Erzieher/in werden - Mit dem Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung

Der Erzieherberuf – er verdeutlicht, wie bedeutsam Erziehung, Betreuung von Kindern und die frühkindliche Bildung ist. Er stellt aber auch sicher, dass unzählige Eltern unbesorgt ihren Jobs nachgehen können – in Zeiten, in denen jede weitere Arbeitsstunde dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.  Um auch weiterhin das staatlich zugesicherte Betreuungsangebot sicherzustellen, gibt es eine ganz besondere Möglichkeit, Nachwuchs in diesem Bereich zu generieren.

12.06.2024 | Presseinfo Nr. 38

Antonia Samm ist eine sympathische junge Frau, die mitten im Leben steht und aufgeht in der Arbeit mit Kindern - als Erzieherin.

Antonia Samm war aber nicht immer Erzieherin. Nach der Schule absolvierte sie die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, arbeitete in diesem Beruf bis zur Geburt ihres Sohnes und kehrte als Alleinerziehende recht schnell in den Job zurück. Doch während Corona wurde die 30jährige arbeitslos. „Das war schon ein Schock für mich, aber vielleicht auch ein Zeichen, denn ich wollte gerne mit Kindern arbeiten, obwohl ich vorher nie in einem derartigen Beruf tätig war.“ Aber wie sollte sie das anstellen: Eine rein schulische Qualifizierung für ihren Berufswunsch war nicht möglich, denn Antonia Samm wollte weiterhin arbeiten und finanziell unabhängig sein und das in Teilzeit, damit sie sich auch weiterhin gut um ihren Sohn kümmern kann.

Sie wandte sich in dieser schwierigen Situation an die Arbeitsagentur Weilheim und Maria Vogl, die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Sie ist vor allem zuständig für die Themen beruflicher Wiedereinstieg nach einer Familienphase sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf. “Ich führe viele Beratungsgespräche mit Müttern und auch Vätern, die nach einer Auszeit für die Kinderbetreuung wieder arbeiten möchten, in den erlernten Beruf jedoch aus verschiedenen Gründen nicht zurückkehren. Bei vielen dieser Eltern reift während der eigenen Erziehungszeit der Wunsch, sich auch beruflich Kindern zu widmen, aber es fehlt an den Ressourcen, eine klassische Ausbildung zu absolvieren.“

Bereits vor über elf Jahren erkannt man in der Agentur für Arbeit Weilheim die Zeichen der Zeit: Es war ein Angebot für die Region erforderlich, das für den Erzieherberuf qualifiziert, aber ohne große finanzielle Einbußen von Arbeitgeber/in oder Arbeitnehmer/in und mit genügend Freiraum, um sich weiterhin der Familie widmen zu können.

 

Die Idee ist damals in Absprache mit der Kolping Akademie gewachsen, die seitdem auch als Träger für den theoretischen Teil des Lehrganges fungiert. „Der Erzieher/innen Kurs bedeutet eine große Chance hoch qualifizierten Nachwuchs in einem dringend benötigten Berufsbild in Teilzeit zu generieren“, so Maria Vogl.

Unter speziellen Voraussetzungen kann man diesen Vorbereitungskurs besuchen. Lauren Mathesen von der Kolping Akademie beschreibt das Konzept:“ Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sind in Teilzeit angestellt in verschiedenen Kinderbetreuungseinrichtungen und leisten dort ihre praktischen Stunden ab. Die theoretische Vorbereitung und damit schulische Qualifizierung übernehmen wir als Bildungsträger bei uns im Haus. Insgesamt dauert der Vorbereitungskurs zwei Jahre und umfasst 25 Wochenstunden, wobei Praxis und Theorie in wechselnden Anteilen abgeleistet werden. So kann auch sichergestellt werden, dass unsere Ausbildung auch neben der Familie absolviert werden kann. Danach münden unsere Absolventinnen und Absolventen an eine Fachakademie für Sozialpädagogik als Berufspraktikantinnen und Berufspraktikanten in ein Angestelltenverhältnis, so wie jeder andere werdende Erzieher.“

Die Förderung erfolgt über die Agentur für Arbeit. Sie übernimmt nach dem Qualifizierungschancengesetz (QCG) je nach Firmengröße bis zu 100% der Kosten des Kurses sowie der Arbeitszeit, die für die Qualifizierung zur Verfügung gestellt wird. 

Qualifizierte und erfahrene Dozenten/innen vermitteln die prüfungsrelevanten Inhalte

und geben Richtlinien mit Hinweisen für Selbststudium und individuelle Prüfungsvorbereitung. Basis für den Unterricht ist der Lehrplan der bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik. Nach der Kursdauer können die Teilnehmer/innen an verschiedenen Schulen als externe Prüflinge zugelassen werden, um mit den regulären Auszubildenden gemeinsam die Abschlussprüfung zur/zum staatlich anerkannte/n Erzieher/in abzulegen.

 

Antonia Samm hat genau diesen Weg gewählt und gerade ihr abschließendes Berufspraktikum im Waldkindergarten in Huglfing beendet. Auch ihre Chefin Anja Vukmann, die als Vorsitzende mit ihrem Verein „Natürlich! – Natur begreifen e. V.“ verschiedene Naturkindergarten in der Region betreibt, zeigt sich begeistert von dem Konzept und hat schon einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über dieses Angebot generieren können:“ Für uns ist das eine tolle Möglichkeit zur Fachkräftegewinnung. Viele Eltern, die sich bereits der Kindererziehung gewidmet haben, bringen die besten Voraussetzungen mit, im Erzieherberuf zu arbeiten. Zudem schätzen wir ältere Auszubildende, die wissen, was sie wollen und Beständigkeit für den Beruf mitbringen.“

Eine gewisse Resilienz und vor allem Eigenmotivation ist jedoch zwingend erforderlich, denn natürlich ist diese Qualifizierungsphase sehr herausfordernd: „Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren ist an sich bereits eine organisatorische Leistung, aber hier kommt zur beruflichen Tätigkeit im  Kindergarten auch noch die schulische Verpflichtung dazu und es muss viel im Selbststudium erbracht werden. Das ist eine Leistung auf höchstem Niveau“, so Vukmann weiter.

Lauren Matheson von Kolping fügt hinzu: „Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ganz eng durch uns begleitet, wir unterstützen, wo wir nur können und haben sicherlich auch dadurch eine super Abschlussquote.“

Doch natürlich bleibt es sowohl für Frauen als auch Männer eine große Herausforderung unter erschwerten Bedingungen, diesen Weg als Quereinsteiger zu wählen. Aber es lohnt sich, sind sich alle Beteiligten einig.

Auch Antonia Samm kann das bestätigen: „Ich bin unglaublich froh und stolz, dass ich die Vorbereitung und die Prüfung zur Erzieherin trotz meiner Doppelbelastung geschafft habe. Es ist ein unwahrscheinlich positives und sinnstiftendes Gefühl, sich in seiner Tätigkeit mit Kindern zu beschäftigen, ihnen beim Wachsen zu helfen und einen Teil zu ihrer bedürfnisorientierten Entwicklung beitragen zu dürfen. Zudem bedeutet diese Ausbildung eine berufliche und finanzielle Absicherung für mich und ich kann weiterhin gut für meinen Sohn da sein.“


Informationskasten

Beginn des nächsten Vorbereitungskurses zur Externenprüfung Erzieherin oder Erzieher am 02.09.2024 bei der Kolping Akademie in Weilheim. 

Infos bei der Lehrgangsleiterin Lauren Matheson:

Telefon: 0881 925895-22 

E-Mail: lauren.matheson@die-kolping-akademie.de

oder bei Irena Reum von der Agentur für Arbeit:

Telefon: 08191 9230-89 

E-Mail: Irena.Reum@arbeitsagentur.de