Die Themen Fach- und Arbeitskräftegewinnung stellen Unternehmen und Betriebe vor neue und große Herausforderungen. Trotz der krisengeprägten wirtschaftlichen Lage ist der Personalbedarf am regionalen Arbeitsmarkt durchgängig auf hohem Niveau. Insofern kam das Veranstaltungsangebot des Fachkräftebündnisses Ulm/Oberschwaben unter dem Motto „Personalgewinnung – mal anders!“ zur rechten Zeit und sorgte für ein entsprechend großes Interesse seitens regionaler Arbeitgeber. Bereits anderthalb Wochen vor Anmeldeschluss war die Veranstaltung ausgebucht und das Berufsinformationszentrum der Ulmer Arbeitsagentur am 25. Mai mit gut 50 Gästen auch gut besucht. Ziel dieser Veranstaltung war es, den anwesenden Personalverantwortlichen mittels drei verschiedener Themenräume neue Wege aufzuzeigen, um Personen aus alternativen Zielgruppen als Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen.
Nach dem Auftakt durch Key Note Speaker Werner „Tiki“ Küstenmacher konnten die Gäste im Anschluss an zwei der drei angebotenen Themenräumen teilnehmen. Die Titel der angebotenen Workshops waren Programm und boten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen angemessenen Rahmen für einen vertrauensvollen Austausch untereinander. Der Themenraum (1) beschäftigte sich mit „Internationals im Inland – Potenziale und Möglichkeiten“, im Themenraum (2) ging es darum, „Ausbildung und Umschulung zeitlich flexibel gestalten“ und Themenraum (3) befasste sich mit der Idee „Auf den zweiten Blick die erste Wahl“. Am Ende der Veranstaltung waren die Gäste dazu eingeladen, in lockerer Atmosphäre Kontakte zu pflegen oder neue zu knüpfen und Erfahrungswerte untereinander auszutauschen.
Stimmen von den an der Veranstaltung beteiligten Partnern des Fachkräftebündnisses Ulm/Oberschwaben:
Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm:
„Demografie, Arbeitswelt 4.0 oder Dekarbonisierung. In dieser, durch massive Wandel geprägte Zeit wird es immer wichtiger, bei der Personalsuche über den gewohnten Tellerrand hinauszublicken. So verfügen etwa viele Menschen über wertvolle Fähigkeiten und Qualifikationen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht als erste Wahl erscheinen oder gar einer Zielgruppe zugehörig sind, die bislang außerhalb der üblichen Suchraster lag. In- wie ausländische Potentiale abzuschöpfen heißt in der heutigen Zeit verstärkt in Alternativen zu denken und zu handeln. Um hierbei brauchbare Ideen zu entwickeln, haben wir mit der Veranstaltung nun einen ersten Aufschlag gemacht. Umso mehr freut es mich, dass der heutige Tag unter den Gästen so viel Anklang fand.“
Petra Engstler-Karrasch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm:
„Deutschland gehen perspektivisch die Arbeits- und Fachkräfte aus, das spüren die Unternehmen in unserer Region bereits heute deutlich. Umso mehr gilt es jetzt tat-sächlich alle vorhandenen Potenziale als solche zu erkennen, erfolgreich in den regionalen Arbeitsmarkt zu integrieren und für ihren Beitrag wertzuschätzen. Manch-mal bedeutet das auch einen Schritt in bisher „unbekanntes Terrain“ zu wagen, und beispielsweise eine Einstiegsqualifikation oder Teilzeitausbildung anzubieten. Ich wünsche unseren Unternehmern den nötigen Mut und die Zuversicht für diesen und andere erste Schritte – davon lebt unsere Wirtschaft. Unterstützungsangebote wie diejenigen, die heute dargestellt wurden, dürfen exzessiv genutzt werden.“
Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm:
„Auf dem Arbeitsmarkt werden 2030 zehnmal mehr Gesellen, Meisterinnen und Techniker als Akademiker fehlen. Das wird eine Herausforderung für unsere Gesellschaft: Kunden müssen mit längeren Wartezeiten für Handwerksleistungen rechnen und auch die Preise werden dadurch steigen. Um den weiter steigenden Fachkräftebedarf in unseren Betrieben zu bedienen, müssen wir an verschiedenen Stellschrauben drehen. Wir brauchen zum Beispiel eine attraktive, zeitgemäße duale Ausbildung, die junge Menschen anspricht. Wir brauchen aber auch ein verbessertes Zuwanderungsgesetz. Handwerksbetriebe sind immer mehr auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Unsere Zuwanderungsverfahren müssen deshalb entbürokratisiert und schneller werden und die Berufsanerkennung ausländischer Abschlüsse und das Bleiberecht müssen einfacher funktionieren.“
Götz Maier, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall Ulm:
„Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist in aller Munde. Er betrifft den Großteil der Betriebe und begrenzt bereits das Wachstumspotenzial der Unternehmen. Hierbei lohnt es sich für Arbeitgeber, wie auch potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Blick zu weiten. Damit rücken – auch dank verschiedener Förderprogramme – Beschäftigtengruppen mehr in den Fokus, an die man als Arbeitgeber bisher weniger gedacht hat. Dies gilt beispielsweise auch für die Anerkennung von Qualifikationen, die im Ausland erlangt wurden. Ziel dieser Veranstaltung war es, den Arbeitgebern neue Wege der Personalgewinnung aufzuzeigen. Gerade die dort ausgetauschten Erfahrungen anderer Unternehmen können Mut machen, diese neuen Wege ebenfalls zu versuchen.“
Heiner Scheffold, Landrat des Alb-Donau-Kreises:
„Für unsere prosperierende Region ist es enorm wichtig, dass wir weiterhin auf qualifizierte Fachkräfte bauen können. Nur so kann es uns gemeinsam gelingen, wichtige Zukunftsaufgaben wie die Verkehrswende, den Ausbau der Erneuerbaren Energien oder die Digitalisierung voranzutreiben und den Alb-Donau-Kreis als Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln. Wir sorgen dafür, dass sowohl Unternehmen als auch die gesuchten Fachkräfte bei uns im Landkreis sehr gute Standortfaktoren sowie eine hervorragende Lebensqualität vorfinden. Darüber hinaus ist es wichtig, neue Wege in der Personalakquise zu gehen – dazu hat die aktuelle Veranstaltung spannende Impulse gegeben. Und über den kürzlich abgeschlossenen „Pakt für berufliche Bildung“ haben wir uns gemeinsam mit den weiteren Akteuren verpflichtet, die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte in der Region zu stärken.“
Daniela Ackermann, stellvertretende Geschäftsführerin Jobcenter Ulm:
„Für mich war es absolut positiv, dass der Themenraum 3 auf reges Interesse stieß. Denn geht es grundsätzlich um Arbeitskräftegewinnung, so bedeutet das auch, das Potential langzeitarbeitsloser Frauen und Männer ernsthaft in den Blick zu nehmen und diesen Menschen eine echte Chance zu bieten. Zu entdecken gibt es die verschiedensten Portfolios an Kompetenzen und Qualifikationen, teils auch über Fachkräfteniveau hinaus. Es kann sich für Unternehmen und Betriebe durchaus lohnen, bei der Personalauswahl neue Wege zu gehen und genauer hinzuschauen, wenn sich langzeitarbeitslose Menschen bewerben. Am besten ist es dann, sich zusätzlich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.“