Syrerin ermutigt andere Geflüchtete, offen für die Arbeitswelt zu sein

Eine Erfolgsgeschichte im Rahmen des Job-Turbo

11.06.2024 | Presseinfo Nr. 48

Vechta. Seit Ende letzten Jahres setzen die Jobcenter den „Job-Turbo“ um. Ziel ist es, Geflüchteten nach erstem Spracherwerb über eine intensive Beratung schneller den Weg in die Beschäftigung zu ebnen. Um dies zu erreichen, gibt es aktuell vielfältige Vermittlungsaktivitäten. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Vermittlung ist die 35-jährige Syrerin Faiza Houssein, die seit März dieses Jahres im Internen Service der Agentur für Arbeit Osnabrück mit Dienstort Vechta tätig ist. Die Mutter dreier Kinder wurde dort mit offenen Armen empfangen und ermutigt nun andere Geflüchtete, den Schritt in die Arbeitswelt zu gehen. 

Der Wunsch nach einem Leben in Frieden für sich und ihre Kinder sowie medizinischer Versorgung für ihren erkrankten Mann hat Faiza Houssein vor acht Jahren nach Deutschland geführt. Zuvor hatte sie in Syrien Jura studiert, sich jedoch wegen des Krieges nicht weiter auf ihr Fachgebiet spezialisieren können. Wie es nach ihrer Ankunft in Deutschland weiterging, erzählt sie im Interview: „In den ersten zwei Jahren wegen der schwierigen Lebenssituation konnte ich nicht anfangen, die Sprache zu lernen. Danach habe ich Sprachkurse besucht. Zurzeit pflege ich meinen Mann, der behindert ist und ich arbeite ehrenamtlich beim Roten Kreuz.“ 

Da die Sprachkenntnisse sowie die Rahmenbedingungen noch nicht ganz stimmig für eine Tätigkeit im studierten Tätigkeitsfeld sind, machte das Jobcenter sie auf die Arbeitsmöglichkeit im Internen Service der Agentur für Arbeit aufmerksam. Faiza Houssein erzählt von ihren dortigen ersten Wochen: Ich war vor dem Anfang sehr aufgeregt. Das ist natürlich normal, denn jeder neue Anfang ist eine neue Herausforderung. Aber als ich angefangen habe, war das ganz anders. Alle Kollegen waren sehr hilfsbereit und unterstützend. Ich konnte die Arbeit schnell lernen dank der Hilfsbereitschaft.“ Als ihre größte Herausforderung beschreibt die junge Syrerin; Missverständnisse, die durch kulturelle Unterschiede entstehen, zu vermeiden. Wie sehr sich Faiza Houssein in ihre neue Tätigkeit einbringt, wird im Gespräch mit dem direkten kollegialen Umfeld deutlich. Sie wird dort als äußert engagiert, freundlich und lernfähig beschrieben. Schritt für Schritt werde die junge Syrerin eingearbeitet, eventuelle Fehler als Teil eines Lernprozesses gesehen. „Jeder macht mal Fehler, das passiert uns langjährigen Kräften auch“, resümiert eine Kollegin. Für ihre Zukunft wünscht sich die dreifache Mutter, ihre Sprach- und fachlichen Kenntnisse weiter zu verbessern und langfristig beruflich Fuß zu fassen. Für Menschen in einer vergleichbaren Situation hat Faiza Houssein einen klaren Tipp: „Den Menschen, die die gleiche Situation haben, empfehle ich, sich selbst zu trauen, in den Arbeitsmarkt zu gehen. Denn man kann sich nur richtig integrieren und die Kultur austauschen, wenn man mit Einheimischen arbeitet. Wenn man ein Ziel hat, muss man versuchen, es zu erreichen.“

Wie hilfreich eine kollegiale Einbindung von Geflüchteten ist, hebt Markus Ripke, Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis Vechta hervor: „Während der beruflichen Tätigkeit, vielleicht nicht im ursprünglich erlernten Job, dafür aber im direkten Kontakt mit anderen Beschäftigten lässt sich die Sprache viel leichter lernen, dies hilft auch der Integration. Wie sehr alle Beteiligten davon profitieren, macht das Beispiel von Frau Houssein deutlich“, so Ripke. Und Tina Heliosch, Chefin der Agentur für Arbeit Vechta betont: „Auch wir, in der Agentur für Arbeit, spüren den Fachkräftemangel auf dem lokalen Arbeitsmarkt. Es ist heute wichtiger auf das zu schauen, was an Grundlagen, vor allem an Motivation da ist. Wir haben die Entwicklungsmöglichkeiten, wenn die Voraussetzungen stimmen und es erstmal einen Einstieg gegeben hat. Und außerdem schätzen wir die Vielfalt, die auch Faiza Houssein in unser Unternehmen miteinbringt.“ Und so lohnt sich nicht nur in Zeiten von Fachkräftebedarf das Einstellen von Geflüchteten. Die Agenturchefin appelliert an Unternehmen, den geflüchteten Menschen mit legalem Arbeitsmarktzugang eine Chance zu geben und empfiehlt die Kontaktaufnahme mit dem Arbeitgeber-Service. Dort gibt es Beratung zu den Fördermöglichkeiten bei Einstellung und während der Beschäftigung, wenn vorhandene Qualifizierungen (noch) nicht passen. So gelingt es nicht nur die Fachkraft von morgen zu gewinnen, sondern es gibt auch den Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen hierhergekommen sind, wieder die Möglichkeit sich beruflich einzubringen und Fuß zu fassen