Im aktuellen Berichtsmonat Januar 2024 sind in der Agentur für Arbeit in Südwestthüringen 12.517 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 1.142 bzw. 10 Prozent mehr als im Vormonat (11.375). Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,4%, gegenüber dem Dezember 2023 ein Anstieg um 0,4%. Zum Vergleich: Im Januar letzten Jahres waren mit 11.711 Arbeitslosen von Arbeitslosigkeit betroffen, 806 bzw. 6,9 % weniger Menschen als derzeit. Die Quote lag bei 5,1%.
Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Südwestthüringer Arbeitsagentur, fasst die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt kurz zusammen:
- Die Arbeitslosigkeit ist im Januar saisonüblich gestiegen. Insbesondere Zugänge aus den Wirtschaftsbereichen Land-, Forst- und Gartenbau (+17%), Bau- und Ausbau (+22%) und die nachfolgend ebenfalls betroffene Verkehrs- und Logistikbranche (+14%) erklären diese Entwicklung.
- Rund 20% aller Arbeitslosen sind Ausländer, dieses Niveau bleibt nahezu gleich. Es verschiebt sich jedoch die Verteilung nach Herkunftsländern. Wir zählen seit Januar 2022 den höchsten Bestand an Arbeitslosen aus den Asylherkunftsländern. Hintergründe liegen vermutlich in immer noch bestehenden Fluchttatbeständen.
- 3.816 gemeldete Arbeitsstellen zählen zum aktuellen Bestand. Wir spüren weiterhin eine gewisse Zurückhaltung bei der Meldung offener Stellen und sehen Zusammenhänge in der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, aber auch noch bestehende Synergieeffekten aus der Pandemie.
Personengruppen:
Im Berichtsmonat sind 7.209 männliche Personen arbeitslos gemeldet, das entspricht einem prozentualen Anteil am gesamten Bestand von 57,6%. Im Vormonat waren 6.492 arbeitslos gemeldete Männer registriert, 717 Personen bzw. 11% weniger als aktuell. „Aufgrund der Zuwächse aus den überwiegend männlich zugeordneten Außenberufen steht dieser Anstieg im Zusammenhang mit der Witterung in den Wintermonaten“, sagt Geschäftsführer Gold. 42,4% (5.308) beträgt der Anteil von Frauen am gesamten Bestand (12.517). Ihr Anteil stieg gegenüber dem Vormonat um 8,7% (+425). So stieg der Bestand an Arbeitslosen unter anderem im Handel und den Gesundheitsberufen, in welchen oftmals eher weiblichen Arbeitskräfte beschäftigt sind. 1.121 Jüngere unter 25 Jahren waren im Januar 2024 arbeitslos gemeldet, das sind gegenüber dem Vormonat 46 bzw. 4,3% mehr Betroffene. Damit liegt die Arbeitslosenquote in dieser Personengruppe mit 5,7% höher als in den Vormonaten. Die Bestände in den Rechtskreisen unterscheiden sich jedoch deutlich in der Altersgruppe der 15 bis unter 20-jährigen. So sind im Rechtkreis SGB II doppelt so viele Jugendliche arbeitslos gemeldet. Die Gründe stehen auch im Zusammenhang mit dem Zugang an Kindern von Geflüchteten aus der Ukraine in die Grundsicherung. 39,1 % bzw. 4.896 Menschen über 50 Jahre sind derzeit arbeitslos gemeldet, 484 bzw. 11% mehr als im Vormonat. Darunter sind 75% älter als 55 Jahre, ihr Anteil stieg innerhalb eines Monats um 10,3% (+345). 3.974 Arbeitslose (31,7%) zählen als langzeitarbeitslos, ihr Anteil stieg gegenüber zum Vormonat um 4,4% (+166). Gold weiß: „Langzeitarbeitslosigkeit ist oftmals auf komplexe Vermittlungshemmnisse, aber auch auf schwierige Lebenssituationen zurückzuführen. Dabei müssen wir sehr individuell auf die Lebenssituation des Einzelnen schauen, die Bedarfe sind sehr unterschiedlich“. 20,1% (2.520) aller Arbeitslosen sind Ausländer, ein Anstieg gegenüber dem Vormonat um 8% (+187). 727 Personen bzw. 29% hat einen ukrainischen Pass. 966 Betroffene stammen aus Asylherkunftsländern, darunter 602 aus Syrien. Während der Anteil an Ukrainern leicht rückläufig ist, nimmt der Anteil an Betroffenen aus den Asylherkunftsländern zu bzw. befindet sich im Vergleich der letzten 24 Monate auf einem Höchststand. 968 schwerbehinderte Menschen waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, 79 bzw. 8,9% mehr als im Vormonat. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 7,7%.
