Fluchtmigration lässt Arbeitslosigkeit steigen

Der Arbeitsmarkt im Juni

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 44

Im Juni waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm 7 485 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 584 Personen oder 8,5 Prozent mehr als vor vier Wochen. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 1 575 oder 17,4 Prozent weniger. So kletterte die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,9 Prozent. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit erklärt sich durch den Übergang geflüchteter Menschen aus der Ukraine, die seit Anfang Juni von den Jobcentern betreut werden“, berichtet Nicole Schwab, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Ulm. „Im Bereich der Arbeitslosenversicherung, also bei den Arbeitsagenturen ging die Arbeitslosigkeit saisonal üblich zurück“, erläutert Schwab weiter.
Am regionalen Stellenmarkt zeigte sich auch im Juni und trotz der derzeitig wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten eine große Personalnachfrage. Wenn gleich die Gesamtzahl offener Arbeitsstellen minimal rückläufig war, so meldeten regionale Arbeitgeber mehr neue Stellen als vor vier Wochen. „Dass geflüchtete Menschen für einen raschen Ausgleich dieses Personalbedarfs sorgen können, ist kaum zu erwarten. Ziel sollte es sein, diesen Menschen aus der Ukraine eine ausbildungsadäquate und nachhaltige Integration zu ermöglichen, wofür unter anderem Sprachkurse, Kinderbetreuungsmöglichkeiten und die Anerkennung von Berufsabschlüssen nötig sind“, fasst Nicole Schwab zusammen.

Arbeitslosigkeit
In der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) waren 3 733 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 49 oder 1,3 Prozent weniger als im Mai und 1 335 oder 26,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Grundsicherung (Jobcenter) stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat auf 3 752 Menschen, 633 Personen oder 20,3 Prozent mehr als im Mai. Zum Vorjahr waren es 240 Frauen und Männer oder 6,0 Prozent weniger.
Im Berichtsmonat nahm die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen weiter ab. Länger als 12 Monate arbeitslos waren 1 796 Frauen und Männer, 44 Personen oder 2,4 Prozent weniger als im Mai. Zum Vorjahr nahm die Langzeitarbeitslosigkeit um 717 Personen oder 28,5 Prozent ab.

Fluchtmigration aus der Ukraine
Seit dem 1. Juni 2022 haben geflüchtete Menschen aus der Ukraine Anspruch auf Leistungen nach dem Zweiten bzw. Zwölften Sozialgesetzbuch (SGB II bzw. SGB XII). Somit werden leistungsberechtigte erwerbsfähige Geflüchtete und deren Familien von den Jobcentern betreut. Die Übernahme der Betreuung der Menschen, die zuvor Leistungen nach dem Asylbewerberleistung erhalten haben, stellt für die Jobcenter eine besondere Herausforderung dar. Dazu Nicole Schwab: „Die Kolleginnen und Kollegen der gemeinsamen Jobcenter der Arbeitsagentur mit der Stadt Ulm und dem Landkreis Alb-Donau sind gut vorbereitet. Sie beraten und unterstützen, wenn Geflüchtete bleiben wollen oder müssen.“
Für den Juni wurden 640 der geflüchteten Menschen aus der Ukraine statistisch als arbeitslos erfasst. Der Anteil an Frauen lag bei 80 Prozent, darunter waren drei von vier Frauen zwischen 25 und 55 Jahre alt.

Ausbildungsmarkt
Am regionalen Ausbildungsmarkt ist die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sehr hoch. Im Juni waren noch 1 888 Ausbildungsstellen unbesetzt, das waren 31,5 Prozent oder 452 Lehrstellen mehr als zur selben Zeit im Vorjahr. „Die Chancen, jetzt noch die passende Ausbildungsstelle zu finden, stehen besser denn je. Die Situation ist für Ausbildungssuchende günstig, um noch vor den Ferien einen Ausbildungsplatz klar zu machen“, so Schwab. „Und wer zuvor noch Praxiserfahrung sucht, surft am besten gleich auf praktikumswoche.de. Das lohnt sich.“

