Am 8. März wird der Weltfrauentag gefeiert. Dabei gehen die Wurzeln des Internationalen Frauentages über einhundert Jahre in die Vergangenheit zurück. Denkt man beispielsweise an das Wahlrecht für Frauen oder an die Emanzipation von Arbeiterinnen, so hat sich bis heute vieles getan. Zurück in der Gegenwart scheint es inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein, dass Frauen wie Männer im Berufsleben stehen. Doch passen Familie und Beruf heute besser unter einen Hut als früher? Immerhin herrscht am Arbeitsmarkt ein großer Fachkräftebedarf, nicht zuletzt, da der demografische Wandel zunehmend spürbar wird. Die Zahlen verraten, dass knapp 45 Prozent aller Beschäftigten im Ulmer Agenturbezirk Frauen sind. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Agenturbezirk Donauwörth, wozu der Landkreis Neu-Ulm zählt. Ein nahezu ein ausgeglichenes Verhältnis also, könnte man meinen.
Doch bereits eine statistische Ebene tiefer kommt ein anderes Bild zum Vorschein. Von allen Vollzeitbeschäftigten sind nur noch 31,4 Prozent Frauen und bei den Teilzeitbeschäftigten liegt der Frauenanteil bei imposanten 81,9 Prozent. Weiter ist auffällig, dass der Frauenanteil bei den ausschließlich geringfügigen Beschäftigten mit über 60 Prozent ebenfalls sehr hoch liegt. „Es sind überwiegend Frauen, die die Kinderbetreuung und -erziehung oder auch eine häusliche Pflegetätigkeit übernehmen. Da bleibt keine Zeit für einen Vollzeitjob“, betont Constanze Abendroth, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Ulm. „Viele von Ihnen stehen in keinem offiziellen Arbeitsverhältnis und werden von der Arbeitsmarktstatistik nicht erfasst. Wir nennen sie die stille Reserve“, fährt Abendroth fort und gibt an, das mit dieser Personengruppe ein vermutlich hohes, doch unbekanntes Potential für den Arbeitskräftebedarf schlummert.
So zählt die Arbeitsmarktstatistik für die Region der Ulmer Arbeitsagentur 346 817 Menschen im erwerbsfähigen Alter, also Frauen und Männer von 15 bis unter 65 Jahren. Hingegen besagt die Beschäftigtenstatistik, dass in derselben Region 251 815 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und 33 520 Menschen ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Aktuell sind 12 570 Menschen unterbeschäftigt, also arbeitslos oder aus anderem Grund dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehend. Ein Zahlenspiel, woraus sich zwar nicht die tatsächliche Anzahl der stillen Reserve ergibt aber ein Potential umreißt, welches in Bezug auf den Personalbedarf am Arbeitsmarkt durchaus eine gewisse Wirkkraft entfalten könnte.
Im Grunde bleibt das Thema Erwerbstätigkeit natürlich eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss, zumindest sofern es die finanzielle Lage zulässt. Was aber, wenn der Wunsch eines beruflichen Wiedereinstiegs aufkeimt? Schließlich ist das, sofern es die familiären Umstände zulassen, gerade jetzt eine berechtigte Überlegung. Die meisten Menschen der stillen Reserve sind gut ausgebildet und am Arbeitsmarkt werden Fach- und Arbeitskräfte gesucht. Wenn es Realität werden soll, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, bieten die regionalen Arbeitsagenturen Frauen wie Männern eine konkrete Anlaufstelle zur Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg: Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt oder kurz, die BCA. Im Angebot enthalten sind auch Beratungen zu geförderten Umschulungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, um sich für den Arbeitsmarkt wieder fit zu machen. Das macht die Berufsberatung im Erwerbsleben.