Zum Stichtag 30. September zieht die Agentur für Arbeit Ulm Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2021/2022. „Zusammengefasst kann man sagen, dass es mehr Ausbildungsstellen gab und auch mehr Ausbildungssuchende. Letztere jedoch keinesfalls ausreichend. Bis Ende September konnten 543 Ausbildungsstellen nicht vergeben werden und damit mehr als im Vorjahr“, berichtet Dr. Torsten Denkmann, Leiter der Agentur für Arbeit Ulm. „Betrachtet man die Entwicklung über die letzten Jahre hinweg, so ist eindeutig zu erkennen, dass sich die Schere zwischen Ausbildungsstellenangebot und -nachfrage immer weiter öffnet“, ergänzt der Agenturleiter und konkretisiert: „Für Ausbildungssuchende ist der Ausbildungsmarkt chancenreich wie nie zuvor. Hingegen spitzt sich die Situation für manch ein Ausbildungsbetrieb weiter zu. Denn wenn heute die Azubis fehlen, dann fehlen morgen die Fachkräfte.“
Erfreut sieht der Agenturleiter, dass nach zwei Jahren unter Pandemiebedingungen wieder verstärkt berufliche Orientierung an Schulen angeboten werden konnte: „Die Rückkehr der Berufsberatung an den Schulen vor Ort macht sich zweifelsohne positiv bemerkbar. Persönliche Beratungsgespräche und Unterrichtseinheiten zur Berufsorientierung wurden im zurückliegenden Schuljahr wieder verstärkt und freudig angenommen, von Schule und Schülern.“ Als Konsequenz haben mehr Schulabsolventen als im Vorjahr für die Ausbildungssuche die Berufsberatung in Anspruch genommen. Gleichzeitig nahm die Zahl der sogenannten unversorgten Bewerber ab. Also die Zahl derjenigen, die für die Zeit nach der Schule weder Ausbildungsstelle noch Alternative finden konnten.
Der Ausbildungsmarkt in Zahlen
Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden der Agentur für Arbeit Ulm insgesamt 4 091 Ausbildungsstellen gemeldet, 72 oder 1,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig nahmen 2 548 Bewerberinnen und Bewerber die Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur bei der Ausbildungsplatzsuche in Anspruch, 248 oder 10,8 Prozent mehr als im Vorjahr. In Relation kamen 1,61 Ausbildungsstellen auf jeden Bewerber.
543 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt, 46 oder 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Je mehr Angebot und Nachfrage auseinanderdriften, desto wichtiger wird es, allen Bewerben eine Chance zu ermöglichen. Auch wenn sie auf den ersten Blick als weniger geeignet erscheinen“, sagt Denkmann. Um Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren können nicht nur Auszubildende unterstützt werden, sondern auch Ausbildungsbetriebe. Beispielsweise durch die Assistierte Ausbildung, womit eine professionelle Begleitung des gesamten Ausbildungsprozesses ermöglicht werden kann.
38 Bewerber waren zum Stichtag noch unversorgt, vier oder 9,5 Prozent weniger als im Jahr davor. Auch wenn die Aussichten auf den Wunschberuf im Wunschunternehmen größer seien als je zuvor, bleibe es weiterhin wichtig, Alternativen bei der Berufswahl zu entwickeln, so der Agenturleiter. „Es ist immer ratsam mehr als ein Eisen im Feuer zu haben, egal wie die Lage am Ausbildungsmarkt ist“, weiß der Agenturleiter und empfiehlt jungen Menschen hinsichtlich ihrer Berufswahl frühzeitig mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit zu sprechen.
Die beliebtesten Ausbildungsberufe
Abgesehen von der Reihenfolge ändern sich die Berufswünsche junger Menschen seit Jahren kaum. Jungen wollen Kfz-Mechatroniker (Vorjahr Rang 2) oder Industriemechaniker (Vorjahr Rang 1) werden. Auf Rang 3 hat sich der Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik (Vorjahr Rang 9) an Stelle des Fachinformatikers Systemintegration geschoben.
Bei den jungen Frauen stehen wie im Vorjahr die Berufe Medizinische Fachangestellte und Kauffrau für Büromanagement auf Rang 1 und 2. Der Beruf Verkäuferin (Vorjahr Rang 5) löst die Industriekauffrau auf Listenplatz 3 ab.
Von den 543 unbesetzten Ausbildungsstellen fielen die meisten auf die Berufe Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Medizinische Fachangestellte/r und Verkäufer/in. Im Vorjahr waren es die Berufe Verkäufer/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel und Bäckereifachverkäufer/in.