Arbeitsmarkt Mai 2023

Arbeitslosigkeit stagniert – Quote bei 4,8%, Ausländeranteil aus Asylherkunftsländern nimmt wieder zu, Mehr Ausbildungssuchende ohne Schulabschluss, SV-Beschäftigung weiter rückläufig

31.05.2023 | Presseinfo Nr. 28

Im Berichtsmonat Mai 2023 zählt die Arbeitsagentur Thüringen Südwest 10.981 arbeitslos gemeldete Menschen, das sind 281 bzw. 2,5% weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,8%, 0,1 Prozentpunkte weniger als im April 23. Zum Vergleich: Im Mai letzten Jahres waren mit 9.767 Arbeitslosen 12,4% (1.214) weniger Arbeitslose registriert. Die Quote betrug 4,2%, 0,6% weniger als heuer. Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung, fasst die Lage am aktuellen Arbeits- und Ausbildungsmarkt kurz zusammen:

  • Dem Arbeitsmarkt fehlt es derzeit einfach an Dynamik, eine gewisse Trägheit ist spürbar. So blieb, ähnlich wie im Vormonat, die Anzahl von Zugängen in Arbeitslosigkeit und Abgänge aus Arbeitslosigkeit nahezu gleich. Auch der annähernd gleichbleibende Bestand an gemeldeten Stellen lässt deutliche Rückschlüsse auf die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt zu.
  • Während der Bestand an arbeitslosen Ukrainer*innen auf hohem Niveau bleibt, verzeichnen wir seit Beginn des Jahres eine Zunahme an arbeitslos gemeldeten Personen aus Asylherkunftsländern, insbesondere aus Syrien und Afghanistan. Jetzt gilt es vor allem Sprachbarrieren abzubauen und die Menschen in den aufnehmenden Arbeitsmarkt zu integrieren.  
  • Der Anteil an Bewerber*innen ohne Hauptschulabschluss hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Leistungsdefizite der Bewerber*innen aufgrund pandemiebedingter schulischer Beschränkungen können dafür ein Grund sein. Für den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung können ausbildungsbegleitende Hilfen vor und während der Ausbildung eine große Unterstützung sein.  
  • Innerhalb der letzten 5 Jahre hat sich in Südwestthüringen der Anteil an sozialversicherungspflichtig (sv) Beschäftigten sukzessive verringert. Laut aktuellster Statistik belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf 160.085, das sind 5 % weniger als noch vor 5 Jahren, obwohl sich der Anteil an sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländern verdoppelt hat.  

Personenkreise

56,1 % (6.164) aller Arbeitslosen sind männlich. Ihr Anteil reduzierte sich innerhalb eines Monats um 154 bzw. 2,4%. Insbesondere Abmeldungen in den Berufsbereichen Bau/Ausbauberufe und Verkehrs-/Logistikberufe werden im Zusammenhang mit dem leichten Rückgang an männlichen Arbeitslosen gesehen. 4.817 (43,9%) Frauen zählen im Berichtsmonat als arbeitslos, ihr Anteil verringerte sich gegenüber April 2023 um 2,6% (127). Aktuell zählen 1.040 Jüngere bis unter 25 Jahren als arbeitslos, das sind 28 bzw. 2,6 % weniger als vor 4 Wochen, ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 9,5%. Zwar entwickelt sich die Jugendarbeitslosigkeit leicht rückläufig, im Vergleich zum Vorjahresmonat sind 21 % mehr junge Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Geschäftsführer Gold weiß: „Einerseits ist dieser Zuwachs mit dem Zugang ukrainischer Jugendliche in die Grundsicherung zu erklären, andererseits sehen wir im Rechtskreis SGB III auch einen Anstieg um rund 15%. Wir werden diese Entwicklung sehr genau beobachten und gezielt mit Produkten der aktiven Arbeitsmarktförderung entgegenwirken,“. 38,9% (4.277) Menschen über 50 Jahren zählen aktuell zum Bestand, das sind 92 bzw. 2,1% weniger als im Vormonat. 82 % dieses Personenkreises sind 55 Jahre und älter. Obwohl insbesondere ältere Menschen zum dringend benötigten Potential für mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gehören, erschweren oftmals Vermittlungshemmnisse eine Integration. Keine Veränderungen gegenüber dem Vormonat ergab sich im Bestand der Langzeitarbeitslosen (3.529 Personen bzw. 32,1%). Im Vergleich zum Vorjahresmonat verringerte sich ihr Bestand jedoch um 4,5 bzw. um 168 Betroffene. 8,6% (939) beträgt der Anteil an schwerbehinderten Arbeitslosen, dieser bleib im Vergleich zum Vormonat nahe zugleich (-0,8%). 2.346 (21,4%) Menschen mit einem ausländischen Pass zählen zum aktuellen Bestand an Arbeitslosen, das sind 43 bzw. 1,8% weniger als im April 23 und 1.213 Menschen (107,1%) mehr als im Vorjahresmonat. Rund 38 % aller arbeitslosen Ausländer sind Ukrainer*innen. Aus Asylherkunftsländern stammen 32 % (762) des Personenkreises, darunter 462 aus Syrien.

Entwicklung in den Regionen

Innerhalb der Regionen Südwestthüringens haben sich nur minimale Veränderungen der Arbeitslosigkeit ergeben. So verringerte sich um 0,2% die Arbeitslosenquote in der Stadt Suhl (5,9%) und im Landkreis Schmalkalden/Meiningen (4,3%). Um 0,1% sank die Quote im Landkreis Sonneberg (5,1%) und im Wartburgkreis (5,1%). Im Landkreis Hildburghausen bleibt sie stabil bei 4,1%.

Arbeitsmarkt

4.044 gemeldete Arbeitsstellen zählen zum aktuellen Bestand, das sind 36 bzw. 0,9 % weniger als im Vormonat. Seit Jahresbeginn wurden 3.491 neue Stellen registriert. Mit einem Anteil von fast 40% (1.597) ist der überwiegende Teil der gemeldeten Arbeitsstellen dem Berufsfeld Fertigung/ Produktion zugeordnet. Aber auch in den Berufsbereichen der Gesundheitsberufe (384), im Handel (304) und in der Verkehr/Logistikbranche (527) stehen eine Vielzahl von freien Stellen zur Verfügung. Geschäftsführer Gold erklärt: „Bei rund 75 % aller Stellen werden Fachkräfte gesucht.  Vergleicht man das Anforderungsniveau von Arbeitslosen der letzten Jahre, so entfallen rund die Hälfte der Arbeitslosen auf den Helferbereich, 35 % auf Fachkräfte und 8% auf Spezialisten und Experten. Ebenso spielen die Gegebenheiten von ländlichen Regionen mit eingeschränkten Mobilitäten eine entscheidende Rolle bei der Besetzung von Stellen,“. 

Ausbildungsmarkt

1.575 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich bisher für das Ausbildungsjahr 2023/2024 ausbildungssuchend gemeldet, 33 bzw. 2,1% weniger als im Mai letzten Jahres. 54 % (854) der Bewerber*innen sind bereits versorgt, 721 zählen weiterhin als ausbildungssuchend. Unternehmen und Einrichtungen meldeten 2.281 duale Ausbildungsstellen, das sind 26 bzw. 1,2 % mehr Stellen als im Vorjahresmonat. 919 Stellen konnten bereits besetzt werden, 1.362 zählen als unbesetzt. „Schulabgänger*innen stehen im Mai jeden Jahres vor bzw. mitten in den Abschlussprüfungen. Erfahrungsgemäß setzen sie im Anschluss ihre Bewerbungsaktivitäten wieder fort. Schulfreie Tage und Ferien bieten Raum für Vorstellungsgespräche, Schnuppertage, Praktika und Ferienjobs. Diese bilden dann oftmals eine finale Entscheidung für eine Berufswahl,“ so Gold.

Entwicklung in den Rechtskreisen

37% bzw. 4.067 arbeitslos gemeldete Personen sind dem Rechtskreis SGB III zugeordnet, das sind 144 bzw. 3,4% weniger als im Vormonat und 5 Betroffene bzw. 0,1% weniger als im Mai letzten Jahres. 6.914 (63%) Arbeitslose werden im Rechtskreis SGB II betreut, das sind 137 bzw. 1,9% weniger als vor 4 Wochen, aber 1.219 bzw. 21,4% mehr als im Vorjahresmonat. „Die deutliche Verschiebung der Arbeitslosigkeit in den Rechtskreis SGB II hat sich insbesondere durch die Fluchtmigration aus der Ukraine weiter verstärkt. Zudem zählen knapp die Hälfte aller im Rechtskreis SGB II betreuten Arbeitslosen als langzeitarbeitslos. Beide Anteile zu verringern, gehört zu den Aufgaben der nächsten Jahre,“ sagt Geschäftsführer Gold.