Im ersten Monat des Jahres stieg die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm um 0,2 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent an. Zum Vorjahr entsprach das ebenfalls einem Plus um 0,2 Prozentpunkte. Die Arbeitslosigkeit kletterte um 717 Personen oder 8,9 Prozent auf 8 774 arbeitslose Menschen. Zum Jahr davor waren das 11,1 Prozent oder 880 arbeitslose Menschen mehr. Am regionalen Stellenmarkt nahm die Arbeitskräftenachfrage ab. Der Stellenbestand ging um 5,7 Prozent zurück auf 4 999 offene Arbeitsangebote.
Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm fasst zusammen: „Saisonale Effekte wie vorübergehende Freistellungen in witterungsabhängigen Branchen oder zum Jahreswechsel endende Arbeitsverträge sind Gründe dafür, warum ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu Jahresbeginn, auch in dieser Intensität nicht ungewöhnlich ist.“ Zum Vergleich: Im Januar der Jahre 2018 bis 2020 lag die Zunahme der Arbeitslosigkeit nach dem Jahreswechsel jeweils bei über zehn Prozent. Für den Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr sieht der Agenturleiter vorwiegend die Fluchtmigration als ausschlaggebend. „Der Aufwuchs zeichnete sich wesentlich bei Personen ausländischer Herkunft sowie bei Frauen ab und ein Großteil der geflüchteten Menschen aus der Ukraine sind Frauen“, berichtet Denkmann. Saisonal typisch sei es auch, dass von Seiten regionaler Arbeitgeber weniger Arbeitsstellen gemeldet werden. Dennoch behält Denkmann auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Blick: „Neben den saisonalen Gründen bremsen nach wie vor auch wirtschaftliche Unwägbarkeiten die Dynamik am Arbeitsmarkt ab. Hohe Energiekosten, Inflationen und Materialengpässe sorgen weiterhin für angespannte Rahmenbedingungen, regionale Arbeitgeber agieren mit Bedacht. Kurz: die Personalnachfrage ging zurück, jedoch auf hohem Niveau.“
Arbeitslosigkeit
Mit Blick auf die Rechtskreise nahm die Arbeitslosigkeit sowohl bei der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) als auch bei der Grundsicherung (Jobcenter) zu. Bei der Agentur für Arbeit Ulm waren 4 163 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 468 oder 12,7 Prozent mehr als im Dezember, jedoch 343 oder 7,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der bei den Jobcentern im Agenturbezirk arbeitslos gemeldeten Menschen stieg auf 4 611 an. Zum Dezember waren das 249 Personen oder 5,7 Prozent und zum Vorjahr 1 223 Frauen und Männer oder 36,1 Prozent mehr.
Über beide Rechtskreise hinweg waren 3 933 Menschen ausländischer Herkunft arbeitslos gemeldet. Das waren 324 Frauen und Männer oder 9,0 Prozent mehr als im Dezember und 1 216 oder 44,8 Prozent mehr als vor zwölf Monaten.
Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren nahm die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 8,8 Prozent zu, was ein Plus von 63 Personen entsprach. Zum Vorjahr waren es 93 oder 13,6 Prozent mehr arbeitslose junge Frauen und Männer. Die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen lag im Berichtsmonat bei 2,2 Prozent und somit um 0,2 Prozentpunkte über dem Vormonats- und 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
Bewegungsdaten
Arbeitslosigkeit ist eine statistische aber keine statische Größe. Das verdeutlichen die Zu- und Abgänge arbeitsloser Menschen. Im Januar lag die Zahl an Zugängen bei 2 514 Personen. Das waren 153 oder 6,5 Prozent mehr als im Dezember und 253 oder 11,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf der anderen Seite lag die Zahl der Abgänge bei 1 794 Frauen und Männern. Das waren 390 Personen oder 17,9 Prozent weniger als vor vier Wochen und zum Vorjahr ein Plus um 15 oder 0,8 Prozent. „Beispielsweise werden Einstellungen je nach Branche auch aus witterungsbedingten Gründen verschoben“, ergänzt Denkmann.
