Im zurückliegenden Ausbildungsjahr wurden im Oldenburger Münsterland mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Trotz der Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der anhaltenden unsicheren Lage insgesamt bleibt das Ausbildungsstellenangebot der Betriebe stabil. Die Zahl der Ausbildungssuchenden ist gestiegen. Mehr als verdoppelt hat sich die Zahl der unversorgten Ausbildungssuchenden, also derjenigen, die keine passende Ausbildungsstelle fanden.
„Es ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, dass überwiegend mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten als im Vorjahr. Der Fachkräftebedarf ist weiterhin hoch im Oldenburger Münsterland. Die Ausbildung bleibt eine wichtige Säule, um den Fachkräftebedarf aktiv selber zu decken. Umso wichtiger ist es, auch die Ausbildungssuchenden, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, für eine Ausbildung zu gewinnen. Denn nach wie vor bleiben viele Nachwuchsstellen unbesetzt. Die duale Berufsausbildung bietet die besten Chancen für eine sichere Beschäftigung nach dem Abschluss und viele Aufstiegsmöglichkeiten, von der fachlichen Qualifizierung bis hin zum Studium“, ist das gemeinsame Resümee zum zurückliegenden Ausbildungsjahr von Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Vechta, Ludger Wester, stellvertretender Leiter Bildung der Oldenburgischen IHK, Dennis Makselon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg und Markus Nacke, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Vechta.
Die Anzahl der jungen Menschen, die sich nach dem ersten Schulabschluss für eine duale Ausbildung interessieren bzw. unmittelbar einmünden, wird tendenziell kleiner. Frühzeitiger, näher an den Jugendlichen die berufliche Orientierung praxisnah zu gestalten und vielfältiges berufliches Interesse zu fördern, bleibt eine wichtige Ausrichtung. Das gemeinsame Engagement der Partnerinnen und Partner am Ausbildungsmarkt wird mit dieser Zielsetzung fortgeführt.
Agentur für Arbeit Vechta
Im vergangenen Berichtsjahr, welches von Anfang Oktober 2022 bis Ende September 2023 reichte, meldeten die Betriebe dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und der Jobcenter 3.294 Ausbildungsstellen zur Vermittlung, sechs Stellen mehr als im Vorjahr (3.288). Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit (2019) waren es 172 bzw. 4,9 Prozent weniger Ausbildungsstellen.
Im gleichen Zeitraum suchten 2.066 junge Menschen mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz, 95 bzw. 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr und 429 bzw. 17,2 Prozent weniger als 2019.
Zum Abschluss des Ausbildungsjahres am 30. September 2023 waren 298 Ausbildungsstellen unbesetzt und 86 Ausbildungssuchende unversorgt, 72 Ausbildungsstellen weniger und 47 Ausbildungssuchende mehr als im Vorjahr. Im Vergleich dazu: 2019 waren es 170 Ausbildungsstellen, die unbesetzt blieben und 24 Arbeitssuchende, die unversorgt waren.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe bleibt weiter auf einem hohen, stabilen Niveau. Die Zahl der jungen Menschen, die mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz gesucht haben, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Sie bleibt aus verschiedenen Gründen jedoch unter der Zahl der erfassten Ausbildungssuchenden in 2019“, sagt Tina Heliosch, Leiterin der Agentur für Arbeit Vechta.
Nicht wenige junge Menschen sind eher verunsichert, ob der vielen Ausbildungswege nach dem ersten Schulabschluss. Manchmal sind es die eigenen Chancen auf einen Ausbildungsplatz, die unterschätzt werden oder es fehlt noch eine Idee, welcher Beruf den eigenen Interessen und Stärken entspricht. Tendenziell verlagert sich die Berufswahlentscheidung aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten weiter nach hinten. Die Agentur-Chefin rät jungen Menschen, die zurzeit noch keine konkrete Idee für ihren beruflichen Einstieg haben, auch jetzt noch den Kontakt zur Berufsberatung zu suchen. Die duale Ausbildung bietet gerade in Zeiten der Unsicherheit einen guten Einstieg in das Berufsleben. Aufgrund des allgemein hohen Fachkräftebedarfs sind viele Unternehmen auch jetzt noch bereit, ein Ausbildungsverhältnis einzugehen. Es lohnt sich also auch jetzt noch bei den Betrieben und bei der Berufsberatung nachzufragen. Insbesondere dann, wenn der weitere Schulbesuch allein aufgrund der fehlenden Ausbildungsidee gewählt wurde.“
In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta sieht die Situation wie folgt aus:
Landkreis Cloppenburg: 1173 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 36 bzw. 2,1% mehr als im Vorjahr. Davon sind 56 ohne Ausbildungsplatz geblieben, das sind 34 bzw. 154,5% mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig wurden 1565 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 45 bzw. 2,9% mehr als im Vorjahr. Davon blieben 215 unbesetzt, das sind 12 bzw. 5,2% weniger als im vergangenen Jahr.
Landkreis Vechta: 894 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 57 bzw. 7,2% mehr als im Vorjahr. Davon sind 30 ohne Ausbildungsplatz, das sind 13 bzw. 76,5% mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig wurden 1.729 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 39 bzw. 2,2% weniger als im Vorjahr. Davon blieben 83 unbesetzt, das sind 60 bzw. 42% weniger als im Vorjahr.
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer
Der Ausbildungsmarkt hat sich im Bereich der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) sehr positiv entwickelt. Die IHK hat im gesamten Oldenburger Land bis Ende September dieses Jahres 4.057 neue Ausbildungsverträge registriert.
Aus technischen Gründen werden die Zahlen mit dem 31.12.2022 verglichen. Auf dieser Basis ergibt das insgesamt ein Plus von 4,7 Prozent (+ 183 Ausbildungsverträge). Bei den gewerblich-technischen Berufen registrierte die IHK eine Steigerung von 9,1 Prozent (+ 118 Stellen) und im kaufmännischen Bereich ein Plus von 2,5 Prozent (+ 65 Stellen). Die Branchen haben sich dabei sehr unterschiedlich entwickelt. Positiver Spitzenreiter sind die Berufe der Elektrotechnik mit einem Plus von 88 Ausbildungsverträgen (+ 22 %) gefolgt von den Metallberufen mit 43 zusätzlichen Verträgen (+ 8,3 %). In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta haben wir Ende September das Niveau von Dezember 2022 erreicht. Trotz hoher Ausbildungsbereitschaft konnten die Betriebe nicht alle angebotenen Stellen mit jungen Nachwuchskräften besetzen.
"Die Angebote zur Berufsorientierung in den Schulen, Praktika und die durchgeführte Praktikumswoche sowie die Messen wirken positiv auf den Ausbildungsmarkt, gleichwohl konnten zum Ausbildungsstart 2023 nicht alle Stellen besetzt werden. Deshalb müssen wir gemeinsam weiter intensiv für die Duale Ausbildung werben“, erläutert Ludger Wester, stellvertretender Leiter des Bereiches Bildung bei der IHK. „Mit Berufsausbildung zum Bachelor und dabei eigenes Geld verdienen und direkt nach der Schule die eigene Karriere starten, das geht. Die TOP 3-Berufe im gewerblich-technischen Bereich sind Industriemechaniker/-in, Mechatroniker/-in und Elektroniker/-in für Betriebstechnik. Die kaufmännischen Berufe führen die Industriekaufleute, die Fachinformatiker/-innen und die Kaufleute für Büromanagement an. Es gibt regional mehr als 120 verschiedene IHK-Berufe, in denen Karrieren entstehen können!“ so Wester.
Zur Ausbildungswerbung haben die deutschen Industrie- und Handelskammern in diesem Jahr die Ausbildungskampagne "Ausbildung macht mehr aus uns" gestartet. Sie zeigt mit Erfolg, dass eine Ausbildung absolut keine Einbahnstraße ist und man eine optimale Basis für das Berufsleben schafft. Egal, ob nach der Ausbildung eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Industriemeisterin, zum Fachwirt oder ein Studium folgt.
Kreishandwerkerschaft Cloppenburg
Die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg kann zum 30.09.2023 einen Zuwachs von 11 Prozent für die abgeschlossenen Ausbildungsverträge verzeichnen (469 Verträge in 2022, 520 Verträge in 2023).
„Der Landkreis Cloppenburg bietet jungen Nachwuchstalenten eine große Auswahl an Ausbildungsberufen aus dem Handwerk. Die Unternehmen in Cloppenburg leben das Motto des Handwerks ‚wir wissen, was wir tun‘. Daher können wir uns auch in diesem Jahr wieder darüber freuen, dass wir der ausbildungsstärkste Landkreis auf Ebene der Handwerkskammer Oldenburg sind“ erklärt Geschäftsführer Dennis Makselon.
So verzeichnet die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg in mehreren Ausbildungsberufen ein deutliches Plus an abgeschlossenen Berufsausbildungsverträgen. Den stärksten Anstieg gab es in den Ausbildungsberufen Anlagenmechaniker/in für Sanitär-; Heizungs-; und Klimatechnik mit einem Plus von 50 Prozent (48 Verträge in 2023, 32 Verträge in 2022) und Elektroniker/in mit einem Plus von 45 Prozent (81 Verträge in 2023, 56 Verträge in 2022). Für die Kreishandwerkerschaft ist dieser Anstieg nicht überraschend: „Die junge Generation möchte etwas bewegen. Elektroniker/in und Anlagenmechaniker/in zählen zu den Klimaschützenden und sind daher immer beliebter“ erklärt Makselon.
Aber auch andere Ausbildungsberufe freuen sich über den stetigen Zuwachs an jungen Nachwuchstalenten: Im Land- und Baumaschinenhandwerk begannen 31 Jugendliche die Lehre (22 Verträge in 2022, Plus von 41 Prozent), im Metallbauerhandwerk waren es 43 Auszubildende (30 Verträge in 2022, Plus von 43 Prozent) sowie im Tischlerhandwerk 55 Jugendliche (35 Verträge in 2022, Plus von 57 Prozent). Gleichbleibend stark zum Vorjahr ist der Beruf Kfz-Mechatroniker/in geblieben.
Trotz des positiven Gesamtzuwachses gibt es aber auch Ausbildungsberufe, die mit einem Rückgang an Ausbildungszahlen kämpfen. So wurden in den Berufen Maurer/in (26 Verträge in 2023, Minus von 46 Prozent), Maler/in und Lackierer/in (21 Verträge in 2023, Minus von 32 Prozent), Feinwerkmechaniker/in (14 Verträge in 2023, Minus von 30 Prozent) weniger Lehrverhältnisse abgeschlossen. Die Vertragsabschlüsse im Beruf Friseur/in (14 Verträge in 2023, 15 Verträge in 2022) und im Beruf Zimmerer/in (39 Verträge in 2023, 35 Verträge in 2022) verzeichnen keine auffallenden Differenzen zum Vorjahr.
„Das Ausbildungsmarketing und die damit verbundene Azubigewinnung nimmt nicht nur in der Kreishandwerkerschaft und den Schulen zu, sondern auch in den Ausbildungsbetrieben. Dadurch können die Betriebe immer mehr Jugendliche für sich gewinnen“ erklärt Makselon.
Auch die passgenaue Besetzung der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg leistet hier einen entscheidenden Beitrag. Die Berater/-innen des Projektes stehen hierzu im stetigen Austausch mit den Schüler/-innen, Schulen und Ausbildungsbetrieben. Durch das Zusammenspiel werden immer mehr Jugendliche für das Handwerk gewonnen. Auch im Oktober waren die Berater/-innen noch sehr aktiv in der Beratung für aktuelle Stellen tätig, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden und teils freie Lehrstellen zu besetzen. Interessierte Betriebe, Schulen und Schüler/-innen sowie Eltern können gerne noch Kontakt aufnehmen.
Kreishandwerkerschaft Vechta
Die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk im Landkreis Vechta bleibt im Jahr 2023 mit 383 auf Vorjahresniveau. Das sind aber immer noch fast 20% weniger als im Vorpandemiejahr 2019. Dass bisher noch keine Erholung der Ausbildungszahlen stattgefunden hat, liegt immer noch vor allem an der hohen Anzahl an nicht besetzten Ausbildungsplätzen.
Nach einer Umfrage der Kreishandwerkerschaft Vechta sind im Landkreis Vechta zum Ausbildungsstart 2023 16 Ausbildungsplätze zur/zum Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik unbesetzt. Auch die Metallbauer/innen und die Dachdecker/innen finden derzeit nicht genügend Auszubildende. Hier konnten jeweils 8 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Außerdem werden noch dringend Auszubildende in den Bereichen Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker/in im Fachbereich Automatisierungstechnik und Zimmerer/in gesucht. Hier sind jeweils 7 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Insgesamt sind im Landkreis Vechta noch 83 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt.
Die Anstrengungen der Betriebe ihre Ausbildungsplätze zu besetzten werden von Jahr zu Jahr größer. Betriebsinhaber/innen von handwerklichen Betrieben gehen in Schulen, um ihr Gewerk den Jugendlichen nahe zu bringen, sie präsentieren sich auf Berufsmessen, sie bieten Praktika und Ferienjobs an und gewähren zusätzliche Leistungen zum Gehalt. Vor allem die Stärke des Handwerks, der persönliche und familiäre Kontakt zu den Mitarbeitern und zum Chef, wird in die Waagschale geworfen, um Auszubildende zu finden. So engagieren sich viele Betriebsinhaber/innen in Sport- und Schützenvereinen oder nehmen persönlich an Praktikumswochen teil.
Trotz dieser Anstrengungen konnten in einigen Ausbildungsberufen nur weniger Auszubildende eingestellt werden als im Vorjahr. Besonders hart trifft es die Feinwerkmechatroniker/innen. Hier starteten im 1. Lehrjahr nur sechs Auszubildende eine Lehre. Das ist ein Rückgang um 50%. Ebenfalls einen Rückgang der Auszubildende im 1. Lehrjahr verzeichnen die Dachdecker/innen, die Maler/innen und die Land- und Baumaschinenmechatroniker/innen. Die Ausbildungszahlen steigern konnten vor allem die KFZ-Mechatroniker/innen. Üblicherweise beginnen in diesem Beruf ca. 55-60 Auszubildende im 1. Lehrjahr. In diesem Jahr sind es über 70. Auch die Anlagenmechaniker/innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik konnten ihre Ausbildungszahlen steigern. Diese liegen mit 28 Auszubildenden wieder auf vor Vorpandemieniveau.
Es bleibt festzuhalten: Gesucht wir noch in allen Gewerken. Ausbildungsinteressierte können sich gerne bei der Kreishandwerkerschaft Vechta melden.