Die Arbeitslosigkeit ist im vergangenen Jahr gestiegen. Mit Blick auf die gemeldeten Arbeitsstellen war zu erkennen, dass die Nachfrage der Unternehmen nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurückgegangen ist. Zugleich bleibt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf einem hohen Niveau. Fach- und Nachwuchskräfte werden weiterhin gesucht.
„Wenn wir auf das Jahr 2023 zurückblicken, sehen wir, dass die schwache Konjunktur nicht spurlos am regionalen Arbeitsmarkt vorüber gegangen ist, sagt Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. Im Jahresdurchschnitt verzeichnet die Statistik 11.346 Arbeitslose, 1.298 mehr als im Jahresdurchschnitt 2022, und eine Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent, 0,5 Prozentpunkte über dem Wert von 2022. „Im letzten Jahr wurden uns zudem 14,9 Prozent weniger Arbeitsstellen gemeldet; dennoch hat der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Trier sich gut behauptet“, berichtet Heribert Wilhelmi.
Im Vergleich zum Vorjahr sind alle Personengruppen vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Vor allem bei der Personengruppe der Ausländer ist mit 32,6 Prozent der größte Anstieg zu verzeichnen, was insbesondere auf die wieder ansteigende Zahl von geflüchteten Menschen aus Drittstaaten und der Ukraine zurückzuführen ist. Auch bei der Personengruppe der Jüngeren unter 25 Jahren ist die Arbeitslosigkeit um 18,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich im Vergleich zu 2022 um nur 5,6 Prozent erhöht.
„Im Landesvergleich schneidet unsere Region weiterhin gut ab“, bilanziert Heribert Wilhelmi: „Die Landkreise Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg haben mit 2,6 und 2,9 Prozent die niedrigsten durchschnittlichen Arbeitslosenquoten in Rheinland-Pfalz. Und die Stadt Trier, mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent, liegt auf Rang 5 der rheinland-pfälzischen kreisfreien Städte.
Im Mai hatte die regionale Arbeitslosigkeit mit 10.919 Menschen ohne Job und einer Quote von 3,7 Prozent einen Tiefstand erreicht. Im Juni allerdings kehrte sich die Tendenz saisonuntypisch um: „Da die Zunahme der Arbeitslosigkeit im Monat Juni besonders ausländische Personen betraf, konnte sie darauf zurückgeführt werden, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund ihre Integrationskurse abgeschlossen hatten und sich anschließend bei der Agentur für Arbeit oder den Jobcentern arbeitslos meldeten, um eine Arbeit aufnehmen“, erklärt der Agenturchef. „Zusätzlich stieg der Zuzug von Ausländern in die Region, zum Beispiel aus Drittstaaten oder Asylherkunftsländern, auch generell wieder an, so dass mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln Eingang in die Arbeitsmarktstatistik fanden.“
Der Anstieg der Arbeitslosenquote darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beschäftigung und die Personalnachfrage nach Fachkräften weiterhin auf einem hohen Niveau sind.
Beschäftigung, Stellenmarkt und Qualifizierung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gegenüber 2022 nahezu unverändert. Zum Stichtag 30. Juni lag ihre Zahl bei 179.463 und damit um 359 unter dem Vorjahreswert. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb im Jahre 2023 weiter hoch. Davon profitierte im Rechtskreis SGB III die Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Ihre Zahl sank im Schnitt um 59 oder 10,7 Prozent. Im Bereich der Grundsicherung stieg jedoch die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 9,3 Prozent an.
Im Jahresdurchschnitt sank der Bestand an gemeldeten Stellen weiter, um 667 auf 5.714 Ausschreibungen. Zudem gab es im Zugang ebenfalls eine Abnahme: Summiert wurden der Agentur für Arbeit Trier 10.723 neue Ausschreibungen gemeldet, 1.876 oder 14,9 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Die Fachkräftesicherung bleibt weiterhin beherrschendes Thema auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Transformation und Digitalisierung“, bilanziert Heribert Wilhelmi.
„Unternehmen finden kaum Nachwuchskräfte, weil aufgrund der demografischen Entwicklung weniger junge Menschen zur Verfügung stehen und diese zudem weniger ausbildungsbereit sind“, erläutert Nadine Mattes, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Trier. „Die Betriebe der Region suchen vorrangig Fachkräfte, Experten oder Spezialisten. Den rund 78,7 Prozent der gemeldeten Stellen mit diesem Anforderungsprofil stehen allerdings 53,5 Prozent Arbeitslose gegenüber, die keinen Berufsabschluss haben“, berichtet die Expertin. „Wir als Agentur für Arbeit forcieren daher unseren Einsatz, Menschen für die Anforderungen des Arbeitsmarktes auszubilden und zu qualifizieren, sowie neue Potenziale zu erschließen“, sagt Nadine Mattes: „Dazu haben wir ein Bündel an Maßnahmen für Unternehmen, Beschäftigte und Arbeitssuchende bereit, zum Beispiel attraktive Förderangebote zur Qualifizierung und Weiterbildung über das Qualifizierungschancengesetz sowie über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz“. Im Rahmen dessen wurden im Jahr 2023 insgesamt 10,3 Millionen Euro für die Weiterbildung verwendet, wovon 4,3 Millionen Euro auf die Qualifizierung von Beschäftigten und 2,6 Millionen Euro auf die Qualifizierung von Arbeitslosen/Arbeitssuchenden entfielen. Gefördert wurden u. a. abschlussorientierte Weiterbildungen in der Pflege, dem Handwerk, der Logistik und dem Hotel- und Gaststättengewerbe, wo die Nachfrage nach Fachkräften besonders hoch ist. „Außerdem haben wir die lebensbegleitende Berufsberatung ausgebaut, die Jugendliche, Arbeitssuchende und Beschäftigte in jeder Phase der beruflichen Orientierung unterstützt, die Arbeitgeberarbeit verstärkt und Informationsangebote am Übergang von Schule und Beruf ausgebaut“, erklärt Nadine Mattes. „Um die vielfachen Möglichkeiten und Perspektiven von Qualifizierung aufzuzeigen, haben wir unser neues Job- und Karriereevent „Zukunftstreffer “ erstmalig in 2023 durchgeführt. Zusätzlich hat das unter der Schirmherrschaft des Fußballverbandes Rheinland stehende Netzwerk eine eigene Homepage ins Leben gerufen (www.zukunftstreffer.de), damit regionale Bildungsangebote vernetzt und weiterentwickelt werden können.“ Seit 01.01.2024 ist das Nationale Portal für berufliche Weiterbildung „mein NOW“ online, das als zentrales Medium landes- und bundesweite Angebote für berufliche Weiterbildung bündelt. Personalbedarfe künftig auch zum Beispiel durch Menschen mit Migrationshintergrund – trotz zum Teil noch nicht ausreichender Deutschkenntnisse - zu decken, werde 2024 ebenfalls zum Beratungsangebot der Agentur für Arbeit gehören. Der Ausbau unseres Dienstleistungsangebotes und eine höhere Inanspruchnahme unserer Online-Angebote und -services stehen ebenfalls auf dem Programm, sagt Nadine Mattes: „Hier haben wir im Oktober 2023 mit der Einführung des Kundencenters bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan.“
Die Prognose für die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes in 2024 ist verhalten. Heribert Wilhelmi erklärt: „Solange das Ausmaß der Unsicherheiten und der Belastungen für Arbeitgeber sowie die Flaute der deutschen Wirtschaft weiterhin anhalten, wird auch der bisher robuste regionale Arbeitsmarkt nicht verschont bleiben. Zunächst gehe ich davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten ansteigen wird, wenngleich viele Unternehmen ihre eingearbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten bzw. wiedereinstellen möchten. Insgesamt rechne ich mit einem weiteren Anstieg der Erwerbslosigkeit. Nach der Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dürfte dieser jedoch moderat ausfallen, während die Beschäftigung sogar noch leicht wächst.“