Der im Juni auf dem Arbeitsmarkt der Region verzeichnete Anstieg der Arbeitslosigkeit setzt sich auch im Juli fort. Die Zahl der arbeitslosen Menschen erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 459 auf 10.139 Personen, das entspricht einem Zuwachs von 4,7 Prozent. Gegenüber Juli 2021 sind jedoch 735 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote ist gegenüber Juni um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent geklettert. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat liegt sie aber um 0,2 Prozentpunkte niedriger.
„Im Sommer kann es immer wieder zu leichten Flauten auf dem Arbeitsmarkt kommen, wenn bedingt durch die Ferienzeit Bewerbungsverfahren pausieren oder aber befristete Verträge zur Jahreshälfte auslaufen“, erklärt Heribert Wilhelmi, Leiter der Agentur für Arbeit Trier. „Doch in diesem Jahr liegen dem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli andere Faktoren zugrunde. Wir verzeichnen, wie schon im Juni, einen saisonuntypischen Zuwachs an Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II. Das rührt daher, dass insbesondere in den Jobcentern der kreisfreien Stadt Trier, der Kreise Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel verstärkt ukrainische Staatsangehörige betreut werden und somit Eingang in die Arbeitslosenstatistik finden.“ Hintergrund ist, dass geflüchtete Ukrainer:innen seit dem 1. Juni 2022 Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende SGB II erhalten können; davor erhielten sie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Wenn die Geflüchteten Grundsicherungsleistungen beziehen, sind die Jobcenter zuständig. „Da momentan sehr schnell sehr viele ukrainische Staatsbürgerinnen und -bürger in den Jobcentern vorstellig werden, liegt dort jedoch der Schwerpunkt zunächst darauf, die Leistungsgewährung als materielle Existenzgrundlage für die Geflüchteten sicherzustellen. Erst im zweiten Schritt werden die Menschen in die Arbeitsvermittlung beraten; es geht dann um die Unterstützung bei der Suche nach Beschäftigung, nach Sprachkursen, Kinderbetreuung oder auch Qualifizierungsmöglichkeiten“, beschreibt Heribert Wilhelmi die aktuelle Situation. „Im gleichen Maße, wie die vermittlerische Betreuung voranschreitet, wird sich eine präzisere Datenlage entwickeln. Erst dann wird sich auch klären, wie viele der Ukrainer:innen dem regionalen Arbeitsmarkt tatsächlich zur Verfügung stehen. Das kann aber noch einige Zeit dauern.“ Vor diesem Hintergrund dämpft Heribert Wilhelmi Erwartungen der regionalen Betriebe, Personallücken durch Geflüchtete aus der Ukraine zu decken: „Die meisten Menschen, die bei uns Schutz suchen, sind Frauen mit Kindern, die oft schnellstmöglich wieder in die Heimat zurückkehren wollen. Viele sind zunächst am Sprach-Erwerb interessiert. Ob sie angesichts der Perspektive einer unbestimmten Aufenthaltsdauer aber auch in den Prozess einer Anerkennung ihrer Abschlüsse investieren wollen, bleibt sicher teils fraglich, ist aber immer Bestandteil der Beratungsgespräche“.
Dabei werden Arbeitskräfte in der Region weiterhin händeringend gesucht: Mit 6.951 freien Jobs bleibt die Anzahl der gemeldeten Stellenangebote weiterhin auf sehr hohem Niveau. Der Bestand übertrifft den des Vorjahres um 1.298 und den des Vormonats um 248 Stellen. Vor dem Hintergrund des aktuellen wie auch künftig erwartbaren hohen Fachkräftebedarfs lohnt ein Blick in die Statistik der Jugendarbeitslosigkeit. Denn sie ist im letzten Monat im Verhältnis zur allgemeinen Arbeitslosigkeit überproportional angestiegen. 1.093 jüngere Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sind derzeit arbeitslos, 157 mehr als im Juni. Ihre Arbeitslosenquote klettert damit um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. Das Phänomen ist leider nicht neu, erklärt Heribert Wilhelmi: „Eingang in diese Statistik finden junge Menschen, die in den letzten Wochen ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben und von ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurden und nun auf der Suche nach ihrem ersten Job als Fachkraft sind. Unser Fokus liegt deshalb über den Sommer ganz klar darauf, junge Menschen in Arbeit zu bringen.“
Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick
In der Region Trier waren im Juli 10.139 Menschen arbeitslos gemeldet, 459 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen um 735 Personen oder 6,8 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Juli 2021.