Fluchtmigration aus der Ukraine
Seit dem 1. Juni 2022 haben geflüchtete Menschen aus der Ukraine Anspruch auf Leistungen nach dem Zweiten bzw. Zwölften Sozialgesetzbuch (SGB II bzw. SGB XII) und werden durch die regionalen Jobcenter betreut. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm sind das die Jobcenter Ulm, Alb-Donau und Biberach. Dort waren im Januar 2 941 (plus 67 zum Vormonat) erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Davon waren 2 063 (plus 90 zum Vormonat) arbeitsuchend und davon wiederum 1 186 (plus 91 zum Vormonat) arbeitslos.
Stellenmarkt
Regionale Arbeitgeber meldeten mit 868 neuen Stellenangeboten 273 oder 23,9 Prozent weniger als im Dezember und 220 oder 20,2 Prozent weniger als im Januar des letzten Jahres. So ging auch der Stellenbestand zurück. Zum Dezember sank die Zahl offener Arbeitsangebote um 300 oder 5,7 Prozent auf 4 999 Vakanzen ab. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von 57 Stellen oder 1,2 Prozent. Die meisten offenen Stellen gab es neben den Personaldienstleistungen im Bereich freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen, im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen.
„Auch wenn weniger neue Arbeitsstellen gemeldet wurden, ist der Personalbedarf insgesamt auf hohem Niveau. Arbeitsagentur und Jobcenter werden auch im neuen Jahr viel in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen investieren. So unterstützen wir Unternehmen bei der Deckung ihres Personalbedarfs und verhelfen Arbeitsuchenden zielgerichtet zu den am Arbeitsmarkt erforderlichen Kompetenzen“, betont Denkmann.
Kurzarbeit
Vorläufige Daten für den Dezember liegen bis zum 25. des Monats vor. Demnach zeigten in diesem Zeitraum 22 Betriebe für bis zu 483 Beschäftigte Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit Ulm an. Im Dezember waren es 22 Betriebe die für bis zu 217 Beschäftigte Kurzarbeit anzeigten. Als Gründe gaben Betriebe vorwiegend Material- und Lieferengpässe, Rohstoffmangel und Folgen der Ukrainekrise an.
Für den Monat Juli liegen nunmehr finale Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit vor. Im Ulmer Agenturbezirk rechneten 55 Betriebe für 626 Beschäftigte Kurzarbeitergeld ab.
Der Agenturbezirk im Landesvergleich
Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm stieg im Januar um 0,2 Punkte auf 2,8 Prozent. Unter den Agenturbezirken in Baden-Württemberg ist das weiterhin der niedrigste Wert und der einzige unter der Drei-Prozent-Marke. Im Januar des vergangenen Jahres lag die Quote im Ulmer Agenturbezirk bei 2,6 Prozent.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Land kletterte um 0,3 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote in Baden-Württemberg bei 3,6 Prozent.
Zu den Kreisen im Agenturbezirk
Biberach. Im Landkreis Biberach stieg die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent. Unter den Kreisen in Baden-Württemberg ist das weiterhin die niedrigste Quote. Vor einem Jahr lag diese für den Landkreis Biberach bei 2,2 Prozent. Mit 2 863 Frauen und Männern waren 279 oder 10,8 Prozent mehr Menschen arbeitslos als vor vier Wochen. Die Agentur für Arbeit in Biberach betreute 1 423 Menschen (plus 163), das Jobcenter des Landkreises Biberach betreute 1 440 Frauen und Männer (plus 116).
Alb-Donau-Kreis. 3 107 Menschen waren arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (1 536) oder das Jobcenter (1 571) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das sind 201 Menschen oder 6,9 Prozent mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit weist der Alb-Donau-Kreis, gemeinsam mit dem Landkreis Ravensburg, die zweitniedrigste Arbeitslosenquote unter den Kreisen im Land auf. Im Vorjahr lag die Quote bei 2,4 Prozent.
Ulm. Im Stadtgebiet Ulm waren 2 804 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 204) und das Jobcenter (1 600) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Somit stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 237 Personen oder um 9,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,9 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als vor vier Wochen und 0,4 mehr als vor einem Jahr. Somit blieb Ulm von insgesamt neun Stadtkreise im Land der einzige unter der Vier-Prozent-Marke.