9 713 Menschen waren im August im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm arbeitslos gemeldet, 1 009 oder 11,6 Prozent mehr als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr war das eine Zunahme um 1 401 Personen oder 16,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,7 Prozent. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist – auch in diesem Umfang- saisonal nicht unüblich. Vor allem Schulabgänger und Ausbildungsabsolventen melden sich vorübergehend arbeitslos“, erklärt Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm. So stieg die Zahl der arbeitslosen jungen Erwachsenen unter 25 Jahren zum Vormonat um 400 oder 42,5 Prozent an. Am Stellenmarkt meldeten regionale Arbeitgeber mit 927 Arbeitsangeboten 86 Stellen weniger als vor vier Wochen. Der Bestand nahm ebenfalls leicht ab, so dass im August mit 4 396 offenen Arbeitsstellen 19 weniger als im Vormonat zu verzeichnen waren. Laut Denkmann bereitet ihm die gestiegene Arbeitslosigkeit und der leichte Rückgang bei Stellenbestand und Stellenzugang aber kein Kopfzerbrechen, auch wenn sich die saisonalen Effekte zum Teil stärker ausprägen: „Unser Arbeitsmarkt bleibt stabil auf hohem Niveau“.
Ausbildungsmarkt
Im August gab es noch 1 381 offene Ausbildungsstellen, von insgesamt 3 791 von den regionalen Ausbildungsbetrieben gemeldeten Stellen. Dies sind 8,7 Prozent weniger unbesetzte Lehrstellen als im August 2022. Dem gegenüber gab es noch 314 Bewerber, die bisher keine Ausbildungsstelle oder eine entsprechende Alternative finden konnten. Im Vergleich zum Vorjahr sind derzeit 7,1 Prozent weniger Jugendliche ohne Lehrstelle. Für Personen, die bisher keinen Ausbildungsplatz finden konnten, bestehen damit noch gute Chancen auch jetzt noch mit einer Bewerbung erfolgreich zu sein. Auf Seiten der Jugendlichen meldeten sich insgesamt 2 269 Ausbildungssuchende bei der Agentur für Arbeit, um gemeinsam mit der Berufsberatung nach einem passenden Ausbildungsplatz zu suchen.
Die noch offenen Ausbildungsstellen bieten ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen. „Gerade mit Blick auf die Sicherung von Fach- und Arbeitskräften, ist es wünschenswert, einerseits auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, die in einer ersten Auswahlrunde vielleicht keine Chance auf eine Ausbildungsstelle gehabt hätten und andererseits die Jugendlichen, die im eigenen Unternehmen ihre Ausbildung absolviert haben, auch im Anschluss daran zu übernehmen “, bemerkt Dr. Torsten Denkmann.
Arbeitslosigkeit
Mit Blick auf die beiden Rechtskreise nahm die Arbeitslosigkeit sowohl bei der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) als auch bei der Grundsicherung (Jobcenter) zu. Bei der Agentur für Arbeit Ulm waren 4 516 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 518 oder 13,0 Prozent mehr als im Juli und 163 oder 3,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der bei den Jobcentern im Agenturbezirk arbeitslos gemeldeten Menschen stieg zum Vormonat um 491 Personen oder 10,4 Prozent auf 5 197 Personen. Zum Vorjahr waren es 1 238 Frauen und Männer oder 31,3 Prozent weniger.
Personengruppen
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit zeigte sich über alle Personengruppen. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit am stärksten. Im August waren 1 342 junge Frauen und Männer arbeitslos, 400 Personen oder 42,5 Prozent mehr als im Juli. Der Anstieg zum Vorjahr um 282 Personen oder 26,6 Prozent lässt sich unter anderem auf die Fluchtmigration zurückführen. Die Arbeitslosenquote stieg um 1,1 Punkte auf 3,7 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 3,0 Prozent.
Zugenommen hat auch die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen. Im Juli waren insgesamt 2 137 Frauen und Männer länger als 12 Monate arbeitslos. Das waren 97 Personen oder 4,8 Prozent mehr als im Juli und 383 Personen oder 21,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Betrachtet man die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen getrennt nach Rechtskreisen, kann im Rechtskreis SGB III ein leichter Rückgang festgestellt werden (374 Personen, im Vergleich zum Vormonat minus 18), im Rechtskreis SGB II stieg die Anzahl jedoch an (1 763 Personen, 115 mehr als im Vormonat).
Bewegungsdaten
Unter die Bewegungsdaten fallen auch die Zu- und Abgänge aus der Erwerbstätigkeit. Im August mussten 1 036 Personen ihre Arbeitsstelle aufgeben, 173 oder 20,0 Prozent mehr als im Juli. Die Zahl der Menschen, die eine neue Arbeit aufnehmen konnten, lag bei 657 Personen. Das waren 5 oder 0,8 Prozent weniger als im Vormonat.
Fluchtmigration aus der Ukraine
Geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden seit dem 1. Juni 2022 durch die regionalen Jobcenter betreut. Insgesamt waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm 3 186 (plus 32 zum Vormonat) erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Davon waren 2 425 (plus 73 zum Vormonat) arbeitsuchend und davon wiederum 1 405 (plus 234 zum Vormonat) arbeitslos.
Stellenmarkt
Regionale Arbeitgeber meldeten 927 Stellenangebote neu, das waren 86 oder 8,5 Prozent weniger als im Vormonat und 449 oder 32,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Kumuliert seit Jahresbeginn waren es 8 427 Stellenneumeldungen, 3 052 oder 26,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl aller offenen Arbeitsangebote ging leicht zurück. Der Stellenbestand lag bei 4 396 Vakanzen, 19 oder 0,4 Prozent weniger als vor vier Wochen und 1 588 oder 26,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Neue Stellen meldeten verstärkt der Bereich freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen, der Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz und das Gastgewerbe.
Der Agenturbezirk im Landesvergleich
Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm lag im Juli mit 3,1 Prozent 0,3 Prozentpunkte über dem Vormonatswert. Unter den Agenturbezirken in Baden-Württemberg ist das weiterhin der niedrigste Wert. Im August des letzten Jahres lag die Quote bei 2,7 Prozent.
In Baden-Württemberg stieg die Arbeitslosenquote ebenfalls leicht um 0,3 Punkte auf 4,1 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
Zu den Kreisen im Agenturbezirk
Biberach. Im Landkreis Biberach stieg die Arbeitslosenquote um 0,3 Punkte auf 2,7 Prozent. Unter den Kreisen in Baden-Württemberg ist das der niedrigste Wert und einer von drei Landkreisen unter der 3 Prozent Marke. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,2 Prozent. Mit 3 198 Frauen und Männern waren 317 oder 11,0 Prozent mehr Menschen arbeitslos als vor vier Wochen. Die Agentur für Arbeit in Biberach betreute 1 560 Menschen (plus 210), das Jobcenter des Landkreises Biberach betreute 1 638 Frauen und Männer (plus 107).
Alb-Donau-Kreis. 3 346 Menschen waren arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (1 701) oder das Jobcenter (1 645) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das sind 317 Menschen oder 10,5 Prozent mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote ging um 0,3 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent nach oben. Der Alb-Donau-Kreis wies damit die zweitniedrigste Arbeitslosenquote unter den Kreisen im Land auf. Die Vorjahresquote lag bei 2,5 Prozent.
Ulm. Im Stadtgebiet Ulm waren 3 169 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 255) und das Jobcenter (1 914) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Somit stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 375 Personen oder um 13,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote wuchs um 0,5 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 3,9 Prozent. Ulm ist damit der Stadtkreis im Land mit der geringsten Arbeitslosenquote.