Entwicklung in den Regionen:
Gegenüber dem Vormonat stieg in allen Regionen Südwestthüringens die Arbeitslosenquote. In der Stadt Suhl liegt sie bei 6,8% (+0,5%), im Wartburgkreis bei 5,8% (+0,4%), im Landkreis Schmalkalden-Meiningen bei 5,1% (+0,6%) und im Landkreis Hildburghausen bei 4,5% (+0,5%). Der Landkreis Sonneberg verzeichnet eine Quote von 5,4 % mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten.
Arbeitsmarkt:
In Südwestthüringen zählen 3.816 offene Stellen zum aktuellen Bestand, das sind 112 bzw. 2,9% weniger als im Vormonat. 22% der Stellen entfallen auf das Wirtschaftssegment der Fertigungsberufe, 17,6% auf das der fertigungstechnischen Berufe. 11,5% auf Reinigungsberufe und 11% auf die Gesundheitsbranche. Zum Bestand an arbeitslos gemeldeten Menschen finden sich durchaus Überschneidungen in den Berufssegmenten. So sind beispielsweise knapp 1.400 Personen dem Berufszweig der fertigungstechnischen Berufe zugeordnet. Gegenüber stehen 673 offene Stellen. Geschäftsführer Gold erklärt: „Dennoch kommen Arbeitsverhältnisse nicht immer zeitnah zustande. Großen Entfernungen innerhalb Südwestthüringens oder auch spezielle Anforderungen an die Qualifikation spielen eine wesentliche Rolle bei der Besetzung offener Stellen,“.
Ausbildungsmarkt:
Bisher haben sich 1.017 Jugendliche und junge Erwachsene für einen dualen Ausbildungsberuf ausbildungssuchend gemeldet. Das sind 64 bzw. 5,9% weniger als im Januar letzten Jahres. Unternehmen und Einrichtungen meldeten bisher 1.797 duale Ausbildungsstellen, 21 bzw. 1,2 % weniger als im letzten Berichtsjahr. Die Bewerbergewinnung für das kommende Ausbildungsjahr befindet sich am Ende des ersten Drittels. „Häufig werden von den Abgangsschüler*innen die Winterferien für ein letztes Praktikum vor einer Berufswahlentscheidung genutzt,“ betont Gold. Zudem bietet der am 15.03.2024 stattfindende „Tag der Berufe“ Unentschlossenen eine weitere Möglichkeit, um Praxisluft zu schnuppern und sich über Inhalte und Anforderungen von Ausbildungsberufen zu informieren. Die Berufsberater*innen der Arbeitsagentur stehen sowohl in Schulsprechstunden, aber auch für kurzfristige Beratungsgespräche zur Verfügung.
Entwicklung in Rechtskreisen:
41,8% bzw. 5.229 arbeitslos gemeldete Personen gehören zum Rechtskreis SGB III. Ihr Anteil stieg gegenüber dem Vormonat um 668 Betroffene (+14,6%). 7.288 Arbeitslose (58,2%) sind dem Rechtskreis SGB II zugeordnet, das sind 474 bzw. 7% mehr als im Vormonat. „Die deutlichen Zuwächse im Rechtskreis SGB III lassen Rückschlüsse auf erhöhte Zugänge aus Erwerbstätigkeit zu. Teilweise lassen sich Zuwächse im Rechtskreis SGB II mit Rechtskreisübertritten oder auch am Zugang von geflüchteten Menschen in die Grundsicherung erklären,“ so Gold.