- Arbeitslosigkeit fast wieder auf Vor-Corona-Niveau
- Kurzarbeit sichert weiterhin Beschäftigung
- Durch Erfassung ukrainischer Geflüchteter mehr Arbeitslose
- Konstante Arbeitskräftenachfrage der Betriebe
- Beschäftigtenzahl auf neuem Höchststand
Im vergangenen Jahr wirkten sich Herausforderungen wie Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine mit Energieengpässen und allgemeinen Kostensteigerungen sowie zum Teil auch Ausläufer der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt im Oldenburger Münsterland aus. Insgesamt stellte sich der Arbeitsmarkt aber weiter sehr robust dar. Die Arbeitslosenzahl ging trotz neu hinzu gekommenen ukrainischen Geflüchteten im Jahresdurchschnitt sogar deutlich zurück. Die Arbeitslosenquote lag mit 3,7 Prozent wieder auf Vor-Krisen-Niveau von 2019. Dazu hat auch der Einsatz von Kurzarbeitergeld beigetragen“, erläutert Tina Heliosch, Leiterin der Agentur für Arbeit Vechta.
Arbeitslosigkeit
Im Frühjahr setzte sich die Erholung des Arbeitsmarktes von den Auswirkungen der Corona-Pandemie weiter fort. Ab Juni wurden die ukrainischen Geflüchteten in den Jobcenter betreut und erfasst. Dadurch stieg die Arbeitslosenzahl bis August stark an und pendelte sich bis Jahresende wieder auf einem stabilen Niveau ein. Im Jahresdurchschnitt waren 7.011 Personen arbeitslos gemeldet. Das waren 693 bzw. 9,0% weniger als im Jahr 2021 und 275 bzw. 4,1% mehr als in 2019. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 3,7%, während sie im Vorjahr bei 4,1% und in 2019 ebenfalls bei 3,7% lag.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung enthält z.B. Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit. Sie fällt im Jahresdurchschnitt ebenfalls niedriger aus und lag bei 9.189 Personen, 649 weniger als im Vorjahr.
Während im ersten Halbjahr die Unterbeschäftigung deutlich zurück gegangen ist, stieg sie im zweiten Halbjahr unter anderem aufgrund der Teilnahme von ukrainischen Geflüchteten an Integrationskursen wieder an.
Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung
In den Zuständigkeitsbereichen der Agentur für Arbeit und der Jobcenter stellt sich die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in 2022 unterschiedlich dar. Während die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen bei der Agentur für Arbeit um 704 bzw. 20,0% auf 2.814 gesunken ist, blieb die Zahl bei den Jobcentern trotz der Erfassung ukrainischer Geflüchteter mit +11 bzw. +0,3% und insgesamt 4.197 nahezu konstant. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 fiel die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt bei der Agentur für Arbeit um 201 bzw. 6,7% niedriger und bei den Jobcentern um 476 bzw. 12,8% höher aus.
Kurzarbeit
Im Jahresverlauf gingen bei der Agentur für Arbeit Vechta insgesamt 514 Anzeigen für 7.610 Beschäftigte ein, 481 Anzeigen und 3.801 Beschäftigte weniger als im Vorjahr. Die meisten Anzeigen (150 für 1.789 Personen) gingen im Januar ein, der noch stark von den Corona-Auswirkungen (u.a. 61 Anzeigen für 480 Personen aus dem Gastgewerbe) betroffen war. Ab Februar sank die Anzeigenzahl deutlich und stabilisierte sich auf einem niedrigen Niveau. Erst im Herbst und Winter stieg die Zahl der Anzeigen saisonüblich wieder leicht an.
Ukrainische Geflüchtete
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einer starken Fluchtbewegung, insbesondere von Frauen mit Kindern, nach Europa geführt. Seit den 01. Juni 2022 werden erwerbsfähige ukrainische Geflüchtete bei den Jobcentern betreut. Zum Stichtag Dezember 2022 waren 721 ukrainische Geflüchtete arbeitslos gemeldet.
Arbeitskräftenachfrage
Die Arbeitskräftenachfrage war im Jahresverlauf konstant. Dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter wurden im vergangenem Jahr 8.053 neue Stellen zur Besetzung gemeldet. Das waren 1.616 bzw. 16,7% weniger als im Vorjahr und 1.223 bzw. 13,2% mehr als 2019. Die starke Nachfrage in 2021 war insbesondere auf Corona-bedingte Nachholeffekte zurückzuführen.
Der durchschnittliche Bestand an gemeldeten Stellen stieg auf 4.481. Das waren 71 bzw.1,6% mehr als im Vorjahr und 465 bzw. 11,6% mehr als 2019.
Entwicklung der Beschäftigung (Stand Juni 2022)
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Oldenburger Münsterland ist bis zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahr um 4.025 Personen bzw. 2,8% auf 149.662 gestiegen. Das waren 9.216 Personen bzw. 6,6% mehr als 2019. Nach Branchen betrachtet, gab es gegenüber dem Vorjahresquartal absolut die stärkste Zunahme im ‚Verarbeitenden Gewerbe‘ mit +1.266 oder +2,6%, darunter fallen 534 auf die ‚Metall-, Elektro- und Stahlindustrie‘, 517 auf die ‚Herstellung überwiegend häuslich konsumierter Güter‘ und 215 auf die ‚Herstellung von Vorleistungsgütern‘. Aber auch in vielen weiteren Branchen ist die Zahl der Beschäftigten gestiegen, wie beispielsweise im ‚Gesundheits- und Sozialwesen‘ +571 und im ‚Baubereich‘ +334. Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung im ‚Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden‘ (-158 oder -23,6%).
Arbeitslosenzahlen und –quoten in den Landkreisen im Jahresdurchschnitt
Arbeitslosenzahl | Veränderung gegenüber Vorjahr | Arbeitslosenquote | ||||
2022 | 2021 | 2020 | 2019 | |||
Agentur für Arbeit Vechta | 7.011 | -693 / -9,0% | 3,7% | 4,1% | 4,4% | 3,7% |
Landkreis Vechta / Hauptagentur | 2-995 | -289 / -8,8% | 3,4% | 3,7% | 4,3% | 3,4% |
Landkreis Cloppenburg | 4.016 | -404/ -9,1% | 3,9% | 4,4% | 4,5% | 3,9% |
davon: | ||||||
Geschäftsstelle Cloppenburg | 2.427 | -273 / -10,1% | 3,5% | 3,9% | 4,0% | 3,5% |
Geschäftsstelle Friesoythe | 1.721 | -131 / -7,6% | 4,9% | 5,4% | 5,5% | 4,7% |
Ausblick 2023
Entwicklung Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
Trotz Energiekrise und der zu erwartenden, leichten Rezession rechnet die Agentur für Arbeit Vechta auch im laufenden Jahr mit einem weitgehend stabilen Arbeitsmarkt im Oldenburger Münsterland. Die Arbeitslosigkeit wird sich im Jahresdurchschnitt etwa auf dem gleichen Niveau wie in 2022 bewegen. Die Beschäftigung wird voraussichtlich sogar weiter steigen, jedoch weniger stark als in den Vorjahren. Vieles hängt von der weiteren Entwicklung des Kriegs in der Ukraine und anderer möglicher Stressfaktoren für den Arbeitsmarkt, wie Lieferkettenengpässen etc. ab.
Arbeits- und Fachkräftesicherung
Vorherrschendes Thema für die Region ist bereits jetzt wieder der Arbeits- und Fachkräftemangel. Die Sicherung eines ausreichenden Erwerbspersonenpotenzials ist eine der großen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt für die nächsten Jahre. Die Unternehmen wollen einstellen, finden in vielen Branchen aber nicht genügend Arbeitskräfte. In Kombination mit dem demografischen Wandel, der Digitalisierung und den Transformationsprozessen auf dem Arbeitsmarkt verschärfen sich die Fachkräfteengpässe. Deshalb gilt es gemeinsam alle vorhandenen Potenziale zu nutzen und auszubauen. Das fängt an bei den Auszubildenden, geht weiter über die Erwerbsbeteiligung von Frauen, Chancen für Langzeitarbeitslose und Schwerbehinderte und reicht bis zur Zuwanderung.
Qualifizierung
Digitalisierung und Transformation auf dem Arbeitsmarkt betreffen Berufseinsteigende, Beschäftigte, Arbeitslose und die Unternehmen selbst. Entsprechend setzt die Agentur für Arbeit gemeinsam mit den Jobcentern auch in 2023 auf die Stärkung der Qualifizierung. Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter bieten in diesem Jahr neben der direkten Arbeits- und Ausbildungsvermittlung verstärkt weiter Unterstützung bei der beruflichen Orientierung sowie bei der Realisierung von Ausbildung und beruflichen Weiterbildung an. „Jede Arbeitskraft wird in der Region weiter gebraucht. Für die stärkere Nutzung beider Hebel - berufliche Ausbildung und Weiterbildung – sind gemeinsames Engagement, innovative Ideen und Kooperation gefragt. Deswegen setzt die Arbeitsagentur gemeinsam mit den Jobcentern auch in 2023 auf die Intensivierung der Netzwerkaktivitäten, um in der Region dem Arbeits- und Fachkräftemangel zu begegnen“, sagt Agentur-Leiterin Heliosch.
Ausbau digitale Angebote und Serviceleistungen
Digitale Arbeits- und Ausbildungssuche, Beratungsgespräche per Videokommunikation, online Beratungstermine buchen und Förderleistungen online beantragen: das alles ist schon möglich und die digitalen Angebote werden ständig weiterentwickelt. Neben den 24/7 nutzbaren digitalen Service- und Informationsangeboten legen Agentur für Arbeit und die Jobcenter den Schwerpunkt auf die terminierte, persönliche Beratung, die die Kundinnen und Kunden bezogen auf ihr Anliegen weiterbringt.