Die Bewegungsdaten, die die Zugänge in Arbeitslosigkeit und die Abgänge aus Arbeitslosigkeit bewerten, geben wichtige Hinweise zur Dynamik am Arbeitsmarkt. Weniger Abgänge als Zugänge deuten auf eine steigende Arbeitslosigkeit. Im Juli konnten 2.215 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 2.698 Personen haben sich arbeitslos gemeldet.
Personengruppen – jugendliche und ältere Arbeitslose, Frauen und Männer, Ausländer und Langzeitarbeitslose
Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli 2022 sind besonders die Personengruppen der Ausländer und der jüngeren Menschen zwischen 15 und 25 Jahren betroffen. Bei den Ausländern ist die Zahl der Arbeitslosen um 242 Personen oder 8,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Unter den 3.070 arbeitslosen Ausländern sind 912 Ukrainer:innen.
Insgesamt sind derzeit in den Jobcentern und der Arbeitsagentur 2.568 erwerbsfähige Menschen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft gemeldet. Diese Gruppe umfasst sowohl Menschen, die Lohnersatzleistungen beziehen, arbeitssuchend oder arbeitslos sind. Als arbeitssuchend sind 1.645 ukrainische Bürger:innen registriert. Personen werden als Arbeitsuchende geführt, wenn sie eine Beschäftigung als Arbeitnehmer:in suchen, und als Arbeitslose, wenn sie darüber hinaus keine Beschäftigung haben, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und nicht an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen. Arbeitslose bilden deshalb eine Teilmenge der Arbeitsuchenden.
Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit hat sich um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent erhöht, 157 junge Menschen mehr als noch im Juni sind arbeitslos. Das entspricht einem Zuwachs von 16, 8 Prozent. 1.093 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sind aktuell auf Ausbildungs- oder Arbeitsplatzsuche, immerhin 229 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
5.191 der Arbeitslosen im Agenturbezirk Trier sind Männer, 4.984 Frauen. Unter den insgesamt 10.139 Arbeitslosen befinden sich 1.093 Jüngere unter 25 Jahren, 2.605 Ältere ab 55 Jahren, 3.070 Ausländer sowie 2.873 Langzeitarbeitslose und 597 schwerbehinderte Menschen.
Stellenangebote
Mit 6.951 gemeldeten Stellen bleibt der Stellenbestand weiterhin hoch. Er liegt 23 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Juli sind 1.177 Ausschreibungen neu gemeldet worden, drei weniger als im Juni und 208 weniger als im Vorjahresmonat.
Die meisten offenen Stellen gibt es in der Zeitarbeit (wo die Fluktuation generell hoch ist) mit 1.906 Angeboten, gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe mit 978 freien Jobs, dem Handel mit 856, dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 648, dem Gastgewerbe mit 610 und dem Baugewerbe mit 591 Stellenangeboten
Unterbeschäftigung
Wer an einer Qualifizierung teilnimmt oder erkrankt ist, wird während dieser Zeit laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um hier Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagentur für Arbeit jeden Monat die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht zusätzlich zu den Arbeitslosen unter anderem all jene ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Laut aktueller Datenbasis lag im Juli die Unterbeschäftigung im Bezirk der Agentur für Arbeit Trier bei 13.018 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote ist gegenüber Juni um 0,2 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent gestiegen und gegenüber Juli 2021 um 0,2 Prozentpunkte gesunken.
