Auszubildende zu finden wird für Betriebe in der Region Trier immer schwieriger. „Wachsende Einstellungsbereitschaft trifft auf rückläufiges Bewerberpotenzial“, bringt Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier, die Lage auf den Punkt. „Die Schere auf dem Ausbildungsmarkt klafft seit Jahren immer weiter auseinander,“ erklärt er. „Gründe dafür sind der demografische Wandel, Fachkräfteengpässe, Veränderungen durch digitalen Wandel aber auch eine erhöhte Schul- und Studienneigung. Die Verunsicherung im Zuge der Corona-Pandemie hat die Situation noch verschärft.“
Zur Halbjahresbilanz des Ausbildungsmarktjahres 2021/2022 im März wies die Statistik für die Region Trier ein Verhältnis von 2,1 Ausbildungsstellen pro Bewerber:in aus. 3.723 Berufsausbildungsstellen, 446 oder 13,6 Prozent mehr als zum Vergleichszeitpunkt im Ausbildungsjahr 2020/2021 waren gemeldet. Doch nur 1.815 vorwiegend unter 25jährige suchten eine Ausbildungsstelle, 231 weniger als im vergangenen Berichtsjahr. Zum Abschluss des Monats Mai hat sich diese Lage mit 3.972 Stellen, 2.057 Bewerber:innen und einem Verhältnis von 1,9 Stellen pro Bewerber:in nicht grundsätzlich verändert. Besonders deutlich klafft die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage im Lebensmittelverkauf, wo 14,2 Stellen auf eine:n Bewerber:in kommen, aber auch in der Metallbearbeitung (7,1 :1), im Hochbau (5,3:1) oder bei Fahrzeugführern im Straßenverkehr (5:1) herrscht ein Missverhältnis.
2.245 Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt, 407 oder 22,14 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im zurückliegenden Berichtsjahr.
„Dass trotzdem 768 junge Leute bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, liegt zumeist an abweichenden Berufswünschen der Ausbildungssuchenden, oft aber auch an fehlender Qualifikation oder Mobilität“, weiß Heribert Wilhelmi.
„Hier sind die Agenturen für Arbeit, die Betriebe und alle Partner, die Verantwortung für Ausbildung übernehmen, gemeinsam gefordert“, sagt Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit: „Den Schulterschluss in Sachen Ausbildungsengagement unterstreicht auch in diesem Jahr der „Sommer der Berufsausbildung“. Von Mai bis Oktober greift die Kampagne wichtige Themen wie zum Beispiel Berufsorientierung und Attraktivität der Berufsausbildung auf. Die duale Berufsausbildung bietet Jugendlichen einen soliden Start ins Berufsleben. Sie können unter mehr als 320 Ausbildungsberufen den für sie passenden auswählen. Unsere Berufsberaterinnen und -berater stehen als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.“ Am 13. Mai startete die Kampagne „Sommer der Berufsausbildung“ in Trier. Der Auftakt stand unter dem Motto „Faszination Handwerk“.
Die Agentur für Arbeit Trier setzt, wie die BA insgesamt, auf Berufsorientierung und Ausbildungsförderung und hat ihr Engagement stark ausgebaut. „Wir sind mit unserer Berufsberatung dauerhaft in Schulen präsent und sprechen gezielt schon jüngere Jahrgangsstufen an“, erläutert Heribert Wilhelmi, „zudem haben wir unsere Angebote zur Berufsorientierung und -beratung aufgestockt und um zusätzliche digitale Formate erweitert.“ Mit der Ausbildungsmesse FUTURE, die in diesem Jahr am 24. und 25. Juni endlich wieder als Präsenzveranstaltung an den Start geht, leistet die Trierer Agentur überdies schon seit 11 Jahren einen erfolgreichen Beitrag dazu, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen.
Ein Ausbildungsbetrieb, der auf dieser Messe seit Beginn vertreten ist, ist die Firma Quint und EDEKA Quint aus Kenn bei Trier. „Wir bieten ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen an, bilden aktuell 14 junge Leute aus, könnten aber die doppelte Anzahl einstellen“, sagt Personalleiter Simon Kollmann. Der Betrieb hat jedoch große Schwierigkeiten, Nachwuchs im Bereich der Produktion und des Fachverkaufs zu finden: „Junge Menschen setzten sich mit der Herstellung und dem Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren nicht mehr richtig auseinander. Daraus entstehen schnell Vorurteile über die Tätigkeiten und dem Image der Branche. Dabei haben vor allem wir viel Positives zu bieten. Regionalität, Nachhaltigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten sind nur einzelne Schlagworte dafür. Entsprechend groß ist der Einsatz des Betriebes, im sozialen Umfeld über Social Media oder Prämienausschüttung Bewerber:innen zu rekrutieren. „Dies erfolgt mit Aufklärung über die ökologische Landwirtschaft entlang der Wertschöpfungskette. Besonders wichtig für die Nachwuchskräftegewinnung sind für uns Ausbildungsmessen wie die FUTURE der Agentur für Arbeit Trier“, erklärt Simon Kollmann.
„Betriebe müssen heute kreativer denn je bei der Rekrutierung sein“, bestätigt auch Arbeitsagenturchef Heribert Wilhelmi, „sie sind aber auch herausgefordert, verstärkt schwächeren Bewerbern eine Chance zu geben. Dabei unterstützten wir als Agentur für Arbeit sie mit einer breiten Förderpalette, wie zum Beispiel der flexiblen Assistierten Ausbildung, mit Förderunterricht und sozialpädagogischer Begleitung“. Davon profitiert auch die Firma Quint: „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Einstiegsqualifizierung gemacht“, sagt Simon Kollmann. Die betriebliche Einstiegsqualifizierung ist ein betriebliches Langzeitpraktikum von mindestens 6 bis maximal 12 Monaten, das berufliche Grundlagen vermittelt und dann auf eine Übernahme in den Betrieb zielt.
Die Firma Quint pflegt den Kontakt zur Agentur für Arbeit, denn: „Fachkräftesicherung hört ja nicht mit Ausbildung auf“, weiß Simon Kollmann und wird von Heribert Wilhelmi bestärkt: „Allgemeine Mitarbeiterentwicklung und Weiterbildung sind Schlüssel, um die wertvollen Nachwuchskräfte zu halten und als Fachkräfte an das Unternehmen zu binden. Auch dafür stehen wir als Agentur für Arbeit unterstützend zur Seite“.
Weiterführende Links:
https://www.arbeitsagentur.de/k/ausbildungklarmachen
https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/foerderung-ausbildung