Eine Ausbildung als Grundstein zum Berufserfolg

Ausbildungsbericht Agentur für Arbeit Traunstein

30.10.2024 | Presseinfo Nr. 85

Im Berufsberatungsjahr 2023/2024 (1. Oktober bis 30. September) registrierte der Agenturbezirk Traunstein mit den vier Landkreisen Traunstein, Altötting, Berchtesgadener Land und Mühldorf insgesamt 3 035 Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen. Das sind 102 junge Menschen oder 3,5 Prozent mehr als im vorangegangenen Berufsberatungsjahr. Dem standen 3 757 Berufsausbildungsstellen gegenüber, 144 oder 3,7 Prozent weniger als im Vergleichsvorjahr.
Rein rechnerisch standen jedem Bewerber 1,2 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Am 30. September, dem Stichtag des Berufsberatungsjahres, waren im Agenturbezirk Traunstein noch fünf Bewerber unversorgt.
Nachdem nahezu sämtliche Ausbildungsstellen in der Jobbörse veröffentlicht waren und die Nutzung stetig steigt, waren letztendlich 616 der bei uns gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 234 oder 27,5 Prozent weniger als im Beratungsjahr davor.
Von den insgesamt 3 035 Bewerbern nahmen 1 901 eine Berufsausbildung auf; darunter 88 geförderte und 103 junge Menschen entschieden sich für eine Erwerbstätigkeit. Für Gemeinnützige Dienste, wie Bundes- oder Jugendfreiwilligendienst entschieden sich 31 Bewerberinnen und Bewerber. In einen weiteren Schulbesuch meldeten sich 640 ab, acht junge Menschen nehmen ein Studium auf, vier weitere entschieden sich für ein Praktikum. Fördermaßnahmen nahmen 38 junge Menschen in Anspruch. 
2 498 Bewerber sind aus dem diesjährigen Schulentlassjahr und 528 aus den vergangenen Jahren. „Wir freuen uns, dass sich auch Bewerberinnen und Bewerber zu einer Ausbildung entschlossen haben, die ihren Schulabschluss in den vergangenen Jahren gemacht haben“, sagt Michael Vontra, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein. „Eine Ausbildung ist und bleibt der Grundstein für beruflichen Erfolg.“ 
Die Bewerberinnen und Bewerber geben verschiedenste Gründe für den späteren Ausbildungsbeginn an. Viele gönnen sich ein Gap-Year, um sich darüber klar zu werden, was sie tun möchten, manche haben Auslandsaufenthalte als Aupair oder im Work&Travel-Programm absolviert. Auch Erwerbstätigkeit, um sich z.B. den Führerschein und ein Fahrzeug leisten zu können werden angegeben oder ein erster Ausbildungsabbruch und in der Folge Praktika, um den Berufswunsch zu stabilisieren.
Mit 2 727 ist der überwiegende Anteil der Ausbildungssuchenden unter 20 Jahre alt, 82 sind älter als 25 Jahre, 23 mehr als im vergangenen Berichtsjahr. Darunter sind 45 Männer und 37 Frauen. „Sowohl bei den Ausbildungssuchenden, als auch bei den Arbeitgebern hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise die Einstellung geändert“, so Vontra, „war der „klassische“ Azubi stets ein junger Schulabgänger, werden heute auch lebensältere und auch Menschen in der Lebensmitte als Kandidaten für eine Ausbildung in Betracht gezogen.“ Arbeitgeber profitieren von der persönlichen Reife und dem Verantwortungsbewusstsein und in den Berufsschulen sind ältere Azubis schon lange keine Einzelfälle mehr. 
1 085 Bewerber haben einen Hauptschulabschluss, 1 417 verfügen über die Mittlere Reife und 351 haben Fachhochschul- oder Hochschulreife. Gut 58 Prozent der Bewerber, 1 773, sind männlich. „Die Berufswünsche unterscheiden sich weiterhin geschlechtertypisch“, analysiert Vontra, „bei den Jungen stehen technische oder handwerkliche Berufszweige auf der Wunschliste und bei den Mädchen kaufmännische, medizinische Ausbildungen oder der Dienstleistungssektor.“ Das Elternhaus hat lt. Aussagen der Schülerinnen und Schüler den größten Einfluss auf die Berufswahl. Externe Vorbilder, die jährlichen Aktionen rund um den Girl’s und Boy’s Day und die MINT-Initiativen der Schulen zeigen sehr langsam Wirkung auf die spätere Berufswahl. 
Unter den 3 757 Ausbildungsstellen sind mit 679 die meisten Angebote unter den Verkaufsberufen. 355 Angebote aus Maschinen- und Fahrzeugtechnik276 Ausbildungsplätze gab es im Bereich Mechatronik, Energie- und Elektroberufe. Kaufmännische Dienstleistungen und Unternehmensführung boten 242 Stellen, gefolgt von medizinischen Gesundheitsberufen mit 209 Angeboten. Bei den Berufen rund um Metallbau sind 156 Ausbildungsstellen gemeldet und bei der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken gab es 168 Chancen.

Die meisten der 616 unbesetzten Ausbildungsplätze sind in den Verkaufsberufen (164). Insgesamt blieben bis zum Stichtag 16,4 Prozent der Ausbildungsstellen unbesetzt, gegenüber 21,8 Prozent im vorangegangenen Berichtsjahr. 