Ausbildungsmarkt
Zum Anfang des Monats August sind die meisten Ausbildungsverträge abgeschlossen, und der Beginn des Ausbildungsjahres rückt näher. Anlass, den Blick auf den aktuellen Stand am Ausbildungsmarkt zu richten. Von Beginn des Ausbildungs-Berichtsjahres im Oktober 2021 bis Ende Juli waren in der Region Trier 4.128 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 372 oder 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber standen 2.227 Bewerber:innen, 312 oder 12,3 Prozent weniger als im Vorjahr. 1,9 Ausbildungsstellen waren pro Bewerber:in verfügbar. „Die Schere zwischen Ausbildungsangebot und Ausbildungsinteressierten klafft immer weiter auseinander“, bilanziert Heribert Wilhelmi. „Gründe dafür sind der demografische Wandel, Fachkräfteengpässe, Veränderungen durch digitalen Wandel aber auch eine erhöhte Schul- und Studienneigung. Die Verunsicherung im Zuge der Corona-Pandemie hat die Situation noch verschärft“. 2.026 Ausbildungsplätze sind zum aktuellen Zeitpunkt noch unbesetzt, 489 junge Menschen haben noch keine Ausbildungsstelle gefunden. Das entspricht einer Relation von 4,1 unbesetzten Ausbildungsstellen je unversorgter Bewerberin oder unversorgtem Bewerber.
Große Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen verzeichnet der Berufsbereich „Produktion und Fertigung“, insbesondere im Bereich Maschinenbau und Betriebstechnik. Hier sind von 156 gemeldeten Stellen noch 74 unbesetzt. Es gab nur 62 Bewerber:innen um diese Stellen, von denen noch 7 unversorgt sind. In der Bilanz kommen aktuell noch 10,6 unbesetzte Ausbildungsplätze auf eine:n unversorgte:n Bewerber:in.
Ein vergleichbares Bild in der gleichen Berufsgruppe bietet sich im Bereich Energietechnik: Hier kommen 10,2 unbesetzte Ausbildungsstellen auf eine:n unversorgte:n Bewerber:in. 207 Stellen waren im Angebot, es gab 70 Interessierte, doch 112 Ausbildungsplätze konnten nicht besetzt werden, und 11 Ausbildungsinteressierte für diesen Bereich haben noch kein Ausbildungsverhältnis gefunden.
Besonders gravierend ist die Situation im Handel. Hier gibt es aktuell noch 12,8 unbesetzte Ausbildungsstellen je unversorgte:m Bewerber:in. Seit Beginn des Berichtsjahres waren 200 Stellen und 28 Interessierte gemeldet. Doch 115 Stellen sind noch unbesetzt und 9 potenzielle Bewerber:innen noch unversorgt.
Die Gastronomie kämpft ebenfalls um Nachwuchs. Von 56 seit Beginn des Berichtsjahres angebotenen Ausbildungsstellen sind aktuell noch 29 unbesetzt. Von 14 Interessierten sind noch vier unversorgt. Die Relation der unbesetzten Stellen pro verfügbare:m Bewerber:in beträgt 7,3.
Jungen Menschen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, empfiehlt Heribert Wilhelmi: „Nie waren das Angebot und die Auswahl so groß. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihren Wunschberuf zu finden. Schauen Sie sich das Angebot der Ausbildungsstellen genau an und profitieren Sie vom Angebot unserer Berufsberatung. Hier finden Sie Unterstützung und Antworten auf all Ihre Fragen“. Betrieben rät der Agenturchef: „Geben Sie jungen Menschen eine Chance und sichern Sie damit Ihren künftigen Fachkräftebedarf. Bei Zweifeln an der Eignung von Ausbildungsinteressierten können sie die vielfältigen Unterstützungsangebote des Arbeitgeber-Service der BA in Anspruch nehmen“.
