung in den Regionen
In allen Regionen Südwestthüringens blieb die Arbeitslosigkeit weitestgehend stabil bzw. verringerte sich nur minimal. Die Stadt Suhl verzeichnet konstant die höchste Quote innerhalb Südwestthüringens mit 6,1%. Im Wartburgkreis und im Landkreis Schmalkalden/Meiningen verringerte sich diese um jeweils 0,1% und liegt bei 5,2% bzw. 4,5%. Im Landkreis Sonneberg beträgt die Arbeitslosenquote 5,2%, 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Der Landkreis Hildburghausen ist am geringsten von Arbeitslosigkeit betroffen, hier liegt die Quote bei 4,0% (-0,3%).
Arbeitsmarkt
4.080 freie Arbeitsstellen zählen zum aktuellen Bestand. Seit Jahresbeginn meldeten Unternehmen und Einrichtungen 2.805 Stellen, darunter allein im Berichtsmonat 821. Nur 25% aller Stellen entfallen auf den Helferbereich. Geschäftsführer Gold weiß: „Fachkräfte werden branchenübergreifend gesucht. Erhebungen machen deutlich, dass rund 1/3 der Berufe technisch stark substituierbar sind. Schon allein deshalb wird die Digitalisierung als ein wesentlicher Katalysator für mehr Produktivität gesehen. Des Weiteren verzeichnet Thüringen einen Auspendlerüberschuss von 52.900 Personen (124.400 Auspendler zu 71.500 Einpendlern). Hier könnte eine Steigerung der Attraktivität Thüringens als Arbeitsort zur Aktivierung dieses Potentials beitragen. Frauen und ältere Beschäftigte hingegen werden aufgrund ihrer hohen Beschäftigungsquoten nicht als aktivierungsfähiges Potential angesehen,“.
Ausbildungsmarkt
1.508 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich bisher für das aktuelle Ausbildungsjahr ausbildungssuchend gemeldet, darunter sind 41% bereits versorgt. In ganz Südwestthüringen suchen noch 889 Bewerber*innen eine duale Ausbildungsstelle. Branchenübergreifend stehen im Wartburgkreis noch 413 Ausbildungsstellen zur Verfügung, im Landkreis Sonneberg 203, Landkreis Hildburghausen 212, im Landkreis Schmalkalden/ Meiningen 442 und in der Stadt Suhl 147. Von den 2.229 Ausbildungsstellen konnten bisher 812 besetzt werden, das entspricht einem prozentualen Anteil von 36%. „Schauen wir uns die Top 10 der Berufe bei Bewerber*innen und betrieblichen Ausbildungsstellen an, so gibt es auf den 1.Blick viele Überschneidungen. In der Realität wird jedoch das Zustandekommen von Ausbildungsverhältnissen beispielsweise aufgrund von überregionalen Berufsschulstandorten und/ oder eingeschränkter Mobilität deutlich erschwert,“ so Gold.
Entwicklung in den Rechtskreisen
4.211 bzw. 37,4% aller Arbeitslosen gehören zum Rechtskreis SGB III, da sind 226 bzw. 5,1% weniger als im Vormonat und 53 bzw. 1,2% weniger als im Vorjahresmonat. 62,6% bzw. 7.051 arbeitslos gemeldete Personen sind dem Rechtskreis SG II zugeordnet. Das sind im Vergleich zum Vormonat 72 bzw. 1% weniger, jedoch gegenüber dem April letzten Jahres ein Zuwachs von 1.265 Betroffene (21,9%).
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit auch in der Grundsicherung leicht rückläufig entwickelt. Aktuell sind 3.017 Personen länger als 12 Monate arbeitslos gemeldet, das sind zwar 6 bzw. 0,2% mehr als im Vormonat, jedoch 36 bzw. 1,2% weniger als im Vorjahresmonat. „Die Reduzierung der der Langzeitarbeitslosigkeit gehört weiterhin sowohl in den Arbeitsagenturen als auch den Jobcentern zu einer der zentralen Kernaufgaben der kommenden Jahre,“ betont Agenturchef Gold.