Stellenmarkt
Die Zahl aller gemeldeten offenen Arbeitsstellen ging im Juni geringfügig auf 5 886 Arbeitsangebote zurück. Das waren 33 Stellen oder 0,6 Prozent weniger als im Mai und 1 289 oder 28,0 Prozent mehr als im Juni vor einem Jahr. Die meisten offenen Stellen gab es neben den Personaldienstleistungen im Verarbeitenden Gewerbe, im Bereich freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen. Auch im Bau-, im Gastgewerbe und im Bereich Verkehr und Lagerei waren viele Stellen vakant.
Hingegen meldeten regionale Arbeitgeber 1 415 Stellenangebote neu und somit 74 oder 5,5 Prozent mehr als im Mai. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 57 oder 4,2 Prozent mehr neu gemeldete Stellen. Verstärkt auf Personalsuche waren vor allem die Personaldienstleistungen, das Bau- und Gastgewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.

Kurzarbeit
Für den Juni liegen vorläufige Daten bis zum 26. des Monats vor. Demnach zeigten in diesem Zeitraum 14 Betriebe für bis zu 229 Beschäftigte Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit Ulm an. Im Mai waren es Anzeigen von 28 Betrieben für bis zu 483 Beschäftigte. Mehrheitlich gaben die Betriebe weiterhin die Aus- und Nachwirkungen der Pandemie als Grund an. Ein Teil der eingehenden Anzeigen war auch durch bestehende Lieferkettenproblematiken und Materialknappheit begründet.
Für den Monat Dezember liegen nunmehr finale Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit vor. Im Ulmer Agenturbezirk rechneten 580 Betriebe für 4 700 Beschäftigte Kurzarbeitergeld ab. Hinsichtlich der Anzahl an Personen, für die Kurzarbeit abgerechnet wurde, sind für den November folgende Branchen besonders hervorzuheben: Die Metall- und Elektroindustrie (1 972 Beschäftigte, 46 Betriebe); das Gastgewerbe (757 Beschäftigte, 146 Betriebe); der Bereich sonstige Dienstleistungen und private Haushalte (418 Beschäftigte, 58 Betriebe) und der Handel (346 Beschäftigte, 106 Betriebe). Für die Monate Januar und Februar liegen statistische Hochrechnungen zur realisierten Kurzarbeit vor. Demnach haben im Januar 568 Betriebe für 4 604 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bei der Agentur für Arbeit Ulm abgerechnet. Im Februar waren es 578 Betriebe für 5 028 Beschäftigte.

Der Agenturbezirk im Landesvergleich
Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm nahm um 8,5 Prozent zu. So stieg die Arbeitslosenquote zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent. Unter den Agenturbezirken in Baden-Württemberg war Ulm erneut der Bezirk mit der niedrigsten Quote im Land. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote bei 2,9 Prozent. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg lag mit 3,5 Prozent 0,3 Prozentpunkte über dem Vormonatswert. Zum Vorjahr waren es 0,6 Prozentpunkte weniger. Die Arbeitslosigkeit im Land nahm um 7,2 Prozent zu.

Zu den Kreisen im Agenturbezirk
Biberach. Im Landkreis Biberach blieb die Arbeitslosenquote mit 1,9 Prozent unverändert. Im Jahr zuvor lag die Quote bei 2,5 Prozent. Mit 2 296 Frauen und Männern waren 24 oder 1,0 Prozent weniger Menschen arbeitslos als vor vier Wochen. Die Agentur für Arbeit in Biberach betreute 1 315 Menschen (minus 13), das Jobcenter des Landkreises Biberach betreute 981 Frauen und Männer (minus 11).

Alb-Donau-Kreis. 2 563 Menschen waren im Landkreis Alb-Donau arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (1 397, minus 21) oder das Jobcenter (1 166, plus 217) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das waren 196 Menschen oder 8,3 Prozent mehr als im Mai. Die Arbeitslosenquote legte um 0,2 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent zu. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,7 Prozent.

Ulm. Im Stadtgebiet Ulm waren 2 626 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 021, minus 15) und das Jobcenter (1 605, plus 427) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Die Arbeitslosigkeit klettert zum Vormonat um 412 Personen oder um 18,6 Prozent. Die Auswirkung auf die Arbeitslosenquote war entsprechend groß. Im Berichtsmonat lag die Quote bei 3,6 Prozent, das sind 0,6 Prozentpunkte mehr als im Mai und 0,4 Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr.