Sinkende Arbeitslosigkeit im zweiten Corona-Jahr

Fachkräftesicherung wird zum wichtigsten und dringendsten Zukunftsthema

04.01.2022 | Presseinfo Nr. 2

  • Arbeitslosigkeit in der Region Trier sinkt: Im Schnitt 10.982 Arbeitslose und eine Quote von 3,7 Prozent
  • Niedrigste Arbeitslosenquote in Rheinland-Pfalz in den Kreisen Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg 
  • Kurzarbeit rettet Jobs
  • Offene Stellen auf Rekordniveau – Fachkräfte rar
  • Fachkräftesicherung wird zur größten Zukunftsaufgabe

Auch in 2021 war COVID-19 beherrschendes Thema. Das Jahr begann mit einem Lockdown, der nach mehrfachen Verlängerungen noch bis Mai andauerte. Dem zum Trotz verzeichnete der regionale Arbeitsmarkt schon ab Februar einen Aufschwung, die Arbeitslosenzahlen gingen kontinuierlich zurück.

„Wir können eine positive Jahresbilanz ziehen“, freut sich Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. „Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Trier hat sich gut behauptet, dank unserer robusten regionalen Wirtschaft. Die Betriebe haben sich, krisenerprobt durch ein Jahr Erfahrung mit Corona, gut auf die Rahmenbedingungen ein- und für die Zeit nach den Lockerungen der Schutzmaßnahmen aufgestellt.“

Die Statistik belegt das: Mit Ankündigung des Lockdown-Endes im Mai fiel die Arbeitslosenquote in der Region erstmals unter die Vier-Prozent-Marke, und schon im April lagen Zugang und Bestand an Arbeitslosen erstmals wieder unter Vorjahresniveau. Im Juni zeigten die Lockerungen bereits einen deutlichen Effekt, mit einer auf 3,8 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote und Stellenmeldungen erstmals wieder auf Vorkrisenniveau. Im Oktober fiel die Quote in drei Landkreisen sogar unter die Drei-Prozent-Marke. Ihren Tiefstand in der gesamten Region erreichte die Arbeitslosigkeit im November, mit einer Quote von 3,2 Prozent und 9.364 Arbeitslosen.

Im Jahresdurchschnitt verzeichnet die Statistik 10.982 Arbeitslose, 872 weniger als im Jahresdurchschnitt 2020, und eine Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent, 0,3 Prozentpunkte unter dem Wert von 2020. „Auch im Landesvergleich kann sich die Bilanz der Arbeitslosigkeit in unserer Region sehen lassen“, sagt Heribert Wilhelmi: „Die Landkreise Eifelkreis Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg haben mit 2,8 und 3,0 Prozent die niedrigsten durchschnittlichen Arbeitslosenquoten in Rheinland-Pfalz. Und die Stadt Trier, mit einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent, teilt sich mit Neuwied Rang drei der rheinland-pfälzischen Städte mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit.“

Nur eins macht dem Agenturchef Sorgen: „Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist weiter, auf einen Anteil von 31 Prozent an allen Arbeitslosen, angestiegen. Im Jahresdurchschnitt zählten 3.435 Personen zu dieser Gruppe, 795 mehr als im Vorjahresschnitt.“ 

Kurzarbeit

Dass sich die Arbeitslosigkeit in der Region in 2021 insgesamt positiv entwickeln konnte, führt Heribert Wilhelmi auch auf das Instrument Kurzarbeitergeld zurück, das in 2020 den Alltag der Agenturen für Arbeit und auch die Schlagzeilen beherrschte: „Die Kurzarbeit hat in unserer Region sicherlich Tausende Jobs gerettet. Firmen konnten dadurch ihre Beschäftigten halten und ihren Geschäftsbetrieb fortführen, um nach den Lockerungen durchzustarten oder mit neuen Ideen und Geschäftsmodellen aus der Krise herauszukommen.“

Gegenüber 2020 ist die Kurzarbeit im Jahresverlauf 2021 zurückgegangen, jedoch in Folge der vierten Corona-Welle und der Einschränkungen im Zusammenhang mit der neuen Omikron-Variante seit November wieder angestiegen.

Die tatsächlich realisierte Kurzarbeit lässt sich aus Verfahrensgründen nur bis Juni 2021 beziffern und mit Hochrechnungen für Juli und August ergänzen. Im Mittelwert dieser acht Monate haben in 2021 durchschnittlich 1.793 Betriebe und 10.404 Personen kurzgearbeitet. Zum Vergleich: In 2020 waren es von März bis Dezember durchschnittlich 2.200 Betriebe und 14.987 Beschäftigte. Für August 2021 geht die Statistik von einem Ist-Wert von 608 Betrieben und 2.615 Beschäftigten in Kurzarbeit aus.

 „Viele haben bereits im vergangenen Jahr für die Zeit des Lockdowns ab November und in der Folge für die Verlängerungen bis Mai 2021 oder darüber hinaus Anträge auf Kurzarbeit gestellt“, erklärt Heribert Wilhelmi, „wir haben mit rund 86 Mio. Euro im Jahr 2021 erneut eine Rekord- Summe an Kurzarbeitergeld ausgezahlt.“ Zum Vergleich: In 2020 betrug die Summe rund 84 Mio. Euro. „Mit dem Instrument der Kurzarbeit konnten wir auch den mindestens 49 Betrieben in der Region helfen, die von der Hochwasserkatastrophe im Juli betroffen waren“, sagt Wilhelmi und betont: „Wir haben uns in der Arbeitsagentur personell so aufgestellt, dass wir in Krisenszenarien zügig unsere systemrelevante Aufgabe erfüllen können, Existenzen zu sichern.“

Beschäftigung, Stellenmarkt und Qualifizierung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich angestiegen. Zum Stichtag 1. Juni lag ihre Zahl bei 177.600 und damit um1.927 oder 1,1 Prozent höher als der Vorjahreswert. Und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften entwickelte sich in 2021 steil nach oben. Zum Lockdown-Ende im Mai stieg der Bestand der bei der Agentur für Arbeit Trier gemeldeten offenen Stellen auf Vorkrisenniveau, im Juli auf Rekordstand seit Bestehen der Statistik und im August noch darüber hinaus auf einen Höchstwert von knapp 6.000 Stellenangeboten. Im Jahresdurchschnitt stieg der Bestand um 1.029 auf 5.141 Stellen. Summiert wurden der Agentur für Arbeit Trier 13.261 neue Ausschreibungen gemeldet, 2.741 oder 26,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Heribert Wilhelmi sieht Prognosen bestätigt: „Der Fachkräftebedarf, der bereits vor Corona herrschte, spitzt sich jetzt zu. Die hohe Zahl der offenen Stellen spiegelt nicht nur die Einstellungsbereitschaft der Betriebe, sondern auch die Schwierigkeit, Stellen adäquat zu besetzen.“ Aufschluss gibt der statistische Wert der Vakanz-Zeiten. Von den 5.768 derzeit offenen Stellen sind nach aktuellem Stand 3.274 länger als 3 Monate und 1.809 sogar länger als 6 Monate unbesetzt geblieben.

Das Problem: „Die Unternehmen suchen Fachkräfte, Experten oder Spezialisten“, sagt Stefanie Adam, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Trier. Rund 75 Prozent der Stellen seien mit diesem Anforderungsprofil ausgeschrieben. Dem entgegen steht, dass 51 Prozent der Arbeitslosen über keinen Berufsabschluss verfügen. „Eine unserer größten Herausforderungen ist es, Menschen für die Anforderungen des Arbeitsmarktes zu qualifizieren,“ sagt Stefanie Adam, „besonders auch im Hinblick auf den digitalen Wandel und die dafür nötigen Kompetenzen.“ Die Agentur für Arbeit investiere daher massiv in die Qualifizierung von Arbeitssuchenden und Beschäftigten. „Wir halten ein Bündel an Maßnahmen bereit, zum Beispiel attraktive Förderangebote zur Qualifizierung und Weiterbildung über das Qualifizierungschancengesetz“. Im Rahmen dessen sind im Jahr 2021 insgesamt 157 Qualifizierungen ermöglicht worden, darunter 61 abschlussorientierte Weiterbildungen je zur Hälfte im Pflegebereich und dem Handwerk, wo die Nachfrage nach Fachkräften besonders hoch ist. Um die vielfachen Möglichkeiten und Perspektiven von Qualifizierung aufzuzeigen, hat die Trierer Arbeitsagentur zudem in 2021 das neue Informations- und Messeangebot „JobQ – Qualifizierung bringt weiter“ eingeführt. Ausgebaut wurde auch die lebensbegleitende Berufsberatung, die Arbeitssuchende und Beschäftigte in jeder Phase beruflicher Orientierung mit individueller Beratung, auch zu Weiterbildung und Qualifizierung unterstützt.

Unternehmen, die sich aktuell in Kurzarbeit befinden, empfiehlt Stefanie Adam, diese Zeit zur Qualifizierung von Beschäftigten zu nutzen: „In mehrfacher Hinsicht ist das eine lohnenswerte Investition. Betriebe gewinnen gut ausgebildetes Personal und profitieren davon, dass sie, die ab 1.1.2022 auf 50 Prozent reduzierte Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen wieder zu 100 Prozent erhalten. Betriebe bis 9 Mitarbeitende bekommen zudem die Lehrgangskosten erstattet.“

Und einen weiteren Baustein zur Fachkräftesicherung in der Region forciert die Agentur für Arbeit: „Gemeinsam mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung arbeitet unser Arbeitgeber-Service an der Gewinnung und Vermittlung von ausländischen Fachkräften. So konnten seit Ende 2020 über das gemeinsame THAMM-Projekt 39 Azubi und vier Fachkräfte für die Bereiche Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Elektrotechnik an 17 Unternehmen der Region vermittelt werden. Weiterhin laufen Programme zur Anwerbung von Pflege- und medizinischen Fachkräften“, berichtet Stefanie Adam.

Zur Bilanz des Jahres 2021 gehört auch, dass die Services der Agentur für Arbeit weiter ausgebaut wurden. Heribert Wilhelmi lädt ein, sie zu nutzen: „Wir bieten mit neuen Online-Angeboten wie der BA-App oder dem Selbsterkundungstool New Plan, Videoberatung, digitalen Informationsveranstaltungen oder Messen zahlreiche Möglichkeiten, unsere Kundinnen und Kunden zu unterstützen.“

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