Nahezu 80 % der Unternehmen in Südwestthüringen haben Qualifizierungsbedarfe im Zuge der Digitalisierung. Als weiterer brisanter Themenbereich folgt das Thema Automatisierung mit 44 %. Fragen zur Transformation bestehen bei 25 % der Betriebe und Einrichtungen. Und bei 15 % der heimischen Firmen ist auch die Nutzung künstlicher Intelligenz schon ein bedeutsamer Gegenstand.
Das ist ein ganz aktuelles Umfrageergebnis des Arbeitgeber-Service der Suhler Arbeitsagentur, bei der im Zeitraum August bis Oktober dieses Jahres 173 Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen des Agenturbezirkes befragt wurden. Konkret wurden aktuell anstehende Qualifizierungsbedarfe hinterfragt, aber auch Notwendigkeiten zu internen oder externen Stellenbedarfen in Erfahrung gebracht. Dabei trat zu Tage, dass bei den befragten Firmen in den nächsten 5 Jahren 1.231 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden werden. 100 Betriebe haben derzeit bereits konkrete Qualifizierungsbedarfe angezeigt.
„Wir müssen das Thema Qualifizierung jetzt anders denken“, eröffnete Holger Bock, Geschäftsführer Operativ der Suhler Arbeitsagentur, die Bildungsträgerkonferenz am 19. Oktober im ehrwürdigen Suhler Oberrathaussaal. „Die Veranstaltung mit unseren Netzwerkpartnern im Bildungsgeschäft verspricht eine schnellstmögliche und vor allem bedarfsgerechte Umsetzung von Qualifizierungs- und Bildungsinhalten in der Maßnahmeplanung für Arbeitslose, aber auch für die Qualifizierung von Menschen in Beschäftigung. Unsere eigenen Arbeitsmarktexperten und unsere Partner im Thüringer Landesverwaltungsamt informieren heute hautnah über aktuelle Fördermöglichkeiten, neue gesetzliche Regelungen sowie zu Förderrichtlinien des Landesverwaltungsamtes. Dementsprechend können sich die Bildungsträger mit ihren individuellen Angeboten und Bildungsformaten so passgenau wie möglich auf die Bedarfe einrichten und ihrerseits eine gute kurz- und mittelfristige Planung auflegen. So wollen wir gemeinsam und praxiswirksam dazu beitragen, den künftigen Bedarf an Fachkräften in Südwestthüringen zu sichern.“
Die Agentur für Arbeit Thüringen Südwest und das Landesverwaltungsamt haben sich nach bereits langjähriger erfolgreicher Zusammenarbeit vor über einem Jahr in der Weiterbildungsagentur Thüringen Südwest organisiert, um noch effektiver optimale Lösungen für die Weiterbildung von Arbeitgebern und Beschäftigten zu finden. Die „Beratung aus einer Hand“ gewährleistet nach einer umfassenden Analyse eine hohe Expertise am regionalen Bildungsmarkt und zu Fördermöglichkeiten für berufliche Bildung aus Mitteln der Agentur für Arbeit sowie des Landes Thüringen. Zum Austausch über Bildungsziele und einem gemeinsamen Vorgehen waren schließlich in Suhl 62 Personen von 36 lokalen Bildungsträgern, der Agentur und der Jobcenter sowie dem Landesverwaltungsamt zusammengekommen. Weitere 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Konferenz online zugeschaltet.
Auch in der heimischen Wirtschaft wachsen täglich die Anforderungen aus den großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trends der Gegenwart. Digitalisierung, Dekarbonisierung, ökonomische und soziale Transformation sowie der demografische Wandel sind nicht nur moderne Schlagworte, sondern beschreiben Erscheinungen und Erfordernisse, die sich bis ins Detail auch im Südwestthüringer Arbeitsmarkt abbilden. Ein Großteil der Unternehmen hat bereits verstanden, dass ein Schritthalten und anhaltender wirtschaftlicher Erfolg nur möglich ist, wenn die Belegschaft den Kompetenzanforderungen von morgen entsprechen kann. Permanente Qualifizierung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Investitionen - auch in Bildung - sind dazu der einzig gangbare Weg.
Dass bezüglich Bildung noch ein gewaltiger Informations- und Austauschbedarf besteht, zeigte sich am Ende der Bildungsträgerkonferenz in einer langen und lebhaften Diskussionsrunde von Bildungsanbietern, Vermittlern und Führungskräften aus Agentur und Jobcentern sowie Landesvertretern. Die Arbeitskräftesicherung am lokalen Arbeitsmarkt kann aber nur durch ein Netzwerk weiterer starker Akteure gelingen. Dazu gehören ferner Kammern und Verbände, kommunale und überregionale politische Akteure, aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst. Vielfältige Aktivitäten werden auch weiterhin notwendig sein, um alle Potentiale zu erkennen und zu erschließen.
Aber der Anfang ist gemacht, das gemeinsame Ziel der Fachkräftesicherung ist fixiert und der Weg scheint um Einiges klarer geworden zu sein!