Fach- und Arbeitskräftemangel? Stärkung der Wirtschaft durch berufliche Integration geflüchteter Menschen

Deutschland sieht sich einem branchenübergreifenden akuten Fachkräftemangel gegenüber. Der Beschäftigungszuwachs beruht sowohl deutschlandweit als auf den Rems-Murr-Kreis bezogen im Vergleich zum Vorjahr allein auf Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit.

23.10.2024 | Presseinfo Nr. 63

Auch der durch die Bundesregierung im Oktober 2023 ins Leben gerufene Job-Turbo trägt dazu bei, den Arbeits- und Fachkräfteengpass in Deutschland zu mildern sowie Geflüchteten eine Perspektive zu bieten. Trotz der konjunkturell schwierigen Rahmenbedingungen, zeigt sich bei der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen eine positive Entwicklung. „Diese ist umso höher zu bewerten, da die allgemeine Entwicklung am Arbeitsmarkt schwieriger geworden ist“, betont Ralf Steeg, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Waiblingen. „Fakt ist: Der Arbeitsmarkt braucht nach wie vor Fach- und Arbeitskräfte, denn aufgrund der demographischen Entwicklung werden auch in den kommenden Jahren viele derzeit Beschäftigte den Arbeitsmarkt verlassen “, ergänzt Steeg.

Welchen positiven Einfluss die Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund auf die Unternehmenskultur hat und wie Integration funktioniert, darüber informierte sich Ricarda Lang, Bundestagsabgeordnete vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Steeg am 23. Oktober vor Ort bei der Schlienz-Tours GmbH & Co.KG in Kernen. Mit dabei war der Geschäftsführer des Jobcenters Rems-Murr, Karsten Bühl. Gemeinsam tauschten sie sich mit Erhard Kiesel, dem Geschäftsführer von Schlienz-Tours, über die Möglichkeiten und Vorteile des Beschäftigungspotentials aus dem Ausland aus. Im Gespräch wurde deutlich, wie berufliche Integration für alle gewinnbringend gelingen kann, aber auch wo es noch Defizite und Verbesserungsbedarfe gibt.

Bis Ende September wurden für das Jahr 2024 bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter kreisweit fast 270 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsaufnahmen von ukrainischen Geflüchteten, die zuvor arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldet waren, erfasst. „Dies sind etwa doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum im Jahr 2023. Wir sehen also, dass es in die richtige Richtung geht und der Trend setzt sich fort,“ fasst Bühl zusammen. „Die berufliche Integration von geflüchteten Menschen gehört zu unserem Kerngeschäft. Wir bringen Arbeitgeber mit potenziellen Beschäftigten zusammen: auf dem klassischen Weg der individuellen Vermittlungsarbeit, bei Speed-Datings oder mit ganz gezielten, berufsspezifischen Aktionstagen“, führt er weiter aus. „Dabei verlieren wir das Thema Fachkräftebedarf natürlich nicht aus dem Blick. Das Ziel ist, den Beschäftigten berufsbegleitende Weiterbildungen und Sprachkurse anzubieten, um ihnen so eine langfristige Perspektive als qualifizierte Fachkraft zu ermöglichen“, führt Steeg weiter aus.

Dass sich die Einstellung von geflüchteten Menschen, lohnt und funktioniert, betont auch Kiesel: „Unsere neuen Kollegen*innen bringen neben dem frischen Wind in unsere Teams, auch eine hohe Motivation und vielseitige Perspektiven mit. Ich kann nur an alle anderen Unternehmen appellieren, keine Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber der Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund oder aus dem Ausland zu haben und einfach auf die Ansprechpartner des gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Agentur für Arbeit und Jobcenter zuzugehen. Die geleisteten Bemühungen zahlen sich aus - das zeigt sich mir tagtäglich“.

Dies bestätigt auch der Personalleiter Frank Schächter von Schlienz-Tours. „Wir arbeiten schon seit Jahrzehnten mit Beschäftigten unterschiedlichster Nationalitäten zusammen. Wir kennen daher die Hürden sehr gut, gerade wenn es um Sprache, aber auch um kulturelle Besonderheiten geht. Natürlich dauert bei Personen, deren Deutschkenntnisse noch nicht so gut sind, die Einarbeitung etwas länger.Aber es gibt dabei umfassende Unterstützungsmöglichkeiten, gerade durch Agentur für Arbeit und Jobcenter. Außerdem verfügen wir im Betrieb über ein großes Sprachangebot aufgrund unserer multikulturellen Beschäftigungsstruktur und die Kolleg*innen unterstützen beim Übersetzen“, teilt er mit. Davon wie die Theorie in der Praxis umgesetzt wird, konnten sich alle Anwesenden bei der abschließenden Führung durch das Betriebsgelände selbst ein Bild machen. Denn: „Darüber zu sprechen, ist wichtig. Aber zu erleben, wie’s vor Ort funktioniert, ist doch nochmal was ganz anderes“, fasst Steeg zusammen.

Ausführliche Informationen zu Beratungs- und Unterstützungsleistungen wie Integration gelingen kann finden Sie auf www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo oder unter 0800 4 5555 20 direkt beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Waiblingen