Blick in die einzelnen Regionen
Stadt Trier
Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Trier ist mit einem Zuwachs von 4,7 Prozent im gleichen Maße gestiegen wie die im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Trier. 3.506 Triererinnen und Trierer sind aktuell auf Jobsuche, 158 mehr als vor vier Wochen. Die Arbeitslosenquote ist um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch ein Rückgang um 0,5 Prozentpunkte zu verzeichnen.
In der Stadt Trier sind 1.873 der Arbeitslosen männlich, 1.633 weiblich. Unter den insgesamt 3.506 Arbeitslosen befinden sich 432 Jüngere unter 25 Jahren, 662 Ältere über 55 Jahren, 1.274 Ausländer und 1.054 Langzeitarbeitslose. Im Juli haben sich 899 Menschen im Stadtbezirk arbeitslos gemeldet, 732 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.
Landkreis Bernkastel-Wittlich
Auch der Landkreis Bernkastel-Wittlich bleibt im Juli nicht von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit ausgenommen. 2.133 Menschen sind arbeitslos, 123 mehr als noch im Juni. Gegenüber Juli 2021 stieg die Zahl der Arbeitslosen um 122 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt 0,2 Prozentpunkte höher als im Juni und beträgt jetzt 3,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Quote ebenfalls um 0,2 Prozentpunkte.
In den Juliwochen mussten sich 666 Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Bernkastel-Wittlich arbeitslos melden. 545 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. 997 der insgesamt 2.133 Arbeitslosen sind Männer, 1.136 sind Frauen. Darunter befinden sich 189 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 638 Arbeitslose, die älter als 55 Jahre sind, 708 Ausländer und 519 Langzeitarbeitslose.
Eifelkreis Bitburg-Prüm
Im Eifelkreis Bitburg-Prüm verzeichnet die Arbeitslosigkeit im Juli ebenfalls einen leichten Anstieg. Die Zahl der Arbeitslosen ist gegenüber Juni um 68 auf 1.261 Personen angewachsen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent. Das ist die niedrigste Quote im Agenturbezirk Trier. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind 220 Personen weniger arbeitslos, und die Arbeitslosenquote liegt 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Juli 2021.
Unter den aktuell 641 arbeitslosen Männern und 620 arbeitslosen Frauen befinden sich 151 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 335 Ältere ab 55 Jahren, 323 Ausländer und 344 Langzeitarbeitslose. 274 Menschen konnten im Juli ihre Arbeitslosigkeit beenden. 345 Personen meldeten sich erstmals oder erneut arbeitslos.
Kreis Vulkaneifel
Im Vulkaneifelkreis ist die Arbeitslosigkeit im Monat Juli leicht gestiegen. 85 Personen mehr als im Juni sind arbeitslos gemeldet. Insgesamt sind 1.091 Menschen arbeitslos, 46 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote hat sich um 0,2 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent erhöht. Im Juli 2021 lag sie bei 3,4 Prozent.
Im Juli haben sich 286 Bürgerinnen und Bürger aus dem Vulkaneifelkreis arbeitslos gemeldet, 203 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Von den 1.091 Arbeitslosen sind 535 Männer und 556 Frauen, darunter befinden sich 114 Jüngere unter 25 Jahren, 300 Ältere ab 55 Jahren, 250 Ausländer und 320 Langzeitarbeitslose.
Landkreis Trier-Saarburg
Im Landkreis Trier-Saarburg hat sich die Arbeitslosigkeit im Juli ebenfalls leicht erhöht. Die Zahl der Arbeitslosen klettert von Juni auf Juli um 25 Personen auf 2.148 Jobsuchende. Im Vergleich zum Juli 2021 hat sich die Arbeitslosigkeit um 302 Personen reduziert. Die Arbeitslosenquote ist geringfügig, um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent gestiegen.
Unter den 1.145 arbeitslosen Männern und 1.003 arbeitslosen Frauen befinden sich 207 Jüngere unter 25 Jahren, 670 Ältere ab 55 Jahren, 515 Ausländer und 636 Langzeitarbeitslose. 502 Menschen meldeten sich arbeitslos, 461 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.