In den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsplätze findet sich in diesem Jahr nur ein technischer Beruf, Kfz-Mechatronik, PKW-Technik; im vergangenen Berichtsjahr waren es drei. Die anderen Berufe sind wie bisher aus dem Lebensmittelbereich, Zahnmedizinische Fachangestellte oder kaufmännische Berufe. „Trotz aller Informationsfülle, kleben an manchen Berufen noch immer negative Klischees“, erläutert Vontra, „dies betrifft die Aspekte Bezahlung, Arbeitszeiten, oder körperliche Anstrengung. Es gilt, verfestigte Vorurteile aufzulösen und sich Berufe sowohl schülerseitig sachlich anzuschauen, als auch arbeitgeberseitig, realistisch darzustellen, um Enttäuschungen auf beiden Seiten zu vermeiden.“ 

Die 25 Berufsberaterinnen und Berufsberater und zusätzlich 8 Rehabilitationsberater betreuten im Beratungsjahr 2023/2024 regelmäßig 90 Schulen der Sekundarstufe I und II in den vier Landkreisen. Darüber hinaus betreuten die Rehabilitationsberater regelmäßig weitere 6 Schulen für Jugendliche mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, 5 Sozialpädagogische Förderzentren mit Förderschwerpunkt Lernen und ein Förderzentrum mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.
In den rund 290 Abgangsklassen konnten im vergangenen Schuljahr ca. 6 900 Schüler das Beratungsangebot der Agentur für Arbeit nutzen. Die rund 240 Vorentlassklassen hatten ca. 5 500 Schüler. 
An den Berufsschulen der vier Landkreise wurden alle Schüler/innen der Berufsvorbereitungsklasse regelmäßig beraten. Zusätzlich wurden die Ausbildungsanfänger in den Fachklassen der Berufsschulen über die verschiedenen Unterstützungsangebote der Berufsberatung informiert. 
Die Berufsberatung veranstaltet jährlich für alle Vor- und Entlassklassen und die zwei Jahre vor Abschluss stehenden Klassen mindestens zwei Schulstunden zur grundsätzlichen Berufsorientierung und den Möglichkeiten, die individuelle Eignung herauszufinden. Diese Veranstaltungen finden in Präsenz direkt in den Schulen statt. Dies wird ergänzt durch regelmäßige Schülersprechstunden. Daran schließt sich häufig ein Termin zur persönlichen Beratung oder zur Videoberatung an. Bei den Elternabenden der Schule wurde über berufliche und schulische Ausbildungswege und Unterstützungsmöglichkeiten durch die Agentur für Arbeit informiert. Durch das Selbsterkundungstool „Check-U“ für Ausbildung und für Studium, und das neu hinzugekommene spielerische Tool "Gesucht - gefunden: ICH!" ausschließlich für die Sekundarstufe I, können die Schülerinnen und Schüler bereits mit den ersten Ergebnissen, bezogen auf die Berufsrichtung, in die persönliche Beratung kommen.
Die Berufsberaterinnen und Berufsberater beteiligten sich im vergangenen Berichtsjahr an digitalen und Präsenz-Berufsinfo- oder Studieninfotagen, sowie in Zusammenarbeit mit dem Berufsinformationszentrum (BiZ) an regionalen Berufs- und Bildungsmessen. Auch bei kleineren Schulmessen war die Berufsberatung wieder persönlich vor Ort.
Bei mehreren Vermittlungsaktionen direkt in den Berufsschulen wurden kurzentschlossene Berufsvorbereitungsschüler und -schülerinnen in noch freie Ausbildungsplätze vermittelt. 
Ausbildungssuchende Nichtschüler wurden bei Gruppenveranstaltungen über die Vorteile einer Berufsausbildung informiert und in passende Ausbildungsstellen gebracht.
An Maßnahmen zur Berufseinstiegsbegleitung an den Mittelschulen nahmen in unterschiedlichen Jahrgängen rund 500 Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf teil.
Für die Assistierte Ausbildung (AsA) waren ca. 500 Plätze eingerichtet. Über dieses Unterstützungsangebot werden die Auszubildenden direkt in den Fachklassen der Berufsschulen informiert und bei Bedarf zur Teilnahme motiviert, um den Ausbildungserfolg zu sichern und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. 
Neben den betrieblichen Ausbildungsstellen, die von Arbeitgebern gemeldet oder von Mitarbeitern eingeworben werden, wurden im Agenturbezirk Traunstein 48 Plätze, zuzüglich rund 150 behindertenspezifische Plätze in Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gab es Teilnehmerplätze – in unterschiedlicher Ausbildungsjahre – für Berufsbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE). Im Bereich Rehabilitanden wurden hier weitere 35 Plätze angeboten. 

„Die Berufswahl ist die erste große Entscheidung im Leben eines jungen Menschen“, so Vontra, „der eine hat bereits sehr früh eine feste Vorstellung seines Berufslebens und der andere ist schlicht überfordert, sich vorzustellen, womit er oder sie die nächsten Jahre beruflich verbringen möchte“, führt Vontra aus. „Hier greift unsere Berufsberatung mit den richtigen Fragen und Antworten, Adressen, Tests und hilfreichen Tipps in jeder Phase der Bewerbung. Auch in der Ausbildung sind wir an der Seite der Jugendlichen mit vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, finanziell und pädagogisch“, so Vontra abschließend.