Im Berichtsmonat April 2024 waren im Agenturbezirk Südwestthüringen 12.370 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 136 bzw. 1,1% weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote beträgt, wie bereits im Vormonat, 5,4%. Zum Vergleich: Im April letzten Jahres waren mit 11.257 Arbeitslosen 9,9% (1.113) weniger Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen als derzeit. Die Quote betrug 4,9%, 0,5 Prozentpunkte weniger als im aktuellen Berichtsmonat.
Holger Bock, Geschäftsführer operativ der Südwestthüringer Arbeitsagentur, fasst die Lage am aktuellen Arbeits- und Ausbildungsmarkt zusammen:
- Wir verzeichnen einerseits Abgänge aus Arbeitslosigkeit speziell in den Außenberufen und gleichzeitig Zugänge in Arbeitslosigkeit, unter anderem in den Berufssegmenten Handel und Fertigung.
- Aktuell befinden sich 3.824 offene Stellen im Bestand. Zurückgehende Stellenabgänge lassen Rückschlüsse auf die angespannte wirtschaftliche Lage Südwestthüringens zu.
- Gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnet die Gesundheitsbranche (+170 bzw. 1,3%) die stärkste Zunahme an sozialversicherungspflichtig Beschäftigen, am ungünstigsten war die Entwicklung im verarbeiteten Gewerbe (-1.071 bzw. 2,2%).
- Bisher haben sich 1.425 Bewerber*innen für mindestens einen dualen Ausbildungsberuf ausbildungssuchend gemeldet, das sind 96 mehr junge Menschen als im März 24. Unternehmen meldeten im Berichtsmonat 57 neue Ausbildungsstellen. Die Besetzung der gemeldeten Ausbildungsstellen und die Gewinnung von weiteren Ausbildungssuchenden stehen im Fokus der kommenden Monate.
Personenkreise:
56,9 % (7.043) aller arbeitslos gemeldeten Personen sind Männer, gegenüber dem Vormonat ein Minus von 128 Betroffenen bzw. 1,8 %. Insbesondere Abmeldungen der sogenannten „Winterpäusler“ sind für die Abgänge aus Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat verantwortlich. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind derzeit 728 (11,5%) mehr Männer arbeitslos gemeldet, verstärkt aus den Fertigungsberufen. Geschäftsführer Bock weiß um die wirtschaftliche Lage Südwestthüringens, in welche das verarbeitende Gewerbe zu einer der tragenden Säulen gehört und in denen häufig männliche Beschäftigte tätig sind. 5.327 Frauen zählen im Berichtsmonat als arbeitslos, das sind 8 (0,1%) weniger als im März des Jahres. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 43,1%. Im Vergleich zum April letzten Jahres sind derzeit 385 (7,8%) mehr Frauen arbeitslos gemeldet. Frauentypische Branchen, wie Handel und Büro, sind ebenso vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. 1.143 junge Menschen unter 25 Jahren waren im April arbeitslos gemeldet, 1,6% (19) weniger als im Vormonat. Der überwiegende Teil der jüngeren Arbeitslosen ist zwischen 20 und 24 Jahren. Jugendarbeitslosigkeit steht u.a. mit fehlenden Schul- und-/oder Berufsabschlüssen in Zusammenhang, teilweise mit fehlender Mobilität. Denkbar sind auch fehlende Übernahmemöglichkeiten durch den Ausbildungsbetrieb. Der Anteil (38,9%) an arbeitslosen älteren Menschen ab 50 Jahren ist gegenüber dem Vormonat leicht rückläufig (42 bzw. 0,9%), so waren im Berichtsmonat 4.812 Ältere registriert. 4.063 Menschen zählten im April 24 als langzeitarbeitslos. Ihr Anteil (32,8%) stieg gegenüber dem Vormonat um 41 Betroffene (1%). 87 % aller Langzeitarbeitslosen werden im Rechtskreis SGB II betreut. Langzeitarbeitslosigkeit ist häufig auf multiple Vermittlungshemmnisse zurückzuführen, die Einflussmöglichkeiten sind teilweise begrenzt. 7,6% (937) beträgt der Anteil an arbeitslosen schwerbehinderten Menschen, das sind 13 (1,4) weniger als im Vormonat. Denkbar sind u.a. Abgänge in frühzeitige Altersrente. 2.693 Ausländer waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, 87 (3,3%) mehr als vor 4 Wochen. Ihr Anteil am gesamten Bestand aller Arbeitslosen beträgt 21,8%. 833 (31%) Betroffene stammen aus der Ukraine, 619 (23%) aus Syrien und 9% (232) aus Afghanistan. Aus EU-Staaten sind 433 Menschen als arbeitslos registriert und stehen der Arbeitsvermittlung zur Verfügung, ihr Anteil beträgt 16%.
Entwicklung in den Regionen
In allen Regionen Südwestthüringens blieb die Arbeitslosenquote nahezu gleich. Die Stadt Suhl verzeichnet eine konstante Quote von 6,9%. Die Landkreise Sonneberg (5,5%), Hildburghausen (4,5%) und der Wartburgkreis (5,7%) verzeichnen jeweils einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen stieg die Quote um 0,1% auf 5%.
Arbeitsmarkt
3.824 offene Arbeitsstellen befinden sich im Bestand, darunter sind 38% den Fertigungsberufen zugeordnet, 427 (11%) der Verkehrs- und Logistikbranche und 11% sind der Gesundheitsbranche. Betriebe und Einrichtungen meldeten mit 556 Stellen 4,1% mehr Stellen mehr als Vormonat, insbesondere im Handel, im Baugewerbe und der Logistik. Seit Jahresbeginn wurden 2.241 Stellen gemeldet. Bock erklärt: „Wir wissen um ein anhaltendes Mismatsch zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen. 75% der gemeldeten Stellen entfallen auf Fachkräfte, ein großer Teil der Arbeitslosen sucht aber eher im Helferniveau. Qualifikation kann hier ein Ansatz sein, ist jedoch nicht immer für alle Personengruppen erfolgsversprechend,“. Im Berichtsmonat wurden 448 Stellenabgänge registriert, das sind 217 bzw. 32,6% weniger als im Vormonat. Die Abgänge lassen sich keiner bestimmten Branche zuordnen bzw. sind aufgrund ihrer Kleinteiligkeit statistisch nicht abbildbar. Seit Jahresbeginn sank die Anzahl der Stellenabgänge auf das niedrigste Niveau. Von Januar bis April gab es insgesamt 2.322 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 32% (1.087).
Ausbildungsmarkt
Mit 1.425 Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gegenüber dem Vormonat 96 Jugendliche mehr ausbildungssuchend gemeldet, gegenüber dem Vorjahresmonat jedoch 83 bzw. 5,5% weniger Bewerber*innen. Rund 40% der bisher gemeldeten Ausbildungssuchenden ist bereits versorgt, ein ähnlicher Wert wie in den Vorjahren. „Die duale Ausbildung konkurriert erheblich mit weiterführenden Schulwegen und schulischen Ausbildungsmöglichkeiten, zudem liegen Überbrückungsmöglichkeiten weiterhin voll im Trend,“ weiß Geschäftsführer Bock. Seit Oktober 2023 meldeten Betriebe und Einrichtungen 2.029 duale Ausbildungsstellen, das sind 57 mehr als im März 24, aber 200 bzw. 9% weniger als im April des letzten Berichtsjahres. 64% der Stellen sind aktuell noch unbesetzt, darunter 358 im Verkauf, 136 in der Maschinen- und Betriebstechnik und 104 in der Metallbearbeitung. Dem gegenüber stehen 144 Bewerbergesuche im Verkauf, 78 in der Maschinen- und Betriebstechnik und 25 in der Metallbearbeitung. „Wir versuchen, in allen Branchen so viele Stellen wie möglich zu besetzen. Gleichzeitig wissen wir, dass sich viele Schüler*innen Zeit mit ihrer Berufswahlentscheidung lassen und sich letztlich erst vor bzw. in den Sommerferien für einen Ausbildungsberuf entscheiden,“.
Entwicklung in den Rechtskreisen
4.954 Arbeitslose sind dem Rechtskreis SGB III zugeordnet, ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 40%. Gegenüber dem Vormonat sank der Bestand um 4,7% (242), gegenüber dem Vorjahresmonat jedoch ein Plus von 746 (17,7%). Im Rechtskreis SGB II werden mit 7.416 Arbeitslosen 60% aller Arbeitslosen betreut. Das sind 106 (1,5%) mehr als vor 4 Wochen und 5,2 Prozentpunkte (367) mehr als im Vorjahresmonat. Zuwächse im Rechtskreis SGB III sind überwiegend auf Arbeitslosmeldungen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zurückzuführen und spiegeln die wirtschaftliche Lage wieder, in der sich Südwestthüringen befindet.