Im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm ging die Arbeitslosigkeit leicht zurück. Mit 9 203 Frauen und Männer waren im Juni 74 Personen oder 0,8 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als im Mai. Zum Vorjahr waren das 730 arbeitslose Menschen oder 8,6 Prozent mehr. Die Arbeitslosenquote blieb wie im Vormonat bei 2,9 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,7 Prozent „Die schwache wirtschaftliche Entwicklung bremst die Dynamik am Arbeitsmarkt“, berichtet Dr. Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm. Neben dem positiven Aspekt, dass weniger Menschen ihre Arbeitsstelle verlieren, benennt Denkmann auch die Kehrseite einer geringeren Dynamik, dass auch weniger Arbeitslose einen neuen Job finden. „Die Arbeitgeber in der Region wissen um den Wert ihrer Angestellten und halten ihr Personal. Auch finden gut ausgebildete Fachkräfte, die einen Personalkörper qualitativ verstärken, nach wie vor schnell eine Arbeitsstelle. Was wir allerdings kaum noch sehen ist, dass Arbeitgeber aufgrund einer boomenden Auftragslage nahezu „blind“ einstellen. Das bedeutet, vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation: ohne ausreichende Qualifikation, wenig Einstellungschancen.“ So könne eine Art Mauereffekt entstehen, dass trotz hoher Personalnachfrage die Bewegungsdynamik am Arbeitsmarkt gering bleibt, so Denkmann weiter. In dieses Bild passt die Entwicklung am Stellenmarkt. Regionale Arbeitgeber meldeten mit 718 neuen Arbeitsangeboten 124 weniger als vor vier Wochen, gleichzeitig legte der Stellenbestand zu und wuchs um 169 Offerten auf insgesamt 3 968 Vakanzen an. Denkmann erinnert daran, dass bei fehlender Qualifikation Fördermöglichkeiten für Beschäftigte wie für Arbeitslose angeboten werden können.
Arbeitslosigkeit
Mit Blick auf die beiden Rechtskreise nahm die Arbeitslosigkeit bei der Arbeitslosenversicherung (Arbeitsagentur) zu, bei der Grundsicherung (Jobcenter) ab. Bei der Agentur für Arbeit Ulm waren 4.300 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 52 oder 1,2 Prozent mehr als im Mai und 538 oder 14,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der bei den Jobcentern im Agenturbezirk arbeitslos gemeldeten Menschen nahm zum Vormonat um 126 Personen oder um 2,5 Prozent auf 4.903 Personen ab. Zum Vorjahr war das ein Plus um 192 Frauen und Männer oder 4,1 Prozent.
Personengruppen
Abgesehen von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ging die Arbeitslosigkeit über nahezu alle Personengruppen zurück. Bei den Frauen und Männern unter 25 Jahren nahm die Arbeitslosigkeit um 17 Person oder um 1,8 Prozent auf 939 Personen leicht zu. Der prozentual stärkste Rückgang war bei den Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft zu beobachten. Hier waren mit 4 186 Frauen und Männern 89 Personen oder 2,1 Prozent weniger arbeitslos als vor einem Monat. Die Anzahl der Menschen, die länger als zwölf Monate arbeitslos waren, ging ebenfalls etwas zurück. Insgesamt waren es mit 2 417 zehn Personen oder 0,4 Prozent weniger als im Mai. „Die schwache wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auf die Arbeitslosigkeit aus. Insbesondere langzeitarbeitslose Menschen haben es derzeit besonders schwer, eine neue Beschäftigung zu finden. Umso erfreulicher ist es, dass die Langzeitarbeitslosigkeit auch im Juni etwas zurück ging“, unterstreicht Denkmann und erinnert, dass weiterhin Mittel zur Verfügung stünden, um Unternehmen und Betriebe zu unterstützen, die langzeitarbeitslosen Menschen eine Chance bieten. „Wir werden alles was möglich ist in die Waagschale werfen, um weiter einer sich verfestigende Langzeitarbeitslosigkeit entgegen zu wirken.“
Bewegungsdaten
Unter die Bewegungsdaten fallen auch die Zu- und Abgänge aus der Erwerbstätigkeit. Im Juni mussten 798 Frauen und Männer ihre Arbeitsstelle aufgeben, 65 oder 7,5 Prozent weniger als im Mai und 15 oder 1,8 Prozent weniger als im Juni vor einem Jahr. Die Zahl der Menschen, die eine neue Arbeit aufnehmen konnten, lag mit 652 Personen um 60 oder 8,4 Prozent unter dem Vormonatswert und um drei Personen oder 0,5 Prozent über dem Vorjahreswert.
Zwischenstand am Ausbildungsmarkt
Am regionalen Ausbildungsmarkt herrscht noch viel Bewegung. Von Oktober bis Juni haben regionale Ausbildungsbetriebe 4 039 Ausbildungsstellen gemeldet. Auf Seiten der Jugendlichen meldeten sich 2 479 Ausbildungssuchende bei der Agentur für Arbeit, um gemeinsam mit der Berufsberatung nach einem passenden Ausbildungsplatz zu suchen. „Wer nicht bei der Nacht der Ausbildung war, sollte den Tag für einen Gang zur Berufsberatung nutzen, um gemeinsam eine passende Ausbildungsstelle zu finden“, berichtet Denkmann humorvoll und gleichermaßen ernst: „Die Vielfalt der Ausbildungsberufe unserer regionalen Betriebe ist top. Da ist für jeden etwas Spannendes dabei und eine Lehre ist nie eine falsche Entscheidung.“
Fluchtmigration aus der Ukraine
Geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden seit dem 1. Juni 2022 durch die regionalen Jobcenter betreut. Insgesamt waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm 3 274 (minus acht zum Vormonat) erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Davon waren 2500 (minus 30 zum Vormonat) arbeitsuchend und davon wiederum 1 110 (minus 80 zum Vormonat) arbeitslos.
Stellenmarkt
Regionale Arbeitgeber meldeten mit 718 Stellenangeboten 124 oder 14,7 Prozent weniger als im Vormonat und 98 oder 12,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig wuchs der Stellenbestand an und umfasste mit 3 968 Vakanzen 169 oder 4,4 Prozent mehr Angebote als vor vier Wochen. Zum Vorjahr waren es 464 oder 10,5 Prozent weniger Stellenangebote. Insgesamt waren 81,3 Prozent der Arbeitsangebote auf Fachkraftniveau oder für höher Qualifizierte ausgeschrieben. Rein quantitativ war der Personalbedarf in den Bereichen Personalüberlassung, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen sowie im Verarbeitendem Gewerbe, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen am höchsten.
Der Agenturbezirk im Landesvergleich
Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm lag wie vor vier Wochen bei 2,9 Prozent. Unter den Agenturbezirken in Baden-Württemberg ist das die niedrigste Quote sowie die einzige unter der Drei-Prozent-Marke. Im Juni des letzten Jahres lag die Quote bei 2,7 Prozent.
In Baden-Württemberg änderte sich die Arbeitslosenquote zum Vormonat ebenfalls nicht und blieb bei 4,1 Prozent. Zum Vorjahr waren das 0,3 Prozentpunkte mehr.
Zu den Kreisen im Agenturbezirk
Biberach. Im Landkreis Biberach blieb die Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent. Unter den 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg ist das die niedrigste Arbeitslosenquote. Vor einem Jahr lag die Quote bei 2,3 Prozent. Mit 3 030 Frauen und Männern waren sieben oder 0,2 Prozent weniger Menschen arbeitslos als im vergangenen Monat. Die Agentur für Arbeit in Biberach betreute 1 500 Menschen (plus 32), das Jobcenter des Landkreises Biberach 1 530 Frauen und Männer (minus 39).
Alb-Donau-Kreis. 3 163 Menschen waren arbeitslos und über die Agentur für Arbeit (1 576) oder das Jobcenter (1 587) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das waren 55 Frauen und Männer oder 1,7 Prozent weniger als im Mai. Die Arbeitslosenquote blieb dennoch zum Vormonat unverändert bei 2,7 Prozent. Das ist die zweitniedrigste Quote in Baden-Württemberg. Im Vorjahr lag die Quote im Alb-Donau-Kreis bei 2,5 Prozent.
Ulm. Im Stadtgebiet Ulm waren 3 010 arbeitslose Menschen über die Arbeitsagentur (1 224) und das Jobcenter (1 786) auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Somit nahm die Arbeitslosigkeit um zwölf Personen oder um 0,4 Prozent ab. Dementsprechend blieb die Arbeitslosenquote bei 4,0 Prozent unverändert. Vor einem Jahr betrug die Quote 3,7 Prozent. Unter den neun Stadtkreisen im Land wies Ulm die niedrigste Arbeitslosenquote und die einzige unter dem Landesdurchschnitt aus. Mit jeweils 4,8 Prozent folgen die Stadtkreise Karlsruhe und Heidelberg.