Die Agentur für Arbeit Thüringen Südwest verzeichnet gegenüber dem Monat Juli einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 5,1 %. Im Agenturbezirk gibt es nun 11.767 Personen ohne Arbeit, das sind 581Betroffene mehr als im Juli 2023. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist das ein Zuwachs von 593 Betroffenen – im August 2022 betrug die Arbeitslosenquote 4,9 % mit 11.186 registrierten Arbeitslosen.
„Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Monat August ist zunächst nichts Ungewöhnliches, sondern ein wiederkehrender saisonaler Effekt, der aber in diesem Jahr von einer kaum spürbaren wirtschaftlichen Entwicklung flankiert wird“, konstatiert Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur in Suhl.
„Die deutsche Wirtschaft hat sich nach den stärksten Inflationserscheinungen zwar stabilisiert, die erhoffte Frühjahrsbelebung ist allerdings ausgeblieben. Ebenso wenig ist der Südwestthüringer Arbeitsmarkt in Schwung gekommen. Die Folgen sind eben steigende Arbeitslosenzahlen sowie ein nur zaghafter Zuwachs an neuen gemeldeten Arbeitsstellen. Zu schwer wiegen auch für die regionale Wirtschaft immer noch die hohen Energie- und Rohstoffpreise, das hohe Zinsniveau, die unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der Mangel an Fachkräften in allen Branchen.“
Das Gegenteil des Fachkräftemangels erleben gerade die aktuellen Schulabgänger. Es gibt jede Menge interessante Angebote über alle Branchen hinweg. Jede Firma, jeder Handwerksbetrieb, jede Verwaltung sucht derzeit händeringend mit Annoncen und Aktionen nach Ausbildungswilligen. Aber vermutlich gerade dieses Überangebot an Chancen und Bewerbungsmöglichkeiten hat zur Folge, dass sich 265 Mädchen und Jungen im Agenturbezirk noch immer nicht für eine Ausbildung oder einen Lehrbetrieb entschieden haben. Noch sind dagegen 926 Ausbildungsstellen in Südwestthüringer Unternehmen und Einrichtungen unbesetzt. Hier werden noch dringend Auszubildende gesucht, den jungen Leuten wird in vielen Branchen mitunter ein lukrativer Einstieg in die Berufswelt geboten.
„Ich kann allen unentschlossenen Schulabgängern nur dringend empfehlen, sich spätestens noch im September um einen Ausbildungsplatz zu bemühen oder noch einmal kurzfristig die Berufsberaterinnen ober Berufsberater der Agentur für Arbeit zu kontaktieren, ein Abschluss in der Tasche ist ein Garant für eine erfolgreiche und selbstbestimmte berufliche Zukunft“, so der Agenturchef Wolfgang Gold.
Fakten zum Arbeitsmarkt
Mit einem Zuwachs von 581 Personen ist die Arbeitslosigkeit im Bereich der Agentur Thüringen Südwest gegenüber dem Monat Juli weiter um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr eine Quote von 5,1 % angestiegen. Der Bestand an Arbeitslosen beträgt nun 11.767 Personen, gegenüber dem Vorjahresmonat ein Zuwachs um 593 Betroffene – im August 2022 betrug die Arbeitslosenquote 4,9 % mit 11.186 registrierten Arbeitslosen.
Die Statistik meldet 648 Zugänge an gemeldeten Arbeitsstellen, das sind schon 60 Stellen mehr als im Vormonat. Der Bestand an 4.031 offenen Arbeitsstellen nach Geschäftsstellenbezirken und Landkreisen ist gegenüber dem Vormonat um 8 Stellen zurückgegangen. Nach wie vor tendieren die Unternehmen eher zu einem Stellenabbau bzw. frei werdende Stellen werden nicht nachbesetzt. Die Bereitschaft zu Investitionen oder zur Schaffung neuer Stellen ist momentan äußerst gering.
Die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes hat gegenüber dem Vormonat Juli 2023 wiederum nachgelassen, gegenüber dem Vormonat konnten 43 Personen weniger ihren Status als Arbeitslose ablegen (-1,9%). 664 Arbeitslose konnten im August direkt in Erwerbstätigkeit vermittelt werden. 480 sind in eine Ausbildung oder eine andere Maßnahme eingemündet. Auf dem zweiten Arbeitsmarkt, also bei öffentlich geförderten Beschäftigungen, sind im August 23 Personen angekommen. Nur 29 Personen haben sich für eine Selbstständigkeit entschieden.
