Anstieg der Arbeitslosigkeit - Quote bei 5,3%

Unternehmen melden weniger neue Stellen, Hochrechnung: Anzeigevolumen Kurzarbeit nimmt zu, Ausbildungsmarkt: Neuausrichtung der BA trägt erste Früchte

30.10.2024 | Presseinfo Nr. 45

Die Arbeitslosigkeit ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest (Suhl, Sonneberg, Wartburgkreis, Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen) im Oktober 2024 gestiegen. 12.052 Menschen waren arbeitslos gemeldet. Das waren 62 Personen (1 Prozent) mehr als im September und 776 Menschen bzw. 7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug 5,3 Prozent und lag mit 0,1 Prozentpunkten über dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 4,9 Prozent.

Im vergangenen Monat meldeten sich insgesamt 2.693 Personen arbeitslos. Davon kamen 958 Personen direkt aus Erwerbstätigkeit. 2.619 Menschen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, davon nahmen 789 eine Erwerbstätigkeit auf.


Personenkreise

6.804 Männer waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, das sind 29 (0,4%) mehr als im Vormonat. 56,5% beträgt der Anteil von männlichen Arbeitslosen am gesamten Bestand. Zugänge unter anderem in den überwiegend mit männlichen Beschäftigten geprägten Berufszweigen der Sicherheitsberufe und Verkehr- und Logistikberufe spiegeln die Entwicklung wieder.   

43,5% (5.248) aller Arbeitslosen sind weiblich. Auch deren Anteil stieg gegenüber dem Vormonat um 0,6% (33). Leichte Zuwächse im Berufsfeld Handel und Lebensmittel- und Gastberufe, in denen üblicherweise überwiegend Frauen beschäftigt sind, verdeutlichen diese Zunahme. 

1.277 Jugendliche und Erwachsene unter 25 Jahren zählen im Berichtsmonat als arbeitslos. Der Anteil am gesamten Bestand beträgt 10,6%. Gegenüber dem Vormonat blieb der Bestand gleich. Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Südwestthüringer Arbeitsagentur erklärt: „Wir verzeichnen gleichbleibend hohe Bestände, obwohl Ausbildungen, aber beispielsweise auch Berufsvorbreitende Maßnahmen, bereits begonnen haben. Jugendarbeitslosigkeit ist häufig von nicht erworbenen Schul- und Berufsabschlüssen bis hin zu fehlender oder eingeschränkter Mobilität gekennzeichnet. Wir beobachten jedoch bei einem Teil der Betroffenen ein zunehmendes Motivationsproblem, das muss man auch ehrlich beim Namen nennen,“. Maßnahmen der beruflichen Eingliederung sollen dazu beitragen, verschiedenste Vermittlungshemmnisse abzubauen und Integrationen in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen.   

39 Prozent (4.706) aller Arbeitslosen sind 50 Jahre und älter. Deren Bestand wuchs gegenüber dem Vormonat um 1,5% (69). Ca. 2/ 3 aller älteren Arbeitslosen hat bereits das 55. Lebensjahr vollendet. Ein Teil des Personenkreises ist durchaus von erheblichen Vermittlungshemmnissen betroffen. Häufig sind die Problemlagen der Betroffenen vielschichtig und betreffen Lebensbereiche, in denen nur geringe Einflussmöglichkeiten vorhanden sind. 

4.104 Menschen zählen im Berichtsmonat als langzeitarbeitslos, das sind 40 (1%) mehr als im Vormonat. Der Anteil der Personengruppe am gesamten Bestand beträgt 34,1%. „Gegenüber dem Vorjahresmonat registrieren wir 10% mehr Langzeitarbeitslose. Aufgrund der sich weiter zuspitzenden wirtschaftlichen Lage in Südwestthüringen verringern sich zunehmend die Arbeitsmarktchancen von schwer vermittelbaren Menschen. Oftmals verzichten Unternehmen in marktschwierigen Situationen gänzlich auf neue Einstellungen bzw. können insbesondere intensivere Einarbeitungen einfach nicht leisten,“ weiß Geschäftsführer Gold. 

8,1% aller Arbeitslosen sind schwerbehinderte Menschen (978). Gegenüber dem Vormonat wuchs deren Anteil um 3,1% (29). Gegenüber dem Vorjahresmonat sind aktuell 4,3% (40) mehr schwerbehinderte Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen.       

2.558 Ausländer zählen als arbeitslos, das sind 68 (2,6%) weniger als im Vormonat. 21,2% beträgt der Anteil am gesamten Bestand. 75% aller arbeitslosen Ausländer werden im Rechtskreis SGB II betreut. Der überwiegende Anteil aller Betroffenen stammt aus der Ukraine (33%), 22 % aus Syrien und 8% aus Afghanistan. 

Entwicklung in den Rechtskreisen

Die Arbeitslosigkeit hat sich in den Regionen Südwestthüringens minimal verändert. In der Stadt Suhl hat sich die Arbeitslosenquote um 0,1% reduziert und liegt bei 7%. Im Wartburgkreis und im Landkreis Hildburghausen stieg die Quote um jeweils 0,1% und liegt bei 5,5% bzw. 4,7 Prozentpunkten. In den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen (4,9%) und Sonneberg (5%) blieb die Quote gegenüber dem Vormonat gleich. 

Arbeitsmarkt

Die Betriebe und Einrichtungen suchen weiterhin Mitarbeitende, meldeten aber im Vergleich zum Vormonat 8% weniger Stellen: 611 Stellen wurden im Oktober neu gemeldet. Die meisten freien Stellen gibt es aktuell in den Branchen Verarbeitendes Gewerbe (1.454), Gesundheits- und Sozialwesen (461), Handel (303) und den Verkehrs- und Logistikberufen mit 396 freien Stellen.

Aktuell befinden sich 3.801 freie Stellen im Bestand der Arbeitsagentur, das sind 75 bzw. 1,9% weniger gemeldete Arbeitsstellen als im Vormonat. 685 Stellen zählen als Abgänge aus dem Bestand. Darunter sind neben dem Abgang in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung durchaus auch Stornierungen von bereits gemeldeten Bedarfen denkbar. 

Südwestthüringen befindet sich aufgrund seiner wirtschaftlichen Struktur, welche von Zulieferindustrie und klein- und mittelständigen Unternehmen geprägt ist, in einer sehr schwierigen Lage. Ein Indikator der aktuellen Situation ist das Anzeigeverhalten auf Kurzarbeitergeld. Erste vorläufige Daten verzeichnen bereits einen Anstieg von eingehenden Anzeigen. Innerhalb der Südwestthüringer Regionen ist der Wartburgkreis überdurchschnittlich betroffen, auf diesen entfallen 40% aller Anzeigen mit 286 Personen. 

„Wir müssen uns in den Folgemonaten, unabhängig von witterungsbedingten Ausstellungen, auf einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit einstellen,“ so Gold und ergänzt: „Wir befinden uns bereits in den Vorbereitungen, um quantitativ und qualitativ den Kundenzuwächsen gerecht zu werden. Wir werden einen Mehrbedarf für individuelle Beratungsgespräche und Stellenvermittlung vorhalten, indem wir unter anderem das Nutzungsverhalten unserer digitalen Dienstleistungen durch unsere Kundinnen und Kunden aktiv einwerben,“.   

 

Ausbildungsmarkt

Im Bereich der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest (Suhl, Sonneberg, Wartburgkreis, Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen) waren bis Oktober insgesamt 1.675 Interessierte als Bewerber*innen für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet, darunter befanden sich 151 Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Von den 1.675 Bewerber*innen waren zahlenmäßig 147 Personen (8 Prozent) weniger als im Oktober 2023 gemeldet. Davon suchen aktuell 103 Bewerber*innen aktiv nach einer Ausbildung oder einem dualen Studium. Alle anderen Bewerber*innen haben sich bereits für ein Angebot entschieden oder eine andere Alternative für sich gefunden.

Über die Hälfte der gemeldeten Bewerber*innen bewarben sich mit dem Realschulabschluss, 26 Prozent mit dem Hauptschulabschluss und 13 Prozent mit der Fach- oder Hochschulreife auf die offenen Stellen. Der überwiegende Teil der Jugendlichen hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon vor längerer Zeit.

Bei ihren Berufswünschen orientierten sich die Jugendlichen an den Entwicklungen des Arbeits- und Ausbildungsmarktes. Die Top 10 der Berufswünsche der Jugendlichen sind: Verkäufer/in, Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik, Kaufmann/-frau - Büromanagement, Medizinische/r Fachangestellte/r, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Fachlagerist/in, Maschinen- und Anlagenführer, Verwaltungsfachangestellte/r- Kommunalverwaltung, Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung und Industriemechaniker/in.

Es haben sich bislang 1.572 Jugendliche bei der Berufsberatung abgemeldet. Von ihnen begannen rund 61 Prozent eine Berufsausbildung bzw. ein duales Studium.      

9 Prozent der abgemeldeten Jugendlichen besuchen auch zukünftig die Schule. Weitere 1 Prozent starteten in ein Studium. 29 Prozent der Bewerber*innen nahmen eine Erwerbstätigkeit auf, begannen eine Fördermaßnahme zur Berufsvorbereitung oder leisten gemeinnützige/soziale Dienste.
 

Die regionalen Unternehmen haben bisher 2.305 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet (222 Stellen bzw. 8,8 Prozent weniger als vor einem Jahr). Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 76 Bewerber*innen.  Es blieben 294 Ausbildungs- und duale Studienplätze unbesetzt, vor allem in den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/in, Zerspanungsmechaniker/in, Handelsfachwirt/in (Ausbildung) und Metallbauer/in - Konstruktionstechnik.

Gold zieht Bilanz des vergangenen Berichtsjahres: „Wir verzeichnen weniger gemeldete Ausbildungssuchende als in den Vorjahren, Betriebe und Einrichtungen meldeten weniger Ausbildungsstellen. Gleichzeitig stieg jedoch die Anzahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gegenüber den Vorjahreswerten,“. Gold verbindet diese positive Entwicklung auch mit der Neuausrichtung der Bundesagentur für Arbeit (BA) beim Schwerpunkt „Berufliche Orientierung“. „Wir haben verstärkt in eine noch frühzeitigere adressatengerechte und moderne Berufsorientierung an allen Schulformen investiert und erreichen mit unserem Konzept fast alle Schülerinnen und Schüler,“ lobt Gold. Mit dieser Ausrichtung wird eine Vielzahl von Schülern befähigt, eine Berufswahlentscheidung zu treffen und benötigt keine zusätzliche Unterstützung beim Finden eines Ausbildungsplatzes. Gleichzeitig zeigen erweiterte Schülerpraktika die gewünschten Resultate. Ausbildungsbetriebe setzen zur Bewerberakquise auf moderne Kommunikationskanäle und Beteiligung an Berufsmessen.


Die Top 10 der gemeldeten Ausbildungsstellen (inkl. der dualen Studienplätze) waren: Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/in, Zerspanungsmechaniker/in, Industriekaufmann/-frau, Industriemechaniker/in, Mechatroniker/in, Handelsfachwirt/in (Ausbildung), Fachkraft - Lagerlogistik, Kaufmann/-frau - Büromanagement und Maschinen- und Anlagen.(o.A.d.Schwerp.). 


Entwicklung in den Rechtskreisen

Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 4.953 Personen, das waren 90 Personen mehr als im Vormonat und 639 Personen mehr als vor einem Jahr. Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 7.099 Arbeitslose registriert, 28 Personen weniger als im Vormonat, aber 137 Personen mehr als im Vorjahr. Durch die Träger der Grundsicherung (Jobcenter) wurden 59 Prozent aller Arbeitslosen betreut.

In der Grundsicherung (Jobcenter, zkT) sank die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Vorjahresvergleich um 150 auf 10.031 (-2 Prozent). 12.715 Personen bezogen Bürgergeld, das waren 242 Personen weniger (-2 Prozent) als vor einem Jahr.