Im zurückliegenden Ausbildungsjahr haben deutlich mehr junge Menschen über die Agentur für Arbeit Vechta eine Ausbildung gesucht als im Vorjahr. Gleichzeitig meldeten die Betriebe im Oldenburger Münsterland dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter weniger offene Ausbildungsstellen. Mehr Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr mündeten in eine Ausbildung ein und weniger Stellen als im Vorjahr blieben unbesetzt.
„Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass im zurückliegenden Ausbildungsjahr deutlich mehr junge Menschen die Weichen für ihre berufliche Zukunft mit einer dualen Berufsausbildung stellen wollten und entsprechende Möglichkeiten gefunden haben. Gerade in unsicheren Zeiten bietet die duale Ausbildung weiterhin die besten Beschäftigungschancen nach dem Abschluss und viele Aufstiegsmöglichkeiten, von der fachlichen Qualifizierung bis hin zum Studium. Die duale Ausbildung bleibt für Unternehmen auch zukünftig eine wichtige Säule, um den Fachkräftebedarf aktiv selber zu decken. Umso wichtiger ist es, auch jetzt noch die Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, für eine Ausbildung zu gewinnen. Denn auch diesmal konnten viele Nachwuchsstellen nicht besetzt werden“ lautet das gemeinsame Resümee zum zurückliegenden Ausbildungsjahr von Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Vechta, Stefan Bünting, Leiter Bildung der Oldenburgischen IHK, Dennis Makselon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg und Markus Nacke, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Vechta.
Weiter mehr Jugendliche nach dem ersten Schulabschluss für den Einstieg in die Ausbildung zu gewinnen, statt den auch bislang nicht für alle erreichbaren und oftmals nicht notwendigen höchsten Schulabschluss anzustreben, bleibt ein wichtiges Ziel. Frühzeitiger und näher an den Jugendlichen zu sein, die berufliche Orientierung praxisnah zu gestalten und ein vielfältiges berufliches Interesse zu fördern, ist auch weiterhin eine wichtige Ausrichtung der Ausbildungsberatung und -vermittlung. Dieses Ziel wird von den Partnerinnen und Partnern am Ausbildungsmarkt aktiv fortgeführt.
Agentur für Arbeit Vechta
Im vergangenen Berichtsjahr, welches von Anfang Oktober 2023 bis Ende September 2024 reichte, sind dem dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und der Jobcenter 2.994 Ausbildungsstellen zur Vermittlung gemeldet worden, das waren 300 Stellen bzw. 9,1 Prozent weniger als im Vorjahr (3.294).
Im gleichen Zeitraum suchten 2.276 junge Menschen mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz, das waren 210 bzw. 10,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Zum Abschluss des Ausbildungsjahres am 30. September 2024 waren 295 Ausbildungsstellen unbesetzt und 89 Ausbildungssuchende unversorgt, das waren 3 Ausbildungsstellen weniger und 3 Ausbildungssuchende mehr als im Vorjahr.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im Oldenburger Münsterland ist aufgrund des anhaltenden Fachkräftebedarfs weiterhin hoch. Trotz eines leichten Rückgangs waren im letzten Ausbildungsjahr weiter mehr Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende gemeldet. Dies bietet zwar jungen Menschen per se gute Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden. Doch durch die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten sind nicht wenige Jugendliche weiterhin in ihrer Berufswahl eher verunsichert. Oft werden die eigenen Chancen auf dem Ausbildungsmarkt nicht richtig eingeschätzt oder es fehlt die Idee, welcher Beruf konkret zu den eigenen Interessen, Stärken und Fähigkeiten passen könnte. Auch verlagert sich die Berufswahlentscheidung biografisch immer weiter nach hinten“ erläutert Tina Heliosch, Chefin der Agentur für Arbeit Vechta. Sie rät wiederholt jungen Menschen, die derzeit noch keine konkrete Idee für ihren beruflichen Einstieg haben und bis Jahresende noch in eine Ausbildung einsteigen möchten, kurzfristig Kontakt zur Berufsberatung aufzunehmen. „Die duale Ausbildung bietet gerade in Zeiten der Unsicherheit weiter einen sehr guten Einstieg in das Berufsleben. Insbesondere dann, wenn der weitere Schulbesuch nicht in Verbindung mit einem konkreten Berufsziel gewählt wurde. Viele Unternehmen im Oldenburger Münsterland sind auch jetzt noch bereit, ein Ausbildungsverhältnis einzugehen.“
In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta sieht die Situation wie folgt aus:
Landkreis Cloppenburg: 1.296 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 124 bzw. 10,6% mehr als im Vorjahr. Davon sind 30 ohne Ausbildungsplatz geblieben, 26 bzw. 46,4% weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig wurden 1.290 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 275 bzw. 17,6% weniger als im Vorjahr. Davon blieben 186 unbesetzt, 29 bzw. 13,5% weniger als im vergangenen Jahr.
Landkreis Vechta: 980 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 86 bzw. 9,6% mehr als im Vorjahr. Davon sind 59 ohne Ausbildungsplatz geblieben, 29 bzw. 96,7% mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig wurden 1.704 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 25 bzw. 1,4% weniger als im Vorjahr. Davon blieben 109 unbesetzt, 26 bzw. 31,3% mehr als im Vorjahr.
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer
Ausbildungsmarkt im Bereich der Oldenburgischen IHK entwickelt sich positiv
Die IHK hat bis Ende September dieses Jahres 4.076 neue Ausbildungsverträge registriert. Auf dieser Basis insgesamt ein Plus von 0,5 Prozent (+ 19 Ausbildungsverträge). Bei den gewerblich-technischen Berufen registrierte die IHK eine Steigerung von 3,9 Prozent (+ 55 Stellen) und im kaufmännischen Bereich ein Minus von 1,4 Prozent (- 36 Stellen). Im Oldenburger Münsterland haben wir eine insgesamt positive Entwicklung mit einem Plus von 3,7 Prozent (+ 47 Stellen). Diese Steigerung von Plus 3,7 Prozent können wir sowohl im gewerblich-technischen sowie in kaufmännischem Berufen.
Die Branchen haben sich dabei sehr unterschiedlich entwickelt. In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta haben wir Ende September die gleichen Sieger: Metalltechnik mit einem Plus von 17 Verträgen (+ 8,1 %) und Industriekaufleute Plus von 12 Verträgen (+ 7,7 %). Besonders auffällig ist in diesem Jahr, dass die IHK seit 2015 die höchsten Zahlen im Bereich der gewerblich-technischen Berufe im Oldenburger Land verzeichnen konnte.
„Trotz hoher Ausbildungsbereitschaft konnten laut der DIHK-Ausbildungsumfrage ungefähr die Hälfte der Betriebe nicht alle angebotenen Stellen mit jungen Nachwuchskräften besetzen. Deshalb müssen wir gemeinsam mit allen Schulformen und Kammern, den Gewerkschaften und selbstverständlich den Agenturen für Arbeit für die duale Ausbildung werben. Dies kann aber nur mit einer besseren Berufsorientierung erreicht werden“, erläutert Stefan Bünting, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung der Oldenburgischen IHK.
"Die betriebliche Ausbildung ist keine Einbahnstraße und sie endet nicht nach der Abschlussprüfung. Sie ist der Einstieg ins Berufsleben und eine berufsbegleitende Fortbildung zur Industriemeisterin, dem Fachwirt oder den Betriebswirten kann die Karriere sichern, denn diese Abschlüsse sind absolut auf dem Niveau eines Bachelors bzw. eines Masters einer Hochschule und heißen mittlerweile in vielen Fällen auch so – der Bachelor oder Master Professionell. Dies müssen wir den jungen Menschen und deren Eltern verdeutlichen“, so Bünting.
In diesem Jahr sind die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern mit der neuen Website http://www.meine-ausbildung-in-niedersachsen.de gestartet. Hier werden alle freien Ausbildungsplätze in Niedersachsen auf einer Internetseite gebündelt. Aktuell finden Nutzer auf der Website mit der Hilfe einer KI mehr als 11.000 Lehrstellen von Betrieben aus Industrie, Handel, Handwerk und Pflege in über 300 unterschiedlichen Ausbildungsberufen.
Kreishandwerkerschaft Cloppenburg
Cloppenburger Bau- und Ausbaubranche nach wie vor sehr attraktiv für Jugendliche
530 Jugendliche haben zum 01.08.2024 ihre Ausbildung im Handwerk begonnen. Die gesamte Region verzeichnet insgesamt zwar immer noch einen Rückgang, blieb aber insbesondere im Bau- und Ausbauhandwerk und im Elektro- und Metallgewerbe für Nachwuchskräfte attraktiv.
Zum Stichtag 31.08.2024 kann die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg insgesamt 530 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge verzeichnen. Dies ist ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2023 (512 abgeschlossene Ausbildungsverträge).
Auf Kammerebene betrachtet wurden insgesamt 2.394 neue Lehrverträge abgeschlossen, dies entspricht einem Rückgang von 1,1 Prozent zum Jahr 2023 (2.421 Ausbildungsverträge).
Auf Ebene der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg bleiben insbesondere die Ausbildungsberufe aus dem Bau- und Ausbau, aber auch im Elektro- und Metallgewerbe weiterhin interessant für Schüler und Schülerinnen: Einen Zuwachs an Auszubildenden gibt es in den Berufen Zimmerer um 19,4 %, Maler und Lackierer um erfreuliche 68,4 %, Metallbauer um 14,3 % sowie ebenfalls besonders hoch bei den Kraftfahrzeugmechatronikern um 50,9 %.
Dennis Makselon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg, erklärt: „Die Ausbildungsberufe im Bau- und Ausbaubereich wie z.B. der des Zimmerers sind seither für Jugendliche sehr attraktiv. Über den enormen Anstieg an Auszubildenden im Beruf der Maler und Lackierer freuen wir uns natürlich sehr.“
Einen Rückgang verzeichnen jedoch die Berufe Elektroniker um 12 % sowie Tischler um 22 %.
„Der fortlaufende Rückgang in den Metallberufen hat sich erfreulicherweise dieses Jahr nicht fortgesetzt. Überraschend nehmen wir nunmehr jedoch einen Rückgang bei den Tischlern wahr. Auch der Ausbildungsberuf des Elektronikers hat dieses Jahr an Auszubildenden um 12 % eingebüßt. Dies ist verwunderlich für uns, da gerade auch das Elektrogewerbe neben den weiteren Handwerksberufen eine
wesentliche Säule für die Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung ist und so-mit den Jugendlichen großartige Perspektiven bieten kann,“ erklärt Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dennis Makselon.
Der Geschäftsführer appelliert hierbei an die Jugendlichen, sich während der Schulpraktika und Ferien in den verschiedenen Handwerksberufen auszuprobieren, um die Vielfalt und Wichtigkeit der Branche kennenzulernen.
„Handwerk muss erlebt werden. Wir sind eine Handwerksregion – und das wird auch so bleiben!“ betont Makselon sicher.
Kreishandwerkerschaft Vechta
Die Ausbildungszahlen für das Jahr 2024 im Handwerk des Landkreises Vechta sind im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.
Im Bausektor erholen sich die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse nach einem größeren Rückgang im Jahr 2023 wieder. Gerade im Ausbildungsberuf „Maurer“ wurde wieder verstärkt eingestellt. Auffällig ist in diesem Ausbildungsberuf, dass viele Auszubildende im zweiten Lehrjahr einsteigen. Dies ist dann möglich, wenn der Auszubildenden ein Abitur erworben hat. An das Niveau von vor 2023 kommen die Ausbildungszahlen in diesem Ausbildungsberuf aber nicht heran. So waren es im Jahr 2022 65 Lehrlinge über alle drei Lehrjahre und im Jahr 2024 sind es jetzt 36. Laut einer Umfrage der Kreishandwerkerschaft Vechta suchen aber trotzdem noch 6 Betriebe einen Auszubildenden im Maurerhandwerk.
Einen stärkeren Einbruch bei den Ausbildungszahlen gab es bei den Kfz-Mechatronikern. Für diesen Ausbildungsberuf haben sich 2024 fast 30 Personen weniger entschieden als letztes Jahr. Hier spielen sicherlich die Unsicherheiten der Mobilitätswende eine Rolle.
Der Beruf des Elektronikers ist im Jahr 2024 ein boom Beruf. Hier sind 20 Auszubildende mehr im ersten Lehrjahr gestartet als im Jahr 2023. Und damit nicht genug. Im Ausbildungsbereich Energie und Gebäudetechnik werden noch immer weitere 15 Auszubildende von den Firmen gesucht. Hier zeigt sich einmal deutlich, dass die Energiewende ohne das Handwerk nicht zu machen ist.
Gesucht wir noch in allen Gewerken. An der Spitze stehen die Feinwerkmechaniker. Hier werden noch 15 Ausbildungswillige Personen im Landkreis Vechta gesucht. Außerdem werden noch 8 Metallbauer, 8 Zimmerer, 6 Anlagenmechaniker und 6 Elektriker für den Bereich Automatisierungstechnik gesucht.
Ausbildungsinteressierte können sich gerne bei der Kreishandwerkerschaft Vechta melden.