Die Branchen mit den größten Zuwächsen an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sind nach wie vor die Wirtschaftsbereiche Arbeitnehmerüberlassung, das Gastgewerbe und die öffentlichen Verwaltungen, Sozialversicherungen und externe Organisationen.
Wie bereits im Juli kommen die meisten Arbeitslosmeldungen aus den Verkehrs- und Logistikberufen (1.438 Personen mit einem Anteil von 12,2 %). Die Fertigungsberufe sind mit 1.208 Personen betroffen (10,3 %), gefolgt von den Handelsberufen mit 1.096 Arbeitslosen (9,3 %). Fast ein Drittel aller Arbeitslosen kommen somit aus diesen drei Branchen.
Allerdings findet auch laufend ein Austausch am aktuellen Arbeitsmarkt statt. Gerade in den Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen wurden zeitgleich 1.657 neue Stellen gemeldet – ein Plus von nahezu 20 %. Weiterhin wird auch für 522 neue Stellen in den Verkehrs- und Logistikberufen Personal gesucht. In den medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen stehen derzeit 398 Stellen offen.
Im Monat August wurde zu 638 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Das sind 265 Frauen und Männer weniger als im Vormonat. Die aktuelle Zahl liegt zwar noch um 14,3 % höher als im Vorjahresmonat, ist aber kein alarmierender Indikator.
Fakten zum Ausbildungsmarkt
Seit Anfang des Jahres sind der Agentur für Arbeit 1.744 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Davon gelten derzeit bereits 1.479 Jugendliche als versorgt, haben also schon einen Ausbildungsvertrag in der Tasche.
265 Bewerber sind allerdings noch „unversorgt“, 9 Personen mehr als im vorigen Berufsbildungsjahr. Aber eine Bewerbung bei einem Ausbildungsbetrieb ist regulär noch bis zum 30. September möglich.
Seit Beginn des Berichtsjahres wurden der Agentur 2.451 Berufsausbildungsstellen gemeldet, davon 2.426 mit betrieblicher und 25 mit außerbetrieblicher Ausbildung. 926 Stellen sind derzeit noch unbesetzt. Absehbar wird es aber nicht mehr möglich sein, alle gemeldeten Ausbildungsstellen in der Region zu besetzen.
Personengruppen
Im Monat Juli waren speziell Frauen in hohem Maße neu von Arbeitslosigkeit betroffen. Aktuell ist das Verhältnis von Frauen und Männern, die arbeitslos geworden sind, mit einer Relation von 54 % zu 46 % wieder nahezu ausgewogen.
Bei der Arbeitslosigkeit von Jüngeren im Alter von 15 bis unter 25 Jahren ist gegenüber dem Vormonat ein Zuwachs von 225 Personen (+20,4 %) zu verzeichnen. Betrachtet man nur die Altersklasse der Jugendlichen von 15 bis unter 20 Jahre, sind das 135 Personen mehr als im Juli, der Anstieg beträgt hier sogar +46,1 %.
Hier handelt es sich einerseits um einen saisonal wiederkehrenden Effekt, der in den Folgemonaten wieder deutlich abklingen wird. In diesen Wochen enden die meisten Ausbildungsverhältnisse in Industrie, Handwerk und Gewerbe. Die Absolventen werden aber oft nicht von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen und finden lückenlos keine Anschlussbeschäftigung. Dazu kommen auch noch Schulabgänger, die sich bis zur Aufnahme einer Ausbildung oder eines Studiums arbeitslos gemeldet haben.
Einen weiteren Teil des Problems machen aber auch gering qualifizierte Schulabgänger aus, die zunächst erst einmal fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden und die sogenannte Ausbildungsreife erlangen müssen. Dazu bietet die Bundesagentur ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten wie zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung beim Arbeitgeber (EQ) oder berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB).
Der Zuzug von geflüchteten Menschen aus der Ukraine, darunter auch viele Jugendliche, bewirkt zudem einen weiteren bedeutenden Einfluss auf den Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. Das Erlernen der deutschen Sprache ist hier zunächst die wichtigste Voraussetzung, um die jungen Geflüchteten – natürlich zeitversetzt - in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln.
Die Arbeitslosigkeit bei den Älteren über 50 Jahren und über 55 Jahren steigt jeweils um 3,8 % an, das ist aber in beiden Altersgruppen ein geringerer Anstieg als im Vorjahr (August 2022 - Über 50: 7,0%, Über 55: 9,0%).
Langzeitarbeitslose gibt es im Rechtskreis SGB III derzeit 521, eine Person weniger als im Juli 2023 - gegenüber dem Vorjahresmonat ein deutlicher Rückgang von -10,5%. In der Grundsicherung sind von 7.253 arbeitslosen Personen 3.264 Frauen und Männer (45 %) von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Dabei beträgt im SGB II die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit 605 Tage, im SGB III derzeit nur 170 Tage.
975 Arbeitslose in Südwestthüringen gelten als schwerbehindert. Gegenüber dem Monat Juli ist das ein Zuwachs von 39 Personen bzw. +4,2 %. Hier hat sich gegenüber dem Vorjahr keine nennenswerte Veränderung ergeben.
Von allen Arbeitslosen sind derzeit im Agenturbezirk 2.522 Ausländer arbeitslos - ein Anteil von 21,4%. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vormonat von 227 Personen (+9,9 %), gegenüber dem Vorjahr beträgt der Anstieg 231 Arbeitslose (+10,1%). Die Arbeitslosenquote liegt mit diesem Bestand bei den Personen mit ausländischem Pass derzeit bei 17,9 %.
Entwicklung in den Regionen
Die stärksten Zugänge zum Bestand der Arbeitslosen in den Regionen des Agenturbezirkes gab es im August im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. 240 Personen neu in Arbeitslosigkeit entsprechen hier einem Plus von 8,6 %.
Danach folgen der Wartburgkreis mit 232 arbeitslosen Personen (+5,2 %), der Landkreis Sonneberg mit 57 Neuzugängen (+4,0 %) und der Landkreis Hildburghausen mit einem Zugang von 37 Personen und einem Plus von 2,7 %. Die Stadt Suhl ist am wenigsten betroffen und kommt mit 15 neuen Arbeitslosen im August auf ein Plus von 1,4 %.
Die geringste Arbeitslosenquote wird nach wie vor für den Landkreis Hildburghausen mit 4,3 % ausgewiesen, gefolgt von Schmalkalden-Meiningen mit 4,7 %, Sonneberg mit 5,1% und dem Wartburgkreis mit 5,6 %. Die ungünstigste Relation liegt vor in der Stadt Suhl mit einer Quote von 6,3 %.
Mit 248 neu gemeldeten Stellen legte der Wartburgkreis mit 65 Stellen mehr gegenüber dem Vormonat am deutlichsten zu (+35,5 %), auch im Landkreis Hildburghausen gab es im August 124 neue Stellen, ein Plus gegenüber dem Juli von 27 Stellen oder + 27,8 %. In den restlichen Landkreisen bzw. der Stadt Suhl waren die Stellenzugänge rückläufig gegenüber dem Vormonat.
Entwicklung in den Rechtskreisen
4.514 arbeitslos gemeldete Menschen sind dem Rechtskreis SGB III zugeordnet, ihr Anteil am gesamten Bestand der Arbeitslosen beträgt 38,4% und erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 196 Betroffene (+4,5 %). Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Anstieg um 343 Personen und +7,4 %.
61,6 % bzw. 7.253 Arbeitslose werden im Rechtskreis SGB II von den Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung und zugelassenen kommunalen Trägern betreut, das ist gegenüber dem Vormonat ein Zuwachs an 385 Betroffenen (+5,6 %). Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Anstieg um 281 Arbeitslose bzw. 4,0 %.
Die Zahl der Arbeitslosen ist im August in den beiden Rechtskreisen angestiegen, das Verhältnis dieser Personengruppen von 38,4 % zu 61,6 % hat sich aber gegenüber dem Vormonat nur unwesentlich verändert (38,6 % zu 61,4 %).