Arbeitslosigkeit steigt – Quote bei 5,5%

Bestand an Arbeitsstellen leicht rückläufig, Ausbildungsmarkt: weniger Bewerber als im Vorjahr

01.08.2024 | Presseinfo Nr. 32

Im Bezirk der Südwestthüringer Arbeitsagentur waren im Berichtsmonat Juli 2024 12.562 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 656 mehr als im Vormonat gezählt wurden. Die Arbeitslosenquote beträgt 5,5% und liegt mit 0,3 Prozentpunkten über dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 4,9 Prozent.

Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest, fasst die aktuelle Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt kurz zusammen: 

  • Während sich in den Vormonaten Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit nahezu gleich entwickelten, verzeichnen wir im Berichtsmonat einen deutlich höheren Anteil an Zugängen in Arbeitslosigkeit. So haben sich 3.043 Personen neu arbeitslos gemeldet, darunter 1.131 Personen direkt aus einer Erwerbstätigkeit. Insgesamt beendeten 2.379 Menschen ihre Arbeitslosigkeit, davon nahmen 741 eine Erwerbstätigkeit auf. Die anhaltend schwache Dynamik auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt ihre Spuren und betrifft inzwischen branchenübergreifend fast alle wirtschaftliche Bereiche Südwestthüringens. 
  • Aktuell befinden sich 3.967 freie Stellen im Bestand, das sind 66 weniger als im Vormonat. Gleichzeitig suchen Betriebe und Einrichtungen weiterhin Mitarbeitende: 646 Arbeitsstellen wurden im Juli neu gemeldet.
  • Bisher haben sich insgesamt 1.603 Interessierte als Bewerber*innen für eine duale Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet, darunter befanden sich 148 Jugendliche mit Migrationshintergrund. Von den 1.603 Bewerber*innen waren 98 Personen (6 Prozent) weniger als im Juli 2023 gemeldet.

 

Personenkreise: 

6.984 (55,6%) Männer waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, das sind 232 (3,4%) mehr als im Vormonat. Zugänge in männertypischen Berufsfeldern wie unter anderem in den Verkehrs-/Logistikberufen und in den Außenberufen (Land- und Forstwirtschaft bzw. Baugewerbe) erklären diesen Zuwachs. 

5.578 Frauen zählen aktuell als arbeitslos, das sind 424 (8,2%) betroffene Frauen mehr als im Vormonat. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 44,4%. Insbesondere Zuwächse im sozialen und kulturellen Dienstleistungssektor (23,8%), der Gesundheitsbranche (13,8%) und im Handel (3%) lassen Rückschlüsse auf Beschäftigungsrückgänge in frauentypischen Branchen, denkbar sind unter anderem das gehäufte Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen. 

1.294 unter 25-Jährige waren arbeitslos registriert, das sind 175 bzw. 15,6% mehr als im Vormonat. Ihr saisontypischer Anstieg in den Sommermonaten steht oftmals mit dem Abschluss von beruflichen Ausbildungen, welche nicht unmittelbar in eine Beschäftigung einmündeten, im Zusammenhang. Gold weiß: „Häufig stehen bereits Anschlussbeschäftigungen in Aussicht, sodass wir diesen Peak realistisch einzuschätzen wissen,“. 

38,6% beträgt der Anteil von 50-Jährigen und Älteren am gesamten Bestand, darunter sind zwei Drittel der Betroffenen 55 Jahre und älter. Mit insgesamt 4.850 Arbeitslosen waren im Berichtsmonat 184 bzw. 3,9% mehr ältere Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen als im Vormonat. 

Auch der Anteil (32,6%) an Langzeitarbeitslosen ist gegenüber dem Vormonat gestiegen (1,7%). Damit waren 4.093 Menschen länger als 12 Monate arbeitslos gemeldet. „Die Aufnahme einer geringfügigen Beschäftigung bzw. eines Mini- oder Midi-Jobs kann durchaus ein Einstieg in den regionalen Arbeitsmarkt sein. Nicht immer muss eine Vollzeitbeschäftigung das Ziel sein,“ erklärt Gold. 

982 Menschen mit Schwerbehinderung waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, das sind 4,8% (45) mehr als im Vormonat. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 7,8%. 

2.712 Ausländer waren im Juli 24 als arbeitslos registriert, das sind 138 Betroffene bzw. 5,4% mehr als im Vormonat. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 21,6%. Gold sagt: „Wir verzeichnen weitere Zuwächse in Arbeitslosigkeit von Menschen überwiegend aus den Asylherkunftsländern und der Ukraine. Diese Frauen und Männer stehen nun nach Abschluss von Sprachkursen dem regionalen Arbeitsmarkt zur Verfügung. Eine engmaschige Betreuung soll auch alternative Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen,“. 

 

Entwicklung in den Regionen: 

Gegenüber dem Vormonat stieg in allen Regionen Südwestthüringens die Arbeitslosenquote, wenn auch unterschiedlich. Die Stadt Suhl und der Landkreis Hildburghausen verzeichnen jeweils einen Anstieg der Quote um 0,4 Prozentpunkte auf 7,6% bzw. 4,9%. Einen Anstieg um 0,3 Prozent verzeichnen die Landkreise Sonnberg und Schmalkalden-Meiningen, die Quote liegt in beiden Regionen bei 5,1%. Im Wartburgkreis stieg die Quote um 0,2% auf 5,7%. 

 

Arbeitsmarkt:

Keine Veränderung gibt es in der Verteilung der 3.967 Bestandsstellen nach Berufssegmenten. So entfallen weiterhin 39% der Stellen auf das verarbeitende Gewerbe, 11% auf die Verkehrs- und Logistikbranche und 11% auf die Gesundheitsberufe und spiegeln die wirtschaftlichen Säulen Südwestthüringens wieder. 

Unternehmen und Einrichtungen meldeten 646 neue Stellen, das sind 133 (17,1%) weniger als im Vormonat neu gemeldet wurden. 

Gold sagt: „Die schwache Dynamik am Arbeitsmarkt sowie die wirtschaftliche Kleinteiligkeit Südwestthüringens dämpfen unsere Erwartungen von einem kurzzeitigen und ausschließlich saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit,“. 

Betriebe verhalten sich weiterhin abwartend mit Personaleinstellungen. Im Berichtsmonat wurden 690 Abgänge von Bestandsstellen registriert, das sind 4% mehr als im Vormonat gezählt wurden. Neben Einmündungen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind durchaus auch Stornierungen von Stellen denkbar. 

 

Ausbildungsmarkt: 

Im Bereich der Agentur für Arbeit Agentur für Arbeit Thüringen Südwest (Suhl, Sonneberg, Wartburgkreis, Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen) waren bis Juli insgesamt 1.603 Interessierte als Bewerber*innen ausbildungssuchend gemeldet. 60 Prozent aller Ausbildungssuchenden sind männlich (991), 40% weiblich. 

 

Von den 1.603 Bewerber*innen waren 98 Personen (6 Prozent) weniger als im Juli 2023 gemeldet. Davon suchten aktuell noch 369 aktiv nach einer Ausbildung oder einem dualen Studium. Alle anderen Bewerber*innen haben sich bereits für ein Angebot entschieden oder eine Alternative für sich gefunden. 

 

Über die Hälfte der gemeldeten Bewerber*innen bewarben sich mit dem Realschulabschluss, 27 Prozent mit dem Hauptschulabschluss und 10 Prozent mit der Fach- oder Hochschulreife auf die offenen Stellen. Der überwiegende Teil der Jugendlichen hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon vor längerer Zeit.

Es haben sich bislang 1.234 Jugendliche bei der Berufsberatung abgemeldet. Davon begannen rund 64 Prozent eine Berufsausbildung bzw. ein duales Studium, 10 Prozent besuchen weiter die Schule und 1 Prozent starteten in ein Studium. Weitere 25 Prozent der Bewerber*innen nahmen eine Erwerbstätigkeit auf, begannen eine Fördermaßnahme zur Berufsvorbereitung oder leisten gemeinnützige/soziale Dienste.

 

Gold betont: „Wir befinden uns aktuell auf der Zielgeraden des aktuellen Berichtsjahres, welches am 30.September endet. Bis dahin und auch darüber hinaus, haben die Vermittlungsaktivitäten zur Besetzung gemeldeter Ausbildungsstellen, aber auch die Gewinnung von weiteren Ausbildungssuchenden, oberste Priorität,“. 

 
Die regionalen Unternehmen haben bisher 2.181 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet (208 Stellen bzw. 8,7 Prozent weniger als vor einem Jahr). Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 74 Bewerber*innen. Aktuell sind noch 958 Ausbildungs- und duale Studienplätze frei, vor allem in den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/in, Zerspanungsmechaniker/in, Handelsfachwirt/in (Ausbildung) und Industriemechaniker/in.

 

Entwicklung in den Rechtskreisen:

 

41,5% (5.212) aller Arbeitslosen werden im Rechtskreis SGB III betreut, das sind 420 Betroffene bzw. 8,8% mehr als im Vormonat und 899 Personen (20,8%) mehr als im Juli letzten Jahres. 

 

7.350 arbeitslos gemeldete Menschen sind dem Rechtskreis SGB II zugeordnet, das sind 236 (3,3%) mehr als im Vormonat und 484 (7%) mehr als im Vorjahresmonat. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 58,5%.   

 

„Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit innerhalb der Rechtskreise unterliegt stetigen Schwankungen. Diese spiegeln die Auswirkungen der Krisen der letzten Jahre deutlich wieder. Zuwächse im Rechtskreis SGB III lassen immer Rückschlüsse auf die aktuelle wirtschaftliche Lage zu,“